Drei Rennen sind in der Formel-1-Saison 2025 absolviert. Welche Erkenntnisse kristallisieren sich heraus, wer überzeugt, wer nicht? Woran hapert es bei Ferrari, wann schlägt Lewis Hamiltons Hammertime wieder? RTL-Experte Christian Danner beantwortet bei sport.de die drängendsten Fragen.
Kann Max Verstappen sein Japan-Momentum in die nächsten Rennen mitnehmen?
Suzuka war ein Spielplatz für die Genialität von Max Verstappen. Das ist in Bahrain schon nicht mehr so und in Dschidda gleich gar nicht.
Wer spielt hinter den McLaren-Piloten und Verstappen die Best-of-The-Rest-Geige?
George Russell und Charles Leclerc. Ich sehe Russell und Mercedes zurzeit generell vor Leclerc und Ferrari, außer in Bahrain, das ist irgendwie eine Leclerc-Spezialstrecke.
Wie schlägt sich Lewis Hamiltons Mercedes-Nachfolger Andrea Kimi Antonelli?
Absolut super. Er hat aber auch das große Glück, dass er einen Platz im Feld hat, wo nicht so viel los ist: er fährt vor dem echten Mittelfeld und hinter der Spitzengruppe. Für einen jungen Fahrