Max Verstappen gewinnt den Grand Prix der Emilia-Romagna nach einem kaltblütigen Manöver gegen WM-Leader Oscar Piastri wie zu besten Red-Bull-Dominanz-Zeiten. Bringt das Bullen-Upgrade die Wende im Formel-1-Titelkampf gegen McLaren? Und wie ist die Leistung der kriselnden Ferraristi einzuordnen?
Im sport.de-Debrief zu Imola gehen F1-Experte Christian Danner und RTL-Daten-Analytiker Steffen Kosuch unter anderem diesen Fragen nach.
Max Verstappen hat seinen McLaren-Konkurrenten beim Rennen auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari eine eindrucksvolle Lehrstunde erteilt.
Der Holländer legte den Grundstein für seine Triumphfahrt unmittelbar nach dem Start. Zwar fiel Verstappen zunächst von Startplatz zwei leicht zurück, saugte sich dann im Windschatten aber erst an Polesetter Piastri heran, presste sich dann außen mit einem mutigen und kompromisslosen Manöver am McLaren-Piloten vorbei.
Formel 1: Reife(n) Leistung von Verstappen in Imola
Einmal vorne, setzte sich der Weltmeister in "clean air" souverän ab und kontrollierte seine Pace, um mit einer Ein-Stopp-Strategie durchzukommen. Eine Virtual-Safety-Car-Phase kurz vor Halbzeit des Rennens erleichterte den Plan der Red-Bull-Hirne zwar, Verstappen hatte aber auch ohne diese Hilfe alles unter Kontrolle.
Auch die längere Safety-Car-Phase zum Rennende, die Verstappens deutliche Führung auf Piastri und Lando Norris zu Nichte machte, brachte Verstappen nullkommanix aus der Ruhe. Im Gegenteil: Mit all seiner Erfahrung meisterte er den Restart, gab genau zum richtigen Zeitpunkt Gas und riss so sofort eine beruhigende Lücke auf Piastri, die einen Angriff des Australiers unmöglich machte. Danach fuhr Verstappen den Papaya-Boliden erneut lockerleicht davon und brachte den zweiten Saisonsieg nach Hause.
Graph: Rückstand der Top-Piloten (in Sekunden/Hochachse) auf Rennsieger Verstappen im Rennverlauf (Rechtsachse)

Besonders auffällig am 65. Grand-Prix-Sieg des 27-Jährigen: In puncto Reifenabbau war Red Bull in Imola auf McLaren-Niveau – vielleicht sogar einen Tick besser. Ob das den Streckenbedingungen geschuldet war oder dem großen Update-Paket, das das Team nach Italien mitgebracht hatte, werden erst die kommenden Grands Prix nach dem Stadtrennen in Monaco zeigen.
Red Bull (und Teamchef Christian Horner) hofft natürlich inständig, dass die neuen Teile der Grund für die starke Performance sind und die Trendwende im WM-Kampf einleiten. Klar ist: Dank Ausnahmefahrer Verstappen ist jeder Schritt nach vorne besonders wertvoll.
McLaren verzockt sich bei Oscar Piastri
Der große Imola-Verliere hieß Oscar Piastri. Der WM-Führende verlor nicht nur den Start, er bekam von seinem Team auch noch eine falsche Strategie verordnet.
Mit einem frühen Stopp wollte McLaren Druck auf Verstappen machen, schickte das Auto dadurch aber in den Verkehr, wodurch Piastri dramatisch an Zeit verlor. Piastri wurde so aus einem potenziellen Siegkandidaten zu einem bloßen Podest-Anwärter.
Nutznießer der verpatzten Piastri-Strategie war dessen Stallrivale Norris. Der Brite musste sich nach einem versemmelten Qualifying anfangs von Startplatz vier zunächst noch an Mercedes-Mann George Russell vorbei arbeiten. Als er dies geschafft hatte, konnte er Platz zwei problemlos sicherstellen – allerdings ohne Zeit auf Verstappen gutzumachen.
Durch einen Stopp unter Safety Car fiel Norris nochmals kurz hinter Piastri auf Rang drei zurück, schnappte sich seinen Garagen-Nachbarn kurz nach dem Restart aber dank der frischeren Reifen. Das konsequente Manöver gegen den Rivalen aus dem eigenen Stall dürfte Norris durchaus gutgetan haben.
Ferrari hat ein Potenzial, aber ein Qualifying-Problem
Hinter dem Stockerl betrieb Ferrari nach seinem desaströsen Samstag beim Heimspiel mit Lewis Hamilton auf Rang vier und Charles Leclerc auf sechs Schadensbegrenzung und Wiedergutmachung bei den Tifosi.
Die Rundenzeiten, die Hamilton und Leclerc ohne Verkehr in sauberer Luft hinlegten, deuten die durchaus vorhandene Performance des SF-25 an. Von Startplätzen wie elf und zwölf werden die Scuderia-Fahrer das Potenzial aber nicht allzu oft ausspielen können. Ferraris Kardinal-Problem ist das Qualifying, die Rennpace stimmt durchaus.
Williams stark, Mercedes enttäuscht
"Best of the Rest" hinter den vier großen Teams war einmal mehr Williams, das sich mit Alex Albon sogar im Ferrari-Panino zwischen Hamilton und Leclerc platzierte. Wie schon öfter in dieser Saison gelingt es dem Traditionsteam, die großen Teams anzugreifen und fette Punkte einzufahren (Albon-Kollege Sainz wurde solider Achter).
Mercedes hatte sich von Imola dagegen sicher mehr erwartet. Russell lag zunächst noch auf Podestkurs, fiel dann aber wegen eines zu frühen Stopps und allgemein fehlender Leistung immer weiter zurück. Rang sieben – eine Enttäuschung für die Silberpfeile. Noch eklatanter war die Mercedes-Schwäche bei Kimi Antonelli. Ein Defekt in Runde 45 erlöste den Italiener vom Trauerspiel beim Heimspiel.
Die letzten Punkte gingen so an den einmal mehr starken Rookie Isack Hadjar (Racing Bulls) und Yuki Tsunoda, der sich mit einem Pünktchen für seinen schweren Samstags-Abflug etwas rehabilitierte.