Schach-Superstar Magnus Carlsen kassiert beim hochkarätig besetzten Einladungsturnier Norway Chess in Stavanger eine seltene und kaum für möglich gehaltene Niederlage gegen Weltmeister Dommaraju Gukesh. Noch am Brett sitzend gehen die Gäule mit dem besten Spieler der Welt durch.
Magnus Carlsen ist in der Schach-Szene durchaus als emotionaler Typ bekannt. Sein Wutausbruch am Sonntag in der 6. Runde des Einladungsturniers Norway Chess war aber auch für den besten Spieler der Welt ungewöhnlich.
Was war passiert? Carlsen hatte die Partie gegen Weltmeister Dommaraju Gukesh eigentlich fest im Griff. Bis die Zeit auf der Uhr plötzlich knapp wurde. Beide Spieler gerieten in Zeitnot, was der Norweger für gewöhnlich zu nutzen weiß. Wenn die Sekunden auf der Uhr gen Null ticken, ist er normalerweise der Spieler, der seinen Gegner in Fehler zwingt. Diesmal war es aber genau umgekehrt.
Gukesh gelingt historischer Sieg gegen Carlsen
Carlsen leistete sich nach vier Stunden Spielzeit im 52. Zug einen folgenschweren Fehler, als er Gukesh mit seinem Springer Schach setzte. Der Norweger hatte die folgenden Züge jedoch schlicht und ergreifend falsch kalkuliert und leitete mit diesem Zug seine Niederlage ein.
Als er keinen Ausweg mehr sah, schlug der Superstar wütend mit seiner Faust auf den Tisch und schmiss dabei einige Figuren um. Direkt danach reichte er Gukesh die Hand, stand sichtlich sauer von seinem Stuhl auf und verließ die Spielhalle.
Für Gukesh war dieser Moment ein historischer. Dem Weltmeister gelang damit der erste Sieg gegen Carlsen in einer klassischen Partie. Das aus einer Position heraus, die über viele Züge schon klar verloren war.
Gukesh wollte es für Carlsen "irgendwie kompliziert machen"
"In 99 von 100 Fällen hätte ich verloren", gab Gukesh im Anschluss an seinen Sieg zu. "Es gab nicht viel, was ich hätte tun können. Ich war klar verloren. Also habe ich einfach nur versucht, Züge zu spielen, die die Sache für ihn irgendwie kompliziert machen", sagte der Inder, der Verständnis für Carlsens Wutausbruch zeigte.
"Ich verstehe das komplett. Auch ich habe in meiner Karriere schon auf viele Tische geschlagen", nahm Gukesh Carlsen in Schutz. Der Norweger selbst gab sich nach der überraschenden Niederlage wortkarg und sagte lediglich: "Ich weiß nicht, was passiert ist."
Immerhin: Laut "Indian Express" entschuldigte sich der Norweger bei Gukesh für seinen Ausraster - und zwar gleich doppelt.
"König Carlsen" verliert den Kopf
Die beiden Stars waren bereits in der 1. Runde des Turniers aufeinander getroffen. Damals siegte Carlsen. Seinen Sieg feierte er mit einem Social-Media-Post, in dem er ein Bild postete, auf dem stand: "Wenn Du den König willst, schieß besser nicht vorbei." Gukesh beherzigte diesen Ratschlag am Sonntag auf spektakuläre Art und Weise.
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Kleiner Trost für Carlsen: Auch nach der 6. Runde liegt er immer noch in Führung. Diese muss er sich nun aber mit Fabiano Caruana teilen. Beide haben 9.5 Punkte auf dem Konto. Tabellendritter ist Gukesh mit 8.5 Punkten.