Ein halbes Dutzend Formel-1-Rennen steht 2025 schon in den Rennsport-Büchern. Zeit für ein Zwischenfazit, ehe die Königsklasse am 18. Mai endlich nach Europa kommt und in Imola aufschlägt (LIVE bei RTL). Für sport.de ordnet Christian Danner die Leistung der Fahrer ein.
Los geht's mit den WM-Plätzen 20 bis elf. Lob gibt’s für zwei Rookies und Deutschlands F1-Mohikaner Nico Hülkenberg. Oldie Fernando Alonso zählt der RTL-Experte trotz einiger Schnitzer noch nicht zum alten Eisen.
Platz 20: Gabriel Bortoleto (Sauber) – 0 Punkte
Gabriel Bortoleto macht unterm Strich von den Formel-1-Neulingen vielleicht am wenigsten Fehler, fällt aber auch kaum positiv auf, weil er mit dem Sauber schlicht "in einem wirklich miserablen Auto unterwegs ist", so Christian Danner. Im Stallduell mit Routinier Nico Hülkenberg hat der 20-Jährige schon einige Nadelstiche gesetzt und sich Respekt verschafft.
"Was Bortoleto auszeichnet, ist seine Abgeklärtheit und Reife trotz des schlechten Autos", lobt der Experte den Rookie.
Platz 19: Jack Doohan (Alpine) – 0 Punkte, nach dem Miami-GP aussortiert
Die Saison des jungen Australiers ist nach nur sechs Rennen vorbei. "Er stand sofort unter extremem Druck, weil ihm Franco Colapinto sozusagen als Messer in den Rücken verabreicht wurde", kommentiert Danner den Umstand, dass mit dem Argentinier immer ein Schattenmann bei Alpine parat stand – und ab Imola übernimmt.
Doohan wurden typische Rookie-Fehler zum Verhängnis, Team-Eminenz Flavio Briatore setzte daraufhin den mit vielen Sponsorengeldern verhafteten Colapinto ein. "Doohan ist sicher besser, als er auf dem Tableau aussieht. Man hätte ihm durchaus mehr Zeit geben können", findet Danner. "Aber die Formel 1 bleibt die Formel 1 – da weht ein strammer und eisiger Wind."

Platz 18: Liam Lawson (Red Bull/Racing Bulls) – 0 Punkte
Mit viel Vorschusslorbeeren bei Red Bull als Verstappen-Kollege gestartet, hat Liam Lawson eine heftige Talfahrt hinter sich. Der Neuseeländer wurde infolge eines schwachen Saisonstarts schon nach zwei Rennen von Red Bull degradiert und zurück zum Juniorteam verfrachtet. Auch bei den Racing Bulls kommt Lawson nicht in Schwung, zieht gegen Isack Hadjar bisher den Kürzeren.
"Hadjar hat ganz klar mehr Speed, wir müssen abwarten, wie sich Lawson jetzt entwickelt", sagt Danner: "Aber tendenziell geht es bei ihm eher in die falsche Richtung." Hinter Lawsons schwacher Performance vermutet der RTL-Kommentator "eine Mischung aus übertrieben harter Fahrweise und Verkrampftheit".
Platz 17: Fernando Alonso (Aston Martin) – 0 Punkte
Keine Punkte, in der WM hinter Lance Stroll, dazu viele ungewohnte Dreher und Fehler – Fernando Alonso wirkt in der Saison 2025 bisher wie ein Schatten früherer Tage. Hat der Zahn der Zeit den vermeintlich ewig jungen 43-Jährigen schlussendlich doch angeknabbert? "Nein", betont Danner: "Seine Leistung ist der Tatsache geschuldet, dass er mit einem Auto fährt, das die Enttäuschung der Saison ist. Da kann Alonso machen, was er will – da geht nix."
Platz 16: Isack Hadjar (Racing Bulls) – 5 Punkte
Nach einem Fauxpas beim Debüt (Ausrutscher in der Formationsrunde) und Krokodilstränen im australischen Regen hat sich Isack Hadjar schnell gefangen. Hielt auf Anhieb mit Yuki Tsunoda mit und hat Lawson im Griff. Mit Übersicht und größtenteils fehlerfreien Rennen fuhr der Franzose die ersten Punkte ein.
