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DLV legt nach

Nächstes Kapitel im Leichtathletik-Zoff

Hendrik Pfeiffer darf nicht bei der Leichtathletik-WM starten
Hendrik Pfeiffer darf nicht bei der Leichtathletik-WM starten
Foto: © IMAGO/Tilo Wiedensohler
13. Juni 2025, 12:51
sport.de
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Marathonläufer Hendrik Pfeiffer wurde vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) nicht für die Weltmeisterschaft in Tokio (13. bis 21. September) nominiert. Nach Bekanntwerden der Kaderliste erhob er Vorwürfe gegen den DLV und regte sogar personelle Konsequenzen an. Der Verband reagiert nun erneut mit einer Klarstellung.

Auch Tage nach der Nichtnominierung für die Leichtathletik-WM ist der Ärger bei Marathonläufer Hendrik Pfeiffer nicht verflogen - im Gegenteil. Während der 32-Jährige noch immer auf ein Einlenken des deutschen Verbands hofft, prangert er die missglückte Kommunikation rund um die umstrittene Entscheidung offen an. 

"Ich bin schon enttäuscht, wie die interne Kommunikation gelaufen ist – das ist ganz klar. Aber ich bin immer noch nicht an dem Punkt, dass ich das Gefühl habe, dass das abgeschlossen ist. Es wäre für den DLV immer noch nicht zu spät, einzugestehen, dass ein Fehler gemacht wurde und deswegen ist Hoffnung eher mein Gefühl", sagte Pfeiffer zuletzt im Interview mit "web.de". 

Dass es noch zu einem Umdenken kommt, scheint ausgeschlossen. Das geht aus einer Mitteilung des Verbands nach einem am Donnerstag geführten Gespräch mit dem Sportler sowie mit Athletensprecher Julian Weber hervor. Schon vor dem Gesprächsangebot wurde Pfeiffer nach eigener Aussage mitgeteilt, dass sich an der Haltung des DLV nichts ändern und eine nachträgliche Nominierung nicht in Erwägung gezogen wird.

Der DLV, im Gespräch mit Pfeiffer vertreten von Vorstand Leistungssport Dr. Jörg Bügner, Marathon-Bundestrainer Alexander Fromm und Team-Manager Lauf/Gehen Werner Klein, bekräftigte in einer Mitteilung nun erneut die Entscheidung gegen eine Nominierung. Dabei verwies der Verband auf die Leistungsbestätigungsnorm, die Pfeiffer nicht erfüllt hat.

Ärger über DLV-Norm: "Das ist nicht akzeptabel"

Dass die Nichtnominierung derart große Wellen geschlagen hat, liegt vor allem daran, dass Hendrik Pfeiffer aufgrund seiner Platzierung in der Weltrangliste für die WM eigentlich qualifiziert wäre.

Allerdings erfüllt er nicht die vom DLV aufgestellte Bestätigungsnorm im Zeitraum Dezember 2024 bis Mai 2025, die bei 2:07:50 Stunden liegt. Seine Bestzeit (2:07:14) hatte er davor, im Januar 2024 in Houston, aufgestellt. Im September vergangenen Jahres lief er den Berlin-Marathon in 2:08:20 Stunden - damals kannte er die Norm des DLV aber noch gar nicht. Die wurde den Athleten am 31. Oktober mitgeteilt.

"Meine Kritik setzt daran an, dass für die Leute, die die Quali über die Weltrangliste erfüllt haben, eine rückwirkende Zusatznorm vom DLV installiert wurde", führte Pfeiffer aus: "Man kann nicht in so einen Qualifikationsprozess eingreifen, indem man rückwirkende Normen installiert. Das ist im Grunde der Knackpunkt der ganzen Diskussion, wo ich sage, das ist nicht akzeptabel."

Der DLV hält in seiner Argumentation dagegen: Pfeiffer hätte in Jahr 2025 genügend Möglichkeiten gehabt, die Norm zu erfüllen. Zudem hob der Verband hervor, dass die im Frühjahr vorgenommene Fersen-Operation "nicht auf Anraten des Bundestrainers vorgenommen wurde". Pfeiffer habe Fromm lediglich darüber "informiert". 

Auch bezog der Verband Stellung zum Vorwurf, dass der dritte Startplatz im deutschen Aufgebot bei der WM nun vakant bleibt. "Vier deutsche Athleten haben im Marathon die DLV-Nominierungsrichtlinien für die WM erfüllt. Richard Ringer, Amanal Petros und Samuel Fitwi blieben im Qualifikationszeitraum unterhalb der Direktnorm, Sebastian Hendel unterbot bei aussichtsreicher Position im World Ranking die Bestätigungsnorm. Zwei dieser vier Läufer entschieden sich jedoch gegen einen WM-Start. Entsprechend wurden nur zwei Marathonläufer für die WM nominiert", lautet die Begründung.

So starten in Tokio lediglich Petros und Ringer - Pfeiffer hatte dies als "absurd" bezeichnet.

Pfeiffer schießt gegen die Verbandsspitze

Kurz nach Bekanntwerden der Nichtnominierung hatten sich zahlreiche Sportler bei Pfeiffer gemeldet und ihm Unterstützung zugesagt. Auch die deutsche Top-Sprinterin Gina Lückenkemper übte Kritik. "Sie hat jetzt nicht unbedingt selbst solche Erfahrungen gemacht, aber es ziemlich griffig formuliert: Ohne Athleten kein Verband. Ich finde, das bringt die ganze Problematik relativ gut auf den Punkt", hob Pfeiffer hervor.

Sein Ärger richtet sich nun vor allem gegen die Verbandsspitze um Vorstand Jörg Bügner. "Ein Funktionär ist eigentlich für die Athleten da und nicht andersrum. Das finde ich in der ganzen Situation schon sehr problematisch. Deswegen hat sich meine Kritik auch relativ stark auf die Person Jörg Bügner gerichtet, weil ich absolut nicht mit dem Führungsverhalten einverstanden war."

Pfeiffer regte nun sogar den Rücktritt von Bügner an. "Die Ereignisse und sein gesamtes Verhalten lassen mich ehrlich gesagt daran zweifeln, ob das dann auch die perfekte Besetzung für so eine Position ist und da im Sinne der Athleten agiert wird oder ob da vielleicht doch andere Ambitionen eine Rolle spielen", so der Athlet: "Nach dieser Welle der Solidarität und der deutlichen Kritik vieler Athleten kann man natürlich trotzdem seine offensichtlich verbandsschädigende Position beibehalten – nur dann müsste man vielleicht darüber nachdenken, ob man dann auch konsequent ist und zurücktritt."

DLV verteidigt die WM-Nominierung

Inzwischen gibt es sogar eine Petition beim Portal "change.org", um Pfeiffers WM-Nominierung doch noch zu ermöglichen. In einer Woche wurden so über 4.000 Unterschriften gesammelt.

Der Deutsche Leichtathletikverband hatte seine Nominierung bereits kurz nach dem Aufkommen der Kritik in einem Statement verteidigt. 

Der Verband teilte mit, dass das Verfahren in den DLV-Nominierungsrichtlinien öffentlich einsehbar sei und schon bei früheren internationalen Meisterschaften wie den Olympischen Spielen 2024, der EM 2024 und der WM 2023 angewandt worden sei. "Um als weiterer Athlet zum Kreis der Normerfüller dazuzustoßen, boten sich bei den Frühjahrsmarathons zahlreiche Gelegenheiten."

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