Vor seinem vermeintlichen Schicksalsspiel gegen den VfL Wolfsburg prasselt viel auf Borussia Mönchengladbachs Trainer André Schubert ein. Zu viel für den umstrittenen Übungsleiter? Ein Kommentar.
Auf, auf, auf in die Champions League. So feuerten die Fans der Borussia noch vor gut einem halben Jahr ihr Team an. Zum zweiten Mal in Folge schaffte es die Fohlenelf in die Königsklasse, freute sich auf Duelle mit Manchester City und dem FC Barcelona. Und heute? Ist die Situation mehr als brenzlig.
Aktuell ist Gladbach inklusive aller Verantwortlichen dabei, viel Kredit zu verspielen. Das belegen schon die nackten Fakten: Platz 13 in der Tabelle, nur 14 geschossene Tore, nur vier Punkte Vorsprung zur Abstiegszone und vor allen Dingen eine desaströse Auswärtsbilanz. Und als wäre das alles nicht schon bedenklich genug, liefern die Jungs unter André Schubert seit Wochen wieder das, was man am Niederrhein nie mehr sehen wollte: Angsthasenfußball.
Bedrückende Mutlosigkeit
Mit Blick auf die letzten Partien kann jedem Anhänger der Fohlenelf angst und bange werden. Schon im Herbst lief es nicht sonderlich gut, doch nach den letzten vier Partien schrillen rund um den Borussia Park alle Alarmglocken. Zwar sind Niederlagen in Dortmund und Barcelona kein Beinbruch, doch die Art und Weise war erschütternd.
Schubert stand zuletzt vor allem für eines: Mutlosigkeit. Mit 10.000 lautstarken Gladbachern im Rücken im Nou Camp eine Startelf der Marke "Schadensbegrenzung" ins Rennen zu schicken, hat für viele Fans das Fass zum Überlaufen gebracht.
Mittlerweile bekommt der 45-Jährige diese Stimmung zu spüren. Wie zuletzt nach der Niederlage gegen Augsburg, als die Kurve lauthals seine Entlassung forderte. Die Zeit des geduldigen Rückhalts aus der Kurve, auf den Schubert lange Zeit bauen durfte, ist vorbei.
Die Entwicklung stockt
Zweifellos hatte der frühere St. Pauli-Coach nie den leichtesten Stand am Niederrhein - und das, obwohl er die Fohlenelf nach fünf Niederlagen zu Beginn der Vorsaison nach seiner Übernahme von Sieg zu Sieg galoppieren ließ.
Den Vergleich mit Vorgänger Lucien Favre, der sich in vier Jahren absoluten Kultstatus bei den Anhängern und schier grenzenloses Vertrauen bei den Verantwortlichen erarbeitet hatte, konnte Schubert nur verlieren.
Der Schweizer arbeitete nach dem Kredo, seine Schützlinge in jedem Training besser machen zu wollen. Heutige Top-Spieler wie Marco Reus, Marc-André ter Stegen und speziell Granit Xhaka profitierten enorm vom Stil des perfektionistischen Eigenbrödlers.
Solch eine positive Weiterentwicklung vielversprechender Jungspieler ist aus Sicht vieler Anhänger längst vorbei. Die Formschwäche einstmals wichtiger Säulen wie Yann Sommer, Mo Dahoud oder Lars Stindl spricht Bände.
Zeit für neue Impulse
Auch wenn das Team in den letzten Spielzeiten, an deren Ende stets der internationale Wettbewerb stand, am Limit oder sogar darüber gespielt hat, ist der Kader mit Sicherheit stark genug, um mehr als das Saisonziel "einstelliger Tabellenplatz" anzustreben.
Mit diesem Potenzial, dieser offensiven Power müssen die internationalen Fleischtöpfe in Angriff genommen werden. Davon ist das Team allerdings meilenweit entfernt.
André Schubert hat eine funktionierende Mannschaft von Lucien Favre übernommen und versucht, seinen Stil auf das Team zu übertragen. Nach und nach zeigt sich nun, dass der Noch-Trainer nicht mehr in der Lage ist, in Krisensituationen richtige Entscheidungen zu treffen.
Ob sich daran noch etwas ändern wird? Eher nicht. Es wird Zeit für einen Neuanfang. Ohne Schubert.
Philipp Küsters




























