Mit einer Weltklasseleistung hat NHL-Torhüter Thomas Greiss der deutschen Nationalmannschaft einen Traumstart in die Heim-WM beschert. Der Goalie der New York Islanders sicherte dem Team von Bundestrainer Marco Sturm mit zahllosen Paraden einen 2:1 (1:0, 0:0, 1:1)-Sieg im ersten Vorrundenspiel in Köln gegen den zweimaligen Weltmeister USA.
Dank der Tore von NHL-Stürmer Tobias Rieder von den Arizona Coyotes (11.) und des Kölners Patrick Hager (54.) vor 18.688 Zuschauern übernahm die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes in der Gruppe A nicht nur die Tabellenführung, sondern weckte auch Erinnerungen an das Eishockey-Märchen von 2010.
Bei der letzten WM auf eigenem Eis war die deutsche Mannschaft ebenfalls mit einem Überraschungserfolg gegen die Amerikaner (2:1 nach Verlängerung) gestartet, am Ende erreichte sie sensationell das Halbfinale. Das zwischenzeitliche 1:1 für die USA hatte Connor Murphy (51.) erzielt.
"Wir haben enorm Glück gehabt, wir sind froh, dass wir die Punkte mitgenommen haben, es war ein harter Fight", sagte der Coach, für den der Torhüter "das A und O unserer Mannschaft" war.
Schweden unter Zugzwang
"Thomas Greiss ist der Mann des Spiels", sagte Verteidiger Moritz Müller nach der Partie bei "Sport1". Zweiter Gegner ist am Sonntag der neunmalige Weltmeister Schweden (ab 20:15 Uhr im sport.de-Liveticker), der nicht minder prominent besetzt ist als das mit 19 NHL-Profis angetretenen US-Team. Zum Auftakt verloren die Tre Kronor allerdings gegen Rekordweltmeister Russland mit 1:2 nach Penaltyschießen.
Die DEB-Auswahl musste auf ihren Spielführer Christian Ehrhoff wegen einer Oberkörperverletzung verzichten. "Wenn der Kapitän und Leader ausfällt, schmerzt das natürlich", sagte Sturm, "aber wir haben genügend Tiefe in der Mannschaft. Wir müssen schauen, dass wir das erste Drittel überleben."
Greiss und Rieder sorgen für Pausenführung
Nach 20 Minuten ging der Bundestrainer mit seiner Mannschaft sogar mit einer 1:0-Führung in die Kabine - und durfte sich dafür vor allem bei zwei NHL-Stars bedanken: Torhüter Greiss und Stürmer Rieder.
Denn ohne Abwehrroutinier Ehrhoff war das DEB-Team völlig unsortiert gestartet: Schon nach 15 Sekunden lief Johnny Gaudreau allein auf das deutsche Tor zu, doch Greiss rettete mit einer Glanzparade. Knapp drei Minuten später hatte der 31-Jährige Glück, dass der Schuss von Nick Schmaltz den Pfosten traf. Die US-Stürmer, vor allem die Jungstars Gaudreau (23) und Jack Eichel (20) spielten die Abwehr um Ersatzkapitän Dennis Seidenberg in den ersten zehn Minuten regelrecht schwindelig. Doch an NHL-Goalie Greiss kamen sie nicht vorbei.
Connor knackt das Bollwerk
Die Führung fiel wie aus heiterem Himmel: Nach einem Pass des DEL-Rekordtorjägers Patrick Reimer vor das Tor bugsierte Rieder den Puck an Schlussmann Jimmy Howard vorbei ins Netz. Der 33 Jahre alte Torhüter der Detroit Red Wings ist der einzige Spieler im US-Team, der älter als 27 ist.
Die deutsche Mannschaft agierte im zweiten Durchgang etwas ruhiger und kontrollierter, doch Gaudreau und Co. blieben drückend überlegen. Greiss verhinderte aber weiter lange den Ausgleich. Connor knackte schließlich das Bollwerk mit einem Schlagschuss. Doch Hager lenkte im Überzahlspiel einen Schuss von Seidenberg mit dem Stock ins Tor und sorgte für Jubelstürme auf den Rängen.
Greiss tritt auf die Euphoriebremse
"Es ist gut gelaufen. Ein bisschen Glück gehabt, dann passt das", kommentierte Greiss (42! Saves) nach der Schlusssirene locker. Überbewerten wollte er den überraschenden Sieg allerdings nicht: "Wir nehmen drei Punkte und ein bisschen Selbstvertrauen mit."
Da Sturm neben Ehrhoff auch die Mannheimer Sinan Akdag und David Wolf sowie den Wolfsburger Torhüter Felix Brückmann noch nicht offiziell gemeldet hatte, war das deutsche Team mit 19 Feldspielern in die Auftaktpartie gegangen - und nur sechs Verteidigern. Sturm hatte angekündigt, für weitere NHL-Profis einige der maximal 25 Kaderplätze freizuhalten. Unter anderem kommt Jungstar Leon Draisaitl noch für einen WM-Einsatz infrage.
USA - Deutschland 1:2 (0:1, 0:0, 1:1)
Tore: 0:1 Rieder (10:50), 1:1 Murphy (51:00), 1:2 Hager (53:58)
Zuschauer: 18.688 (ausverkauft)








