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Baumann: "Hier wird niemand abheben"

Oliver Baumann kehrt am Samstag mit der TSG Hoffenheim zu seinem Ex-Klub zurück
Oliver Baumann kehrt am Samstag mit der TSG Hoffenheim zu seinem Ex-Klub zurück
Foto: © getty, Boris Streubel
09. März 2017, 12:12
sport.de
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Für Oliver Baumann steht am Samstag ein ganz besonderes Spiel an. Mit der TSG Hoffenheim kehrt er zu seinem Ex-Verein SC Freiburg zurück. Der Torhüter wechselte im Sommer 2014 vom Breisgau nach Sinsheim.

Im exklusiven Sport.de Interview spricht der 26-Jährige über das Duell mit seinem Ex-Verein, über die Beleidigungen gegnerischer Fans und über seine Ambitionen für die Nationalmannschaft.

Herr Baumann, die Fans des SC Freiburg haben Ihnen im Sommer 2014 den Weggang zur TSG Hoffenheim teilweise übel genommen. Am Samstag steht nun Ihre zweite Rückkehr in das Schwarzwald-Stadion an. Was für einen Empfang erwarten Sie?

Es wird vermutlich ähnlich sein wie vor zwei Jahren. Manche werden ihr Unverständnis ausdrücken. Es wird aber auch wieder viele Menschen geben, die sich freuen, mich wiederzusehen. Ich freue mich auf die Rückkehr, letztendlich geht es aber nur darum, dass wir das Spiel gewinnen.

Tut es Ihnen weh, von den Fans Ihres Ex-Vereins verbal attackiert zu werden?

Das muss man ausblenden. Ich habe in Freiburg meine Jugend verbracht und bin sehr dankbar dafür, dass mich der Verein zu den Profis hochgezogen hat. Jeder hat das Recht dazu, seine Meinung frei zu äußern. Aber ich habe immer alles für den Verein gegeben, bin nie mit dem SC Freiburg abgestiegen und habe alles dem Erfolg untergeordnet.

Mats Hummels hat in einem aktuellen Interview gesagt, dass der Umgang mit Spielern respektloser geworden ist. Die Hemmschwelle, Spieler zu beleidigen, habe immer mehr abgenommen. Deckt sich das mit Ihrer Erfahrung?

Das stimmt, einige lassen ihren Beleidigungen teilweise freien Lauf. In meinem Fall hing es sicherlich damit zusammen, dass ich als Freiburger Eigengewächs zu einem Verein ging, den einige Freiburger Fans nicht mögen. Aber wie jeder Angestellte auch, muss man auch als Fußballprofi an seine bestmögliche sportliche Entwicklung denken.

Letzte Saison spielte Ihre Mannschaft gegen den Abstieg, nun geht es um die internationalen Plätze. Inwiefern ist es für einen Torwart angenehmer, wenn nicht jeder Fehler den Abstieg bedeuten kann?

Wenn man eine gute funktionierende Mannschaft vor sich hat, die viele Torchancen und Ballbesitz hat, hilft das natürlich sehr. Zumal ich ja auch ein Torhüter bin, der sehr in das Spiel integriert ist und sich gerne auch mal am Offensivspiel beteiligt.

Das heißt also, vergangene Saison gingen Sie mit einem mulmigen Gefühl in die Spiele?

Eine gewisse Anspannung hat man ja vor jedem Spiel. Fakt ist, wir sind stabiler, lassen jetzt viel weniger Chancen zu als in der vergangenen Saison, spielen mehr nach vorne. Das macht es für mich hinten drin natürlich um einiges angenehmer.

Ein Erfolgsfaktor ist Ihr Trainer Julian Nagelsmann. Auf Außenstehende wirkt er sehr akribisch, aber auch sehr verbissen. Kann er auch locker sein?

