Die ungewohnt ausgelassene Stimmung beim Bundesligisten Hamburger SV wird gegen RB Leipzig am Freitagabend (ab 20:30 Uhr im sport.de-Liveticker) auf eine harte Probe gestellt. Der Vizemeister dürfte nach den Siegen gegen Augsburg und Köln die bislang schwerste Aufgabe für den HSV werden. Besteht der Bundesliga-Dino auch die Reifeprüfung gegen die Bullen? Zwei Redakteure, zwei Meinungen.
Hamburg macht den 500. Heimsieg perfekt
Die Länderspielpause hat das abgestellte Sextett um Albin Ekdal, Kyriakos Papadopoulos und Filip Kostić gut weggesteckt. Bobby Wood wurde mit seinem Ausgleich gegen Honduras sogar zum Matchwinner für die US-Boys und sammelte wichtiges Selbstvertrauen.
Ansonsten hoffen die Verantwortlichen beim HSV darauf, den Glauben an die neue Offensivstärke auch mit ins zweite Heimspiel der Saison nehmen zu können. Die Atmosphäre im Volksparkstadion wird dabei so ausgelassen und positiv sein wie lange nicht mehr, was die Hamburger zusätzlich beflügeln wird. Mit mutigem Spiel nach vorne, dem Vertrauen in die eigenen Qualitäten und dem nötigen Respekt vor dem Gegner auf Champions-League-Niveau wird Hamburg auch die knifflige Aufgabe lösen und den Saisonstart endgültig vergolden.
Chefcoach Markus Gisdol lebt die neue Gelassenheit in der Hansestadt vor, will im gesamten Klub die richtige Mischung aus Erleichterung und Zurückhaltung nach den sechs Punkten und Platz drei: "Ich glaube, es ist nicht verboten, dass man sich über diesen Saisonstart freut und diese Freude auch zulässt. Gerade unsere Fans, unsere Spieler und unsere Mitarbeiter sollen sich freuen dürfen – das ist doch klar. Gleichzeitig sollten wir aber auch nicht zu euphorisch werden, sondern die Situation richtig einordnen."
Gerade gegen den Vizemeister aus Sachsen kann Hamburg aber ohnehin mit breiter Brust in die 90 Minuten gehen: Das letzte Aufeinandertreffen der beiden Teams im Februar bedeutete eine der ganz wenigen Feierstunden des HSV in der letzten Saison, als er mit 3:0 auswärts siegte und eines der seltenen Ausrufezeichen in 2016/2017 setzte. Entsprechend frech gibt sich der Klub auch in den Sozialen Medien, in denen er sich im Vorfeld der Partie auf ein kleines und amüsantes Scharmützel einließ.
Das neue Vertrauen in die eigenen Stärken, ein kluger Matchplan des Trainers Gisdol gegen die Tempomaschinerie der Roten Bullen sowie der Rückhalt der mehr als 50.000 euphorisierten HSV-Anhänger wird dafür sorgen, dass der Bundesliga-Dino den 500. Heimsieg seiner Bundesliga-Laufbahn feiern kann.
Mats-Yannick Roth
Die Leipziger "Rakete" ist gestartet
Hamburg gegen Leipzig am dritten Spieltag – das gab es doch schon einmal. Während die Hanseaten einen ihrer wenigen Lichtblicke aus der letzten Saison hervorkramen, erinnern sich die Roten Bullen gerne an den 17. September 2016, als der Newcomer den Bundesliga-Dino mit 4:0 aus dem Volksparkstadion schoss. Umso denkwürdiger dieser Kantersieg, da er gleichzeitig Startschuss für die Leipziger Raketen-Saison war.
Doch beide Spiele aus der vergangenen Saison sind nun Schnee von gestern, die Vorzeichen und die Erwartungshaltung andere. Schließlich will RB nach der Auftaktniederlage gegen Schalke (0:2) schleunigst den zweiten Sieg einfahren, bevor nächste Woche das Debüt in der Königsklasse gegen die AS Monaco wartet. Beim jüngsten 4:1-Erfolg gegen Freiburg überzeugten zwar erst die zweiten 45 Minuten. Doch nach den vier Toren war klar: Die Pressing-Maschine läuft wieder auf Hochtouren.
Großen Anteil hatte daran Timo Werner, der gleich doppelt einnetzte und sein Team in die Spur brachte. Auch gegen den HSV steht der Stürmer wieder im Mittelpunkt. Die Länderspielpause hat er eindrucksvoll genutzt, knipste gleich dreimal in zwei Spielen. Selbst HSV-Keeper Christian Mathenia zollte dem 21-Jährigen "riesengroßen Respekt". Bundestrainer Joachim Löw schwärmte zuletzt über Werners "brutalen Zug zum Tor", dank seiner Schnelligkeit sei die "Rakete" nur "extrem schwer zu verteidigen". Auch RB-Coach Ralph Hasenhüttl befand: "Die Auftritte im DFB-Trikot taten ihm sehr gut."
Gegen den HSV ist die Offensiv-Power der Bullen wieder das Prunkstück, ohne jedoch die eigene defensive Stabilität vermissen zu lassen. Vielversprechend ist auch, das Hamburg-Coach Gisdol in der Innenverteidigung Ersatz für den gesperrten Mergim Mavraj sucht und somit auch im dritten Spiel eine neue Formation aufbietet.
Doch einem formstarken Werner kann die HSV-Abwehrreihe egal sein. Vor einem Jahr bestand sie übrigens noch aus Johann Djourou und Emir Spahić. Damals knipste die Rakete doppelt.
Gerrit Kleiböhmer





























