Wenn echte Liebe zu echtem Liebeskummer wird und Halluzinogene im Wurstbrötchen zu totalen Fehleinschätzungen führen, dann ist die Zeit der Flops des Jahres gekommen. Unsere Redaktion hat sich mal wieder erlaubt, das Jahr 2017 mit ihrem ganz subjektiven Senf zu würzen.
Lissy Beckonert: Paul Pogba. Vor dem Derby und Topspiel gegen Manchester City sagte der Franzose, er wünsche sich, dass sich die Stars der Citizens verletzen. Das hat mit fairem Sportsgeist absolut gar nichts zu tun. Gerade Pogba, der nach langer Verletzungspause erst vor kurzem sein Comeback gefeiert hat, sollte niemandem so eine Leidenszeit wünschen.
Henrik Kuhl: Ousmane Dembélé. Zum Ende des Transferfensters der Bundesliga Stand ein BVB-Spieler besonders im Fokus: Ousmane Dembélé versuchte, nach nur einem Jahr bei den Schwarzgelben seinen Wechsel von Dortmund zum glanzvollen FC Barcelona zu erzwingen - letztlich mit Erfolg. Der Franzose, auf dem Platz unbestritten einer der Besten seiner Generation, führte sich dabei zuweilen auf wie ein völlig verzogener Rotz-Löffel: Dembélé trat in den Traninigsstreik, wurde suspendiert und flüchtete in die französische Heimat. Letztlich durfte man dem BVB nach der beendeten Wechselposse um den Querulanten zu einem neuen Rekordtransfer gratulieren: Kolportierte 105 Millionen Euro flossen aus Katalonien ins Revier.
Lars Plantholt: Heja BVB, Heja BVB ... Herrgott BVB! Wenn das "echte Liebe" ist, möchte ich nicht wissen, wie rund um den Borsigplatz echter Liebeskummer aussieht. Fairerweise muss man anerkennen, dass sie irgendwo zwischen ihrem dauernden Theater um Trainer und Transfers ja sogar noch einen Titel geholt haben. Klingt komisch, ist aber so. Ich musste auch nochmal nachschauen.
Mats-Yannick Roth: BVB International. Keine Frage, was Borussia Dortmund in den letzten Jahren auf internationaler Ebene für den deutschen Fußball geleistet hat, ist aller Ehren wert. Umso enttäuschender war daher auch das Bild, welches die Schwarz-Gelben in der laufenden Champions League abgaben. Okay, gegen Real und die Spurs kann man verlieren. Vor allem, wenn es gerade eh nicht so läuft. Aber was war das bitte gegen APOEL Nikosia? Die beiden Unentschieden gegen die Zyprer waren für mich die Tiefpunkte der Dortmunder Formkrise und aus deutscher Sicht einfach blamabel.
Florian Pütz: Der Flop des Jahres ist entweder Kölns Stürmer Jhon Córdoba oder mein blindes und naives Vertrauen in die Einkaufspolitik des 1. FC Köln. Ich traue mich kaum, es zu schreiben. Aber ich habe in der Redaktion tatsächlich gewettet, dass Córdoba in dieser Saison voll einschlägt und 17 - in Worten: Siebzehn! - Tore schießt. Welche Halluzinogene an dem Tag in meinem morgendlichen Wurstbrötchen waren, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen. Kurze Erinnerung: Der Kolumbianer hat acht Bundesligaspiele für den FC absolviert und kein einziges Tor erzielt. Ich hatte jedoch erwartet, dass Córdoba als ähnlicher Spielertyp, den abgewanderten Anthony Modeste eins zu eins ersetzen könnte. Total jeck!

Tom Kühner: Der Videoassistent. Statt strittige Szenen zu klären, löst der Videoschiedsrichter in fast jedem Spiel neue Diskussionen aus. Vor der Saison mit einem für mich einleuchtenden System vorgestellt und mit großer Spannung erwartet, offenbart die Technik jede Woche aufs Neue, dass sie noch nicht ausgereift ist. Gut gedacht, aber schlecht gemacht – selten passte dieser Spruch so gut.
Tobias Knoop: Der gesamte BVB. In den letzten Monaten ist für mich der Zauber der Klopp-Jahre endgültig verflogen. Darüber kann auch der Pokalsieg nicht hinwegtäuschen. Angesichts der miserablen Außendarstellung des gesamten Klubs bei der Fehde mit Ex-Trainer Thomas Tuchel und der blutleeren Vorstellungen der Mannschaft in den letzten Wochen des Jahres ist der Borussia ein echter Neustart für 2018 zu wünschen - auf allen Ebenen.
Falk Velten: Der Rauswurf von Peter Stöger beim 1. FC Köln. Nach viereinhalb Jahren endete die Zusammenarbeit zwischen dem Österreicher und den Geißböcken Anfang Dezember. Klar, die sportliche Bilanz ohne Sieg nach 14. Spieltagen rechtfertigt durchaus eine Entlassung. Dennoch haben die Kölner es verpasst, mit einer Weiterbeschäftigung von Stöger, ein Zeichen im schnelllebigen Fußball-Geschäft zu setzen. So müssen die Kölner das wahrscheinliche Projekt Wiederaufstieg im nächsten Jahr ohne den langjährigen Vater des Erfolgs stemmen.
Ralf Amshove: Die deutschen Vereine im Europapokal. Reihenweise blamierten sich die deutschen Vereine im Herbst 2017 in den europäischen Wettbewerben durch teils lustlose, teils blamable Auftritte in der europäischen Provinz. Anstatt mit Selbstbewusstsein bestenfalls mittelklassige Gegner wie Nikosia, Östersund oder Razgrad zu dominieren, überzeugten die deutschen Vertreter mit nachträglichen Ausreden. Mal war es das Verletzungspech, mal die Unerfahrenheit und dann wieder der enge Terminkalender.
Heiko Lütkehus: Jhon Córdoba. 17 Millionen Euro. Vereinsrekord. Für einen grobschlächtigen Stürmer, der zuvor in 51 Bundesligaspielen gerade einmal zehn Tore erzielt hatte. Für einen Brecher, der so gar nicht dem spielerischen Ansatz entsprach, den der 1. FC Köln zuvor mit Torjäger Anthony Modeste entwickelt hatte. Klar – der Rucksack der Erwartungen wog schwer auf dem Rücken Córdobas, der mit seinem sehenswerten Treffer in der Europa League beim FC Arsenal wenigstens ein Highlight setzen konnte. Der zunächst glücklose und danach verletzte Kolumbianer steht jedoch symbolisch für die fatalen Fehleinschätzungen der Effzeh-Verantwortlichen im vergangenen Sommer, die letzten Endes zum Abstieg führen dürften.





























