Franziska Preuß krönte sich in der vergangenen Biathlon-Saison zur Gesamtweltcupsiegerin sowie zur Weltmeisterin in der Verfolgung. Die deutschen Männer kämpften stattdessen gegen Formschwankungen an. Arnd Peiffer zieht im exklusiven Interview mit sport.de ein Fazit und blickt auf die Olympischen Winterspiele 2026 voraus.
Die Biathlon-Saison 2024/25 brachte viele Highlights hervor. Franziska Preuß gewann in einem Herzschlagfinale beim abschließenden Massenstart in Oslo die Große Kristallkugel. Die 31-Jährige hatte sich bereits zuvor bei der Biathlon-WM in der Lenzerheide zur Weltmeisterin in der Verfolgung gekrönt.
Die deutschen Männer schnappten sich beim Saison-Highlight in der Schweiz zwar die Bronzemedaille in der Staffel, präsentierten sich ansonsten aber insgesamt zu inkonstant.
Arnd Peiffer würdigt im zweiten Teil des exklusiven Interviews mit sport.de das Erreichte von Franziska Preuß. Zudem bewertet der ehemalige Skijäger die Leistungen der deutschen Männer und schätzt ein, wie die Chancen für die Olympischen Winterspiele 2026 stehen.
Herr Peiffer, Franziska Preuß sorgte in der vergangenen Biathlon-Saison viele positive Schlagzeilen und krönte sich zur Verfolgungsweltmeisterin sowie Gesamtweltcupsiegerin. Wie beurteilen Sie ihre Leistungen?
Arnd Peiffer: Franzi hat insgesamt eine Wahnsinns-Saison absolviert. Natürlich liegt es auch daran, dass sie gesundheitlich durchkam. Sie hat gleichzeitig aber auch eine Wahnsinns-Konstanz an den Tag gelegt. Sie hat an jedem Wochenende, außer vielleicht in Oberhof, Top-Leistungen gebracht. Sie war am Schießstand extrem stark und hat gezeigt, was möglich ist. Sie ist mit hohen Erwartungen zur Weltmeisterschaft angereist und hat es geschafft, Silber und Gold zu holen. Aller höchsten Respekt vor dieser Leistung!
Was bedeuten Preuß' Erfolge für die deutschen Biathletinnen?
Es war für die Frauen-Mannschaft natürlich insgesamt super, weil es sehr viel Druck von den anderen Athletinnen genommen hat. Sie konnten sich ganz in Ruhe weiterentwickeln. Selina Grotian holte ihren ersten Weltcupsieg und stand gar nicht extrem im Fokus. Dass Vanessa Voigt ihre Saison vorzeitig beenden musste, fiel gar nicht sonderlich ins Gewicht. Insgesamt hat mir die Frauen-Mannschaft sehr viel Freude bereitet, weil sie immer konkurrenzfähig war.
Wie bewerten Sie die Auftritte der deutschen Männer in der letzten Biathlon-Saison?
Insgesamt haben sie sich unter Wert verkauft, was die Einzelrennen und Weltcups betrifft. Man hat nämlich gesehen, was möglich ist, wenn sie alles zusammenbringen: Danilo Riethmüller mit seinem Podestplatz in Annecy. Philipp Nawrath hat in Kontiolahti einen Podestplatz geholt. Wenn sie es gut hinkriegen, dann sind sie auch konkurrenzfähig. Im Saisonverlauf haben sie aber vor allem auch am Schießstand nicht immer geschafft, ihre Leistung zu bringen. Hinzu kamen hier und da schwankende Leistungen auf der Strecke.
Das Schöne ist natürlich, dass es ihnen bei der Weltmeisterschaft gelungen ist, die Staffel-Medaille zu gewinnen. Das war Balsam für die Seele. Da habe ich die Bilder noch präsent. Das war neben den beiden Medaillen für Franzi Preuß schon ein richtiges Highlight, weil man sehen konnte, wie wertvoll die Bronzemedaille für sie ist. Deshalb möchte ich die Saison bei den Männern nicht komplett schlecht reden. Insgesamt ist aber sicherlich mehr möglich.
Die Olympischen Winterspiele 2026 in Italien sind bereits am Horizont zu sehen. Was ist in einer olympischen Saison anders?
Es ist schon etwas mehr Spannung in der Luft. Olympia wird jetzt immer über der kommenden Saison schweben. Am Ende ist der Gesamtweltcup vielleicht nicht ganz so wichtig wie in anderen Saisons. Aber man muss sich natürlich auch erst einmal durchsetzen und es schaffen, sich einen Olympia-Startplatz zu sichern.
Bei den Männern werden auch nur vier Startplätze in jedem Rennen da sein. Bei den Frauen ist es anders, da haben sie durch Franzis WM-Titel in der Verfolgung einen Startplatz mehr. Das heißt, da können auch einmal fünf Frauen im Sprint laufen, aber bei den Männern eben nur vier. Im Weltcup hat man hingegen sechs Startplätze.
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Es bringt also nichts, wenn man die ganze Zeit nur über das Ziel Olympia nachdenkt. Sondern man muss versuchen, das Thema in der Saisonvorbereitung noch ein bisschen wegzuschieben und eher an den einzelnen Prozessen arbeiten.
Wie stehen die deutschen Chancen für die Olympischen Winterspiele 2026?
Bei den Frauen sehe ich wirklich gute Chancen. Bei den Männern müsste eine deutliche Steigerung der Schießleistung kommen. Wenn ihnen das gelingt, haben wir natürlich schon Leute, die vorne reinlaufen können - mit Philipp Nawrath, Philipp Horn, Johannes Kühn, Justus Strelow, der bei der WM zwei super Staffeln absolviert hat. Aber da muss schon noch ein Schritt kommen, denn in den Einzelrennen hatten die Männer bei der Weltmeisterschaft in der Lenzerheide keine Chance, vorne reinzulaufen, wenn man ehrlich ist.