Benito Raman kommt 2019 mit großen Hoffnungen zum FC Schalke 04. Doch in seinen zwei Bundesliga-Spielzeiten in Gelsenkirchen lernt er die Schattenseiten des Geschäfts kennen. Am Ende beantragt der Belgier Polizeischutz, denkt an sein Karriereende und will einfach nur weg.
Der ehemalige Schalke-Profi Benito Raman hat sich in seiner belgischen Heimat zur katastrophalen Abstiegssaison der Königsblauen geäußert und gestanden, dass er kurz davor war, seine Karriere als Fußball-Profi zu beenden. "Ich wollte mit dem Fußball aufhören", erzählte der Belgier im Gespräch mit "Les Sports".
Raman: "Wir hatten nie das Gefühl, dass wir absteigen würden"
In der turbulenten Spielzeit 2020/21 mit fünf Trainern und nur drei Siegen war der sich schon früh abzeichnenden Abstieg in der Kabine selten ein Thema. "Wir hatten nie das Gefühl, dass wir absteigen würden", sagte der 26-Jährige: "Bis zu dem Moment, als wir dann wirklich abgestiegen sind."
Der Abstieg nach einer 0:1-Niederlage bei Arminia Bielefeld am 30. Spieltag traf den Verein mit voller Wucht. Bei der Rückkehr zum Schalker Stadion wurden die Profis von einem wütenden Mob empfangen. Auch wenn Raman aufgrund einer Verletzung nicht im Kader stand, reichten ihm die Erzählungen seiner Mitspieler, um seine Entscheidung zu treffen.
Chaos auf Schalke: "Ich hatte auch Angst"
"Ein Spieler wurde von elf Albanern nach Hause verfolgt. Er musste aus seinem Haus fliehen und sich in einem Hotel schlafen legen. Ja, ich hatte auch Angst. Wir hatten Anspruch auf Polizeischutz, und ich habe ihn beantragt. Zwei oder drei Wochen lang patrouillierte eine private Schutzfirma vor meinem Haus. Vor allem, als wir elf Tage lang in Quarantäne beim Klub bleiben mussten. Ich wollte nicht, dass meiner Frau oder meinem Sohn etwas zustößt", sagte Raman, der danach nur noch einen Weg wählen wollte: den aus Gelsenkirchen zurück nach Belgien.
"... hätte ich aufgehört, Fußball zu spielen"
"Wenn ich noch für eine halbe Saison auf Schalke hätte bleiben müssen, hätte ich aufgehört, Fußball zu spielen. Ich hatte die Nase voll", sagte der aktuelle Spieler des RSC Anderlecht und Trainer Vincent Kompany, dem eher nicht die Fehler unterlaufen werden, die Raman Christian Gross, einem der fünf Trainer der Schalker in der vergangenen Saison, zuschreibt.
"Er kannte nicht einmal unseren Namen, wir hatten kein taktisches Training", erinnerte sich Raman, insbesondere an eine Begebenheit vor der 0:4-Niederlage zum Rückrundenauftakt gegen Bayern München. "Am Tag vor dem Spiel gegen die Bayern haben wir auf Mini-Fußballtore gespielt und uns nicht taktisch vorbereitet. Einmal fragte er einen Spieler, der lange Zeit verletzt war: 'Ah, bist du verletzt?'"