Justin Herbert hat die Los Angeles Chargers zum Abschluss von Woche 14 der NFL eine Woche nach einer Handoperation mit einer heldenhaften Vorstellung gegen die Philadelphia Eagles zu einem wichtigen 22:19-Overtime-Sieg im Kampf um die Playoffs getragen.
Eagles @ Chargers: Auf einen Blick
- Der kürzlich an der linken Hand operierte Justin Herbert stand unter Dauerbeschuss, weil die Eagles-Defense gegen ihre eigenen Tendenzen ging und damit einen angeschlagenen Gegner überraschte. Dennoch war es am Ende der pure Wille des Quarterbacks, der den Unterschied machte.
- Die Eagles-Offense war abermals ein Problem, doch half ihnen eine taktische Anpassung, zumindest Saquon Barkley erstmals seit längerem wieder groß aufspielen zu lassen.
- Jalen Hurts sorgte unfreiwillig für ein kurioses Novum in der NFL-Geschichte und spielte unterm Strich katastrophal.
Eagles @ Chargers: Die Analyse
Nur eine Woche nach seiner Operation an der gebrochenen linken Hand stand Quarterback Justin Herbert schon wieder für die Chargers auf dem Feld. Und der erste Drive sah auch gleich mal sehr gut aus, obgleich er sehr simple Plays enthielt. Herbert warf in erster Linie ein paar kurze Pässe zur Seite auf seine Running Backs Omarion Hampton und Kimani Vidal, wobei gerade Vidal mit einem 60-Yard-Catch-and-Run den Weg ebnete. Am Ende fand Herbert dann Hampton für einen 4-Yard-Touchdown-Pass zur frühen Führung der Hausherren.
Danach allerdings wurde es zäh. Die Eagles antworteten mit einem längeren Drive, der mit einem 41-Yard-Field Goal von Jake Elliott endete, und nach Punts auf beiden Seiten wurde es erstmals chaotisch: Defensive Tackle Da'Shawn Hand zeigte simulated pressure und ließ sich dann in Coverage fallen, was Jalen Hurts komplett übersah. Der Eagles-QB warf dann eine Interception über die Mitte zu Hand. Hand verlor beim Return einen Fumble, den Hurts wieder aufnahm. Doch auch Hurts verlor einen Fumble, den die Chargers eroberten.
Mehr als ein 45-Yard-Field Goal machten die Chargers daraus aber nicht. Donte Jackson fing im Anschluss sogar noch eine Interception gegen Hurts, doch Herbert gab den Ball postwendend zurück - Nakobe Dean blitzte durch die Mitte, räumte Hampton mühelos aus dem Weg und schaffte einen Strip-Sack gegen Herbert, der immer mehr unter Druck geriet und zahlreiche harte Hits kassierte.
Die Eagles marschierten in der Folge bis an die 2-Yard-Linie, begnügten sich letztlich nach einer fragwürdigen Holding-Strafe aber auch nur mit einem weiteren Field Goal.
Noch vor der Pause fing Adoree' Jackson noch eine Interception gegen Herbert für die Gäste, doch Elliott ließ die Chance auf weitere Punkte mit einem Kick an die Stange liegen. Pausenstand: 10:6 Chargers.
Umstellung im Run Game hilft Eagles
Im Laufe des Spiels setzten die Eagles immer mehr aufs Run Game und zur Abwechslung nicht nur auf Runs aus der Shotgun bei langen Downs, sondern auch von under Center nach außen. Und das stellte sich als wichtiger Kniff heraus, denn es brachte Saquon Barkley ins Spiel. Nach Field Goals auf beiden Seiten erwarteten die Chargers bei 3rd&1 einen Tush Push. Was sie bekamen, war jedoch ein Pitch zu Barkley, der dann über außen zu einem 52-Yard-Touchdown lief und das Spiel auf den Kopf stellte.
Die Chargers hatten derweil noch vor der Pause Right Tackle Trey Pipkins mit einer Wadenverletzung verloren und fanden generell kaum Antworten auf den mächtigen Pass Rush der Eagles, die nicht nur Jaelan Phillips häufiger nach innen stellten, sondern auch häufiger als sonst gerade mit ihren Linebackern blitzten. So gelang schnell ein weiterer Stopp, was jedoch nicht zu mehr Punkten für die Eagles führte. Vielmehr überwarf Hurts ohne Not A.J. Brown und der Ball landete bei Cam Hart von den Chargers – die dritte Interception von Hurts im Spiel!
Los Angeles marschierte gen Red Zone mit ein paar Scrambles von Herbert, doch begnügte man sich einmal mehr mit einem Field Goal zum Ausgleich mit rund acht Minuten zu spielen.
In der Folge punteten beide Seiten noch einmal, ehe die Eagles dank Brown den Weg in die gegnerische Hälfte fanden. Ein Drop von DeVonta Smith bei 3rd&Long sorgte jedoch dafür, dass abermals nur ein Field Goal aus 44 Yards von Elliott am Ende stand. Zu allem Überfluss stoppte auch die Uhr ein weiteres Mal vor der Two-Minute Warning. Die Chargers hatten also ein letztes Mal die Chance auf eine Antwort.
