In 13 Duellen standen sich Deutschlands Nummer eins Alexander Zverev und Grand-Slam-Rekordsieger Novak Djokovic bislang gegenüber, alle Matches eint eines: Die Bühne war immer eine große. Bei klassischen Turnierformaten stand man sich zudem nie früher als im Viertelfinale gegenüber, am Mittwoch folgt bereits das fünfte Aufeinandertreffen im Rahmen eines Majors. Die Gesamtbilanz spricht mit 8:5 für den Serben. Wenn am Abend der nächste Tanz bei einem Grand-Slam ansteht, spricht allerdings viel für einen echten Tennis-Thriller.
Einer der besten Aufschläger der Tennis-Szene trifft auf einen der besten Returnspieler der Geschichte des Sports. Der Grand-Slam-Rekordsieger fordert einen der wenigen noch ungekrönten Akteure der absoluten Weltspitze: Das Viertelfinale der French Open 2025 zwischen Alexander Zverev und Novak Djokovic (ab 20:15 Uhr im sport.de-LIVE-Ticker) beinhaltet einige Geschichten.
Wer im Duell der beiden Freunde am Ende die Oberhand behält, lässt sich allerdings nur schwer vorhersagen. Argumente gibt es für beide Stars.
Sieht man von den ersten Duellen in den Jahren 2017, 2018 und 2019 ab, lieferten sich Alexander Zverev und Novak Djokovic eigentlich immer enge Duelle: Glatte Siege bilden die Ausnahme, wenn sich doch jemand ohne Satzverlust durchsetzen konnte, wurde mindestens ein Durchgang im Tiebreak entschieden.
In selbigen gipfelte auch der letzte Satz zwischen Zverev und dem Djoker bei den Australian Open 2025. Der Hamburger gewann Durchgang eins mit 7:6, ehe Djokovic verletzungsbedingt die Segel streichen musste.
Rat an Zverev: "Mach das Spiel so lange wie möglich"
Die Fitness könnte letztlich auch in Paris die Waagschale zu Gunsten Zverevs neigen: "Ganz klar würde ich hier Sascha Zverev im Vorteil sehen. Er ist der jüngere und fittere Spieler", erklärte auch deutsche Tennis-Ikone Boris Becker bei "Eurosport" mit Blick auf eine möglicherweise lange Partie. "Natürlich braucht man im fünften Satz auch die mentale Stärke, aber vor allem Luft und frische Beine", so Becker.
Zverev sei "vielleicht der körperlich stärkste Spieler", der in Roland Garros noch um den Titel spiele. Außerdem liebe der 28-Jährige "die langen Matches", schob der ehemalige Weltranglistenerste nach. Auch die ehemalige Top-10-Spielerin Andrea Petkovic erklärte bei dem TV-Sender: "Djokovic ist 38 - ich weiß, wie sich das anfühlt, wir sind derselbe Jahrgang. Man merkt das Alter. Zverev sollte aggressiv spielen, aber wenn alle Stricke reißen, ist mein Rat: Mach das Spiel so lange wie möglich."
Zverev selbst spielte den Altersunterschied zwischen sich und Djokovic allerdings herunter: "Novak hat immer gesagt, dass er sich nicht fühlt wie 38 und das zeigt er immer wieder. Es gibt viele Faktoren, die für ihn sprechen. Er hat jetzt keine physisch schwierigen Matches hier gehabt. Ich glaube, dass er topfit sein wird. Alles andere werden wir sehen. Es wird ein schwieriges Match, ein toughes Battle. Ich freue mich darauf", erklärte der DTB-Star nach seinem Achtelfinal-Erfolg, Djokovic werde zudem "niemals Außenseiter sein".
"Sein Herz und seine Seele sind nicht mehr dieselben"
Auffallend: Sowohl Zverev (25 Siege/10 Niederlagen) als auch Djokovic (16/7) blicken auf ein für ihre Verhältnisse eher schwaches Jahr. Beim bislang einzigen Grand Slam, den Australian Open, zeigten beide aber herausragendes Tennis, was auch für den Verlauf der French Open zählt.
Auf größtmöglicher Bühne, im Finale Down Under, hat Zverev allerdings auch den bislang vielleicht heftigsten Wirkungstreffer seiner Karriere erfahren müssen. Dass er auch im dritten Grand-Slam-Finale seiner Karriere nicht den ersehnten Titel holte und gegen Jannik Sinner letztlich sogar völlig chancenlos war, hat beim Deutschen offenbar Spuren hinterlassen.
"Das setzt ihm seither lange zu, mehr als alles andere. Sein Herz und seine Seele sind nicht mehr dieselben", urteilt auch die US-Ikone John McEnroe im Gespräch mit der "Sport Bild". Das Fenster für einen Triumph bei einem Major sei für Zverev zwar noch nicht gänzlich geschlossen, "aber auch nicht besonders weit geöffnet".
Ein Umstand, der Zverev durchaus lähmen könnte. Djokovic hingegen kann eigentlich völlig frei aufspielen. Selbst wenn der Routinier kein einziges Spiel mehr gewinnen würde, stünde die Einzigartigkeit seiner Karriere außer Frage.