"Er ist eine klare Überraschung: Mit welchem Speed und Performance sich Hadjar da eingefügt hat. Für ihn ist es das normalste der Welt, gegen einen Hamilton zu kämpfen, oder in die Punkte zu fahren", lobt Danner.
Platz 15: Oliver Bearman (Haas) – 6 Punkte
Der Brite hat seinem Team mit happigen Crashs schon einige Dollars gekostet, dafür aber auch sechs Punkte heimgefahren. Die Experten-Zwischenbilanz: "Er hatte einen mittelmäßigen Auftakt. Ich sehe bei ihm immer noch einen sehr hohen Grundspeed. Inwieweit er sich jetzt auf den 'normalen' Formel-1-Alltag einpendelt, wird sich zeigen. Ich halte nach wie vor viel von ihm und seiner Geschwindigkeit. Den Rest muss er jetzt auf die Reihe kriegen, dass es etwas runder wird."
Platz 14: Nico Hülkenberg (Sauber) – 6 Punkte
Der F1-Veteran war beim turbulenten Auftakt Down Under sofort zur Stelle, als es im Melbourne-Regen etwas zu holen gab. Seither sprang zwar nichts Zählbares mehr heraus, Nico Hülkenberg überzeugt dennoch meist. "Ausgesprochen zuverlässig, liefert ab, sagt, was Sache ist", resümiert Danner. Hülkenberg sei "sein usual self" und bestätige die Leistungen aus der Vergangenheit.
Platz 13: Carlos Sainz (Williams) – 7 Punkte
Nach vielversprechenden Testfahrten tat sich der Routinier in den ersten Rennen überraschend schwer, stand bei Williams klar im Schatten von Garagen-Nachbar Alex Albon. Zuletzt fuhr Carlos Sainz aber zweimal in Folge in die Punkte, der Trend zeigt nach oben.
Das Zwischenfazit von Christian Danner: "Sainz ist jetzt wieder schnell und auf Augenhöhe mit Albon. Ich glaube, er fährt noch ein bisschen seinem Ruhm als Ferrari-Fahrer und Grand-Prix-Sieger hinterher. Da ist es schwer, sich jetzt wieder im Mittelfeld zurechtzufinden. Wahrscheinlich hat er es sich bei Williams etwas Sainz-lastiger vorgestellt. Man muss ihm aber hoch anrechnen, dass er seit Saisonstart große Fortschritte gemacht hat. Er ist im Team insgesamt doch schnell angekommen."
Video: RTL-Experte Danner über möglichen Hamilton-Abschied
Platz 12: Pierre Gasly (Alpine) – 7 Punkte
Immerhin schon zweimal Punkte für Pierre Gasly, zudem ist Alpine 2025 nach dem Katastrophen-Vorjahr deutlich besser aufgestellt. "Er macht einen professionellen Job, da gibt es nichts zu kritisieren. Gasly macht, was geht und mehr geht halt nicht", sagt der frühere Formel-1-Pilot.
Platz 11: Yuki Tsunoda (Racing Bulls/Red Bull) – 9 Punkte
Der Japaner legte mit den Racing Bulls einen ordentlichen Start hin und präsentierte sich gereift. Der Lohn: Yuki Tsunoda wurde pünktlich zum Japan-Heimspiel zu Red Bull befördert – wo er gegen Max Verstappen freilich genauso wenig Land sieht, wie seine Vorgänger. "Wenn man sich die reinen Zeitabstände anschaut, dann ist Tsunoda in der Tat schlechter Sergio Perez letztes Jahr", kritisiert Danner: "Er ist ja fast eine Sekunde langsamer als Verstappen."
Zur Person:
Christian Danner (67) schaffte 1985 mit dem Gewinn der Formel-3000-Europameisterschaft den Sprung in die Formel 1. Bis 1986 fuhr er in der Königsklasse für mehrere kleine Teams und errang bei 36 Grand-Prix-Starts vier WM-Punkte. Danach fuhr er in der US-amerikanischen IndyCar-Serie und avancierte zum ersten deutsche Rennfahrer, der in Formel 1 und IndyCar Punkte holte. In der DTM gewann Danner zwischen 1988 und 1996 fünf Rennen, 1997 zog er sich aus dem Motorsport zurück. Seit 1998 kommentierte der Bayer an der Seite von Heiko Waßer die Formel 1 bei RTL. Danner arbeitet zudem als Fahrsicherheitstrainer.


