Suche Heute Live
Deutsche Meisterschaft
Artikel teilen

Deutsche Meisterschaft
Fußball
(M)

Powered by: weltfussball.de

75. Jahrestag: Deutscher Meister Rapid Wien

In der Trophäensammlung von Rapid Wien findet sich eine Deutsche Meisterschaft
In der Trophäensammlung von Rapid Wien findet sich eine Deutsche Meisterschaft
Foto: © imago sportfotodienst
22. Juni 2016, 14:35

Am 22. Juni 1941 erlebten 95.000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion ein denkwürdiges Fußballspiel. In einer turbulenten zweiten Halbzeit drehte Rapid Wien innerhalb von neun Minuten das Spiel gegen Schalke 04 und krönte sich zum ersten Deutschen Fußballmeister, der nicht auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik beheimatet ist.

Rapid Wien im Endspiel um die deutsche Meisterschaft – diesen Fakt wird der geographiekundige Fußballfreund direkt in Frage stellen. Heute vor 75 Jahren konnten die Fans der Grün-Weißen aber genau zu diesem Ereignis in das proppenvolle Olympiastadion pilgern.

Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 wurde für die Gebiete des östlichen Österreichs, der südlichen Tschechoslowakei und des nördlichen Jugoslawiens die Gauliga Ostmark gegründet. Die Sieger der über das deutsche Gebiet verteilten Gauligen ermittelten in einer Endrunde mit vorhergegangener Gruppenphase den deutschen Meister.  

1940 noch an Dresden gescheitert

Ein möglicher Erfolg Rapids kündigte sich schon in den Jahren vor dem großen Triumph an: Als zwölfmaliger österreichischer Meister und dreifacher Pokalsieger holten sich die Grün-Weißen im Jahr 1939 mit einem Sieg über den FSV Frankfurt  als erstes österreichisches Team den Tschammerpokal, den Vorgänger des DFB-Pokals.  In der Meisterschaft ließ der große Triumph noch etwas auf sich warten. Als amtierender Pokalsieger und Gaumeister der Ostmark trat Rapid als ambitioniertes Team in der Saison 1939/40 an, unterlag allerdings im Halbfinale dem Dresdner SC mit 1:2 nach Verlängerung.

Im folgenden Jahr gelang Rapid dann der große Wurf und qualifizierte sich durch eine 2:1-Revanche gegen Dresden für das Finale gegen den FC Schalke 04. Nach der schmachvollen 0:9-Niederlage von Admira Wien gegen Schalke im Endspiel von 1939 ging Rapid mit dem Anspruch in die Partie, die österreichische Fußballerehre wieder aufzupolieren. Die Knappen galten mit fünf Titeln aus den letzten sieben Jahren als klarer Favorit und führten standesgemäß schon nach sieben Minuten durch Tore von Heinz Hinz und Hermann Eppenhoff mit 2:0. Nach einer hektischen Anfangsphase schienen die Wiener etwas Ruhe in ihr Spiel zu bekommen, verpassten aber den Anschlusstreffer, als Stürmer Franz „Bimbo“ Binder kurz vor der Pause einen Strafstoß vergab.

Spektakuläre Wendung

Zwölf Minuten nach Wiederbeginn schienen schon alle Meisterschaftsträume der Grün-Weißen zu zerplatzen, als Heinz Hinz mit einem cleveren Abstauber den dritten Treffer besorgte. In einer für die damalige Zeit berühmt berüchtigten "Rapid-Viertelstunde" drehten die Wiener spektakulär die Partie. Schon in einigen Spielen hatte die Truppe von Trainer Leopold Nitsch in kurzer Zeit den Spielverlauf auf den Kopf gestellt und so sollte es auch an diesem Tag geschehen.

Rechtsaußen Georg Schors markierte nach einer langen Hereingabe den hoffnungsstiftenden Anschlusstreffer, dann schlug die Stunde von Elfmeter-Pechvogel Binder: Der 1,90 Meter lange Angriffshüne wirbelte plötzlich die Schalker Abwehr nach Belieben durcheinander und netzte in acht Minuten sage und schreibe dreimal ein. Das entscheidende Tor erzielte der dreifache österreichische und deutsche Nationalspieler des Jahres mit einem Freistoßhammer in den linken, oberen Winkel.

Kuzorra verweigert die Ehrennadel

Nach dem blau-weißen Waterloo zeigten sich die Knappen als schlechte Verlierer: Schalke sah sich durch Schiedsrichter Adolf Reinhardt betrogen und Kapitän Ernst Kuzorra verweigerte die Ehrennadel für die Vizemeisterschaft. Im Nachgang des Spiels wurde heiß diskutiert, welcher Sieger der politischen Führung besser geschmeckt hätte.

Gerüchte zu einer möglichen politischen Schiebung halten sich für den Historiker David Forster aber zu Unrecht: „Die Verschwörungstheorie, Schalke 04 sei schon vor Anpfiff als Sieger festgestanden, passt natürlich gut ins Bild. Umgekehrt gibt es auch in Deutschland hartnäckige Schiebungsgerüchte, die Ostmark habe gerade zum Zeitpunkt des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion eine moralische Stärkung gebraucht. Beweise sind nicht zu erbringen, aber der Umstand, dass beide Seiten eine Manipulation aus politischen Gründen vermuten, ist für mich ein gutes Indiz, dass das Match nicht abgekartet war."

Trotz der Spekulationen wird der 22. Juni 1941 nie vergessen werden. Das 4:3 Rapid Wiens war nicht nur ein Musterbeispiel für eine leidenschaftliche Aufholjagd, sondern auch ein einmaliges Ereignis des deutschen Fußballs unter dem Hakenkreuz.

weltfussball.de - Das Portal zum weltweiten Fußballgeschehen. Alle Spiele, alle Infos, alles live!

Borussia Dortmund
Borussia Dortmund
BVB
3
1
1. FC Köln
1. FC Köln
1. FC Köln
1
0
Sa, 29.06.
Beendet
Ergebnisse & Tabelle

Newsticker

Alle News anzeigen

Torjäger 1962/1963

#Spieler11mTore
11. FC KölnChristian Müller09
21. FC KölnKarl-Heinz Thielen06
3TSV 1860 MünchenRudolf Brunnenmeier05
Borussia DortmundTimo Konietzka05
Borussia DortmundJürgen Schütz05