Nach seiner Machtdemonstration beim Flèche Wallone nimmt Radsport-Dominator Tadej Pogacar den letzten Frühjahrs-Klassiker ins Visier - und kündigt schon einen Neustart seines Systems an.
Tadej Pogacar hängte beim Halbklassiker Fléche Wallone mal wieder die versammelte Radsport-Elite ab. Kurz vor der bis zu 20 Prozent steilen Mur schaute der 26-Jährige kurz seinem Rivalen Remco Evenepoel ins Gesicht, trat an "und keiner konnte folgen", wie Pogacar hinterher wenig verblüfft feststellte.
Ein wenig erinnerte die Szene an Lance Armstrong, als der Amerikaner bei der Tour de France 2001 auf dem Weg nach L'Alpe d'Huez Jan Ullrich stehen ließ.
Pogacar ging nicht einmal aus dem Sattel (was wiederum an Ullrich oder Miguel Indurain zu Glanzzeiten erinnerte) und strampelte allen davon. Nach wenigen hundert Metern hatte er eine Lücke gerissen, die locker reichte, um als Erster das Ziel zu erreichen.
"Ich habe ein wenig beschleunigt. Dann war dann niemand mehr am Hinterrad", kommentierte Pogacar als hätte er ein paar Hobbyradler abgeschüttelt und nicht die Olympiasieger Evenepoel und Tom Pidock, ausgewiesene Klassiker-Spezialisten.
Radsport: Pogacar vs. Vingegaard wirft Schatten voraus
Es war eine beindruckende Reaktion auf die unerwartete Niederlage beim Amstel Gold Race, einem anderen belgischen Halb-Klassiker. Für Tadej Pogacar aber nur eine Durchgangsstation: Denn mit Lüttich-Bastogne-Lüttich steht schon der nächste Klassiker auf dem Programm, das letzte Monument des Radsport-Frühjahrs.
Und da will der Slowene natürlich wieder triumphieren, schließlich hatte es bei Paris-Roubaix, der Königin der Klassiker, unter dramatischen Umständen nicht zum erhofften Sieg gereicht.
"Ich glaube, dass wir wieder Großes erreichen können", sagte Pogacar, der die "Doyenne" im Vorjahr schon gewonnen hatte. "Wir sind als Team stark gefahren und wir Sonntag haben wir einen ähnlichen Plan", kündigte er an und vergaß nicht seine Mannschaftskollegen zu würdigen. Jan Christen and Brandon McNulty hätten ihn der Schlussphase vorzüglich gezogen.
Er fühle sich bereit "für einen weiteren Tag", machte Pogacar deutlich, auch bei Lüttich-Bastogne-Lüttich voll anzugreifen. "Danach wird es einen Reset geben", sagte er.
Soll heißen: Sobald Lüttich-Bastone-Lüttich Geschichte ist, gilt Pogacars volle Konzentration der Vorbereitung auf die Tour de France und dem Duell mit dem Dänen Jonas Vingegaard. Bei der Frankreich-Rundfahrt peilt der Slowene seinen vierten Gesamtsieg nach 2020, 2021 und 2024 an.