Julian Nagelsmann. Ich hoffe, ich bin nicht zu forsch, wenn ich sage, da hat die Mannschaft heute nicht das abgerufen, was sie eigentlich imstande zu leisten ist, oder? Ja, ich glaube, die weiß nicht, ob ein Spieler bei ihnen war. Aber die Analyse kommt auch aus der Mannschaft. Das ist das für mich persönlich auch eine wertvolle Erkenntnis. Wenn die Jungs das selber sehen und selber einsehen, ist schon mal ein guter Schritt. Klar kannst du es überlegen. Muss man das mal tolerieren, dass man nicht immer ans Leistungslimit kommt? Ich finde, dass wir bei sehr vielen einfachen Situationen auf dem Feld heute nicht am Leistungslimit waren. Das will ich irgendwann. Der Gegner. Wenn er dann noch wie Kenia bringt und so schon sehr viele gute Fußballer auf dem Feld hat mit tiefem Schwerpunkt schwer zu verteidigen. Das ist alles okay. Aber auch in so einfachen, statischen Situationen waren wir heute nicht bei dieser hundertProzentigen Galligkeit und haben nicht unser Leistungsoptimum erreicht. Und dann können wir auch gegen Topteams nicht mithalten. Auf der anderen Seite glaube ich schon, wenn wir 100 % bringen, dass wir teilweise besser sein können, als viele meinen und auch besser sind als das ein oder andere Topteams, weil wir dann schon was sehr Besonderes haben. Aber das haben heute nicht geschafft und deswegen sind wir auch verdient, nicht im Finale. Haben Sie eine Erklärung dafür, beispielsweise für so schnelle Ballverluste in der ersten Halbzeit am Anfang der zweiten Halbzeit? Man geht dann in Führung. Und das ist ja eigentlich so ein, wo man einen Knoten lösen kann und dann passiert was Ähnliches wie in der zweiten Halbzeit gegen Italien. Haben Sie da eine Erklärung für. Ja, ich finde, die erste Halbzeit war sehr schludrig. Sehr viele einfache Ballverluste im falschen Fuß angespielt, Ball ins Aus und viele Momente, wo du mir ehrlich gesagt Portugal schon viel Raum gegeben in der ersten Halbzeit. Wir haben sehr schlecht genutzt, liegt dann am Freilaufverhalten, liegt aber auch am Fokus des einzelnen Spielers. Wo spiele ich die Bälle hin? Das war alles ein bisschen nicht mit dem hundertProzentigen, was wir brauchen. Und nach dem Tor. Es gibt ja immer die zwei Varianten Entweder gibt den Toroidal Auftrieb oder ein Tor gibt dir ein stückweit Zufriedenheit. Jetzt haben wir ein Tor geschossen, jetzt können wir ein bisschen weniger machen und wir haben die zehn Minuten nach dem Tor waren wahrscheinlich die schlechtesten zehn Minuten, die seit langem hatten. Es ging in der Spieleröffnung los. Wir haben nicht mehr verteidigt und haben dann, ich weiß nicht, gefühlt sechs, sieben Minuten am Stück im eigenen Fünfer den Ball gehabt. Gefühlt. Ja, auch da ist ein bisschen dreckiger. In die gegnerische Hälfte den langen Ball, alles zu Learnings. Generell mag ich sehr, dass wir es probieren, aber unser Fußball halt nicht so stabil, dass wir da gegen den Druck dann super rauskommen. Und deswegen haben wir dann in der Phase auch die zwei Tore gekriegt. Letzte Frage Der kleine Titel, den man unbedingt gewinnen wollte, der ist jetzt futsch. Wo steht die Mannschaft? Ein Jahr vor einer hoffentlich erfolgreichen Werden? Ja, dass wir noch nicht in Perfektion sind, das ist, glaube ich, sehr klar. Das hat man auch gegen Italien zweite Halbzeit gesehen. Ich glaube, das Wichtige ist, dass wir verstehen, was Joshua in der Kabine gesagt hat, dass wir alle Spieler immer bei 100 % brauchen. Und da müssen wir uns immer jeden Tag überprüfen, ob wir das machen. Und Gleiches im Trainerteam. Das ist ganz normal. Wir müssen nichts schwarzmalen, Sondern ich glaube, es ist in der Entwicklung auch normal, dass wir, wenn wir vor eineinhalb Jahren gesagt haben, wir sind im Halbfinale, dann hätten wir gesagt okay, trotzdem bist du gefühlt ja immer so, ist ja klar, du bist im Flow, du denkst, es läuft, läuft, läuft. Dann kriegen wir so einen kleinen Rückschlag. Das ist auch heute ein kleiner Rückschlag. Aber das ist auch okay. Nur wir müssen begreifen, dass wir keine Nation sind, die mit Weiß nicht 95 % Topteams aus dem Stadion spielt. Das sind wir nicht. Und das werden wir, glaube ich auch wenn wir so schauen, was alles nachkommt, auch die nächsten Jahre nicht sein, sondern wir werden immer eine Nation bleiben, die alles reinwerfen muss, um gegen Topteams auch mithalten zu können. Und dann sind wir vielleicht auch besser.