Zu seiner aktiven Zeit beim FC Bayern sorgte Christian Lell für den ein oder anderen Skandal, auch Alkohol und Drogen spielten dabei eine Rolle. Jetzt spricht der Ex-Profi in einem bemerkenswert offenen Interview über die damaligen Fehltritte.
"Es war ein sehr unbewusstes Verhalten in einer Angst. Ich habe versucht, den Halt im Außen zu suchen", sagte Lell in der Sendung "Bild Sport" auf "Welt TV". "Das hat sich aufsummiert und in der Depression gemündet, die mich in eine sehr lebensmüde Phase geführt hat."
Die Gründe dafür liegen dem 41-Jährigen zufolge in seiner schwierigen Kindheit. "Ich bin in einem sehr konfliktbehafteten Elternhaus mit Gewalt, Alkohol und Missbrauch aufgewachsen", schilderte Lell. "Der Fußball war für mich der sichere Hafen und das Entfliehen aus einem Umfeld, das sehr konfliktbehaftet war."
Heute geht es Lell, der aus der Jugend des FC Bayern stammte und dort auch lange Jahre im Profi-Team kickte, besser als damals.
"Aus dieser Grenzerfahrung habe ich von der Angst in die Liebe, in die Reflexion und in die Akzeptanz zurückgefunden und mich so in ein neues Leben zurückentwickelt", erzählte der frühere deutsche Junioren-Nationalspieler. "Ich habe professionelle Hilfe gesucht, an mir gearbeitet. Das war die Starthilfe."
"Irgendein Skandal" verhinderte Christian Lells DFB-Nominierung
Lell erklärte, "mit dem heutigen Wissen und Bewusstsein" nehme er die damalige Zeit "als Teil dieser Reise wahr". Er wisse, "dass es einen anderen Teil gab. Ich bin heute dankbar, dass ich diese Grenzerfahrung machen durfte, um den Schritt zu mir selbst gefunden zu haben".
Bitter: Sein Lebenswandel brachte den Außenverteidiger sogar um eine Berufung für die A-Nationalmannschaft des DFB.
"Uli Hoeneß meinte zu mir, dass Bundestrainer Jürgen Klinsmann ihn angerufen hätte und mich für den DFB-Kader einladen würde. Aber dann habe ich für irgendeinen Skandal gesorgt und der Anruf blieb aus", sagte Lell.