Sie nutzten diese und kamen kurz vor Ende der regulären Spielzeit zum Ausgleich per Field Goal, hauptsächlich weil Herbert sein Team mit mehreren Scrambles noch einmal in Position brachte. Overtime!
Die Chargers bekamen in der Overtime zuerst den Ball und ein paar längere (Scramble-)Läufe von Herbert und Hampton brachten die Chargers schnell in die gegnerische Hälfte. Dort stockte der Angriff erneut, sodass Dicker einmal mehr ran musste. Er traf auf 54 Yards zur erneuten Führung mit 6:24 Minuten auf der Uhr.
Die Eagles fanden in der Folge überraschend ihr Passspiel und marschierten übers Feld. Bei 4th&4 an der 41 der Eagles bekamen sie dann einen Call für eine Neutral Zone Infraction, obwohl es nicht so aussah, dass der Verteidiger wirklich in der neutralen Zone war. Es ging dann Richtung Red Zone, wo Hurts Jahan Dotson suchte. Hart fälschte den Ball jedoch ab und Tony Jefferson schnappte sich kurz vor der Endzone die Interception zum Sieg. Ein verrücktes Ende für ein verrücktes Spiel.
Die Eagles bleiben dennoch Nummer 1 der NFC East, während die Chargers auf Rang 5 der AFC-Setzliste klettern. Gleichzeitig sanken dadurch die Playoff-Chancen der Chiefs auf nur noch elf Prozent.
Philadelphia Eagles (8-5) @ Los Angeles Chargers (9-4)
Ergebnis: 19:22 OT (3:7, 3:3, 3:3, 10:6, 0:3) BOXSCORE
Eagles @ Chargers: Die wichtigsten Statistiken
- Hurts wurde mit einer Interception und dem darauffolgenden verlorenen Fumble zum ersten Spieler seit mindestens 1978 in der NFL, der zweimal in einem Spielzug einen Turnover verlor.
- Dies ist das erste Spiel in dieser Saison mit insgesamt sechs Turnovers vor der Pause.
- Barkley erreichte bei seinem 52-Yard-Touchdown eine Höchstgeschwindigkeit von 21,19 Meilen pro Stunde. Das war laut "Next Gen Stats" sein schnellster Run seit Woche 8.
- Herbert sah Pressure in 68,3 Prozent seiner Dropbacks. Das war der sechsthöchste Wert in einem Spiel in den vergangenen zehn Jahren laut "NGS".
Der Star des Spiels: Justin Herbert (Quarterback, Chargers)
Im Grunde war dies eine One-Man-Show! Herbert stand unter Dauerbeschuss, hatte im Grunde keine Protection von seiner überforderten O-Line, das Play-Calling war komplett berechenbar und kein Receiver war zu irgendeiner Zeit offen. Zudem spielte er mit einer vor einer Woche operativ reparierten linken Hand. Dennoch führte Herbert sein Team in Rushing Yards an und erzwang diesen Sieg im Grunde alleine. Was eine heldenhafte Vorstellung!
Der Flop des Spiels: Jalen Hurts (Quarterback, Eagles)
Hurts hatte sicherlich bessere Voraussetzungen, wenn man vom überwiegend erneut eindimensionalen Play-Calling absieht, aber seine fünf Turnovers waren einfach brutal und gingen größtenteils auf seine Kappe. Das war eine ganz schwache Vorstellung des Eagles-Quarterbacks.
Analyse: Eagles @ Chargers - das fiel taktisch auf
- Die Abwesenheit von Lane Johnson machte sich bei den Eagles bemerkbar. Man spielte überwiegend in 11-Personnel und verzichtete auf den Extra-Blocker, den man mit Johnson häufiger genutzt hatte. In diesem Package variierte man dann zwischen Empty- und Spread-Looks, setzte aber in Sachen Routes dennoch weiterhin auf statische Routes und wenig Designs, die Anticipation-Würfe erfordern würden.
- Die Eagles setzten allerdings mit fortlaufender Spieldauer öfter als sonst auf Motion und sogar Play Action. Zudem gab es auch häufiger Under-Center-Runs, die man in den vergangenen Wochen kaum eingesetzt hatte. Jene funktionierten sogar mit Barkley, während die üblichen Läufe aus Shotgun, vor allem bei längeren Downs, wie üblich ineffektiv, weil berechenbar, waren. Outside-Run-Plays von under Center machten letztlich einen großen Unterschied im Spiel für die Eagles aus.
- Defensiv waren die Eagles in Sachen Pass Rush durchaus kreativ unterwegs. Sie stellten Edge Rusher Jaelan Phillips des Öfteren nach innen und blitzten häufiger als üblich, was gegen die dezimierte Offensive Line der Chargers sehr effektiv war.
- Abgesehen von Pass Rush stellte sich heraus, dass die Receiver der Chargers komplett abgemeldet waren, wenn die Eagles Man Coverage spielten. Und das taten sie vor allem nach dem ersten Viertel konsequent in offensichtlichen Pass-Situationen. Das war mitentscheidend.



