Er hat da eine sehr gute Mischung. Er arbeitet sehr detailliert und akribisch und ist zudem sehr erfolgshungrig. Das überträgt er auf die Mannschaft. Aber vor und nach der Trainingseinheit kann er auch mal locker sein. (lacht)

Wie lange war es ungewohnt, einen Trainer zu haben, der vom Alter her ein Mitspieler sein könnte?

Das Alter spielt keine Rolle. Julian kam bei der Mannschaft sofort sehr gut an, wurde von allen respektiert und jeder geht seinen Weg mit. Der Unterschied zu anderen Trainern ist vielleicht, dass er von vielen Spielern geduzt wird. Im täglich Training ist aber unser Torwarttrainer Michael Rechner meine engste Bezugsperson.

Nun sehen Sie am Samstag Ihren Ex-Trainer Christian Streich wieder. Was hat ihn ausgezeichnet?

Ihn zeichnet vor allem aus, dass er in Freiburg aus bescheidenen Möglichkeiten sehr viel macht. Christian Streich hat eine große Gier nach Erfolg. Er fordert, dass seine Mannschaft kämpft und kann auf dem Platz sehr laut werden. Trotzdem geht die Menschlichkeit dabei nie verloren.

Der Erfolg Ihrer Mannschaft weckt Begehrlichkeiten: Niklas Süle und Sebastian Rudy wechseln im Sommer zum FC Bayern München. Gleichzeitig könnte es kommende Saison aufgrund des internationalen Wettbewerbs eine Mehrbelastung geben. Droht dann der Absturz?

Wir spielen bisher eine sehr gute Saison. Natürlich wollen wir das fortführen. Hier wird deshalb aber keiner abheben. Im Fußball muss man sich ohnehin jedes Jahr neu beweisen. Das Wichtigste ist daher, immer diese Gier nach Erfolg zu haben. Wenn man nachlässt und erst einmal in einen Alltagstrott kommt, wird man Misserfolge haben. Und zur Doppelbelastung: Noch lässt sich nicht absehen, ob wir wirklich international spielen werden. Bislang habe ich das erst einmal erlebt.

Das war mit dem SC Freiburg in der Saison 2013/2014. Damals ging es in der Bundesliga rapide bergab. Ist das nicht ein warnendes Beispiel?

Damals haben uns nach dem Erfolgsjahr sehr viele tragende Säulen verlassen. Der Kader hatte dadurch weniger Bundesliga-Erfahrung, und es fehlte die Breite im Kader. Das war ein sehr heftiges Jahr und auch nervlich belastend. Hoffenheim hat andere Möglichkeiten, da mache ich mir keine Sorgen. Aber darüber muss ich mir den Kopf jetzt nicht zerbrechen.

Sie haben einmal gesagt, man könne Freiburg und Hoffenheim gut miteinander vergleichen. Beide Vereine seien in kleinen Großstädten beheimatet, wo man in Ruhe arbeiten könne. Ist Ihnen das wichtig? Oder würden Sie gerne auch einmal für einen Traditionsverein in einer Großstadt spielen, wo zu jedem Spiel 60.000 Zuschauer kommen und wo jedes Spiel ein Medienereignis ist?

Ich weiß, was ich an der TSG Hoffenheim habe. Ich bin sehr glücklich hier, kann in Ruhe und in einem tollen Team arbeiten, habe mit dem Heidelberger Raum eine schöne Umgebung und fühle mich sehr wohl. Daher sprach nichts dagegen, meinen Vertrag bis 2021 zu verlängern. Natürlich möchte auch ich irgendwann den nächsten Schritt machen, darauf arbeite ich hin.

Sie werden immer wieder mit der Nationalmannschaft in Verbindung gebracht. Torwarttrainer Andreas Köpke hatte Sie vor längerer Zeit als möglichen Kandidaten genannt. Gab es seitdem Kontakte?

Das habe ich auch nur über die Medien mitbekommen. Natürlich würde ich mich freuen, wenn irgendwann ein Anruf kommt. Kontakt gibt es derzeit aber keinen.

 

Mit Oliver Baumann sprach Oliver Jensen

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