Vor dem Derby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund am Samstag (18:30 Uhr) hat sich Jens Lehmann zum Kräfteverhältnis im Ruhrgebiet geäußert. Der frühere Torhüter, der in seiner aktiven Karriere für beide Klubs auflief, rät den Königsblauen angesichts des Vorsprungs des BVB in vielen Bereichen zu einem drastischen Schritt.
"Unter normalen Gesichtspunkten" lasse sich die aufgerissene Kluft zwischen dem BVB und seinem Erzrivalen nicht schließen, sagte Lehmann der "WAZ". "Es sei denn, Borussia Dortmund macht viele Fehler und Schalke arbeitet sich in der jetzigen Struktur im Schneckentempo nach oben."
Um die Chancen auf eine Aufholjagd zu erhöhen, soll der S04 nach Lehmanns Ansicht seine Profiabteilung aus dem e.V. ausgliedern.
"Ohne Geld dauert es Jahre, vielleicht Jahrzehnte, den Rückstand aufzuholen", sagte Lehmann. "Wenn ich als Ex-Spieler irgendwem sage, ich habe mal für Schalke gespielt, haben immer weniger Leute auf dem Schirm, dass Schalke mal gut war. Die Marke verfällt."
Auch die breite Basis der königsblauen Anhängerschaft könnte in naher Zukunft anfangen zu bröckeln, so Lehmann: "Irgendwann haben die Kinder der eingefleischten e.V.-Fans keine Lust mehr, zu Schalke zu gehen, weil sie sich anhören müssen: Wieder im Abstiegskampf? Wieder zweite Liga?"
Profitiert der BVB vom Champions-League-Aus?
Im anstehenden Duell werde es für "schwer für Schalke, aber im Fußball ist alles immer möglich", blickte Lehmann voraus. "Auf Schalke sind die Leute mit so wenig zufrieden, dass eine gelungene Grätsche das ganze Stadion in Wallung bringen kann. Das kann den Ausschlag geben, dass man wenigstens nicht verliert."
Der BVB könnte seiner Meinung nach vom Champions-League-Aus gegen den FC Chelsea am Dienstag profitieren.
"Dortmund ist Zweiter, hat gute Chancen auf die Meisterschaft. Jetzt zeigt sich, wie stark Dortmund mental ist. Vielleicht sind sie nach dem Spiel in Chelsea ein bisschen wütend. Und wer mit Wut spielt, ist nicht unbedingt schlechter als im Spiel zuvor", so der 61-fache Nationalspieler.
Lob für Torhüter von FC Schalke 04 und BVB
Lob sprach Lehman den Torhütern beider Teams aus: Ralf Fährmann auf Schalker Seite und BVB-Keeper Gregor Kobel, hinter dessen Einsatz wegen einer Muskelverletzung noch ein Fragezeichen steht.
Fährmann sei "ein wichtiger Faktor, dass Schalke stabil steht. Er ist groß, hat eine super Präsenz. Was ich an ihm gut finde, ist, dass er mutig sein kann, wenn er will."
Kobel, den Lehmann aus seiner Zeit als Co-Trainer beim FC Augsburg persönlich kennt, habe gar "das Zeug, Weltklasse zu werden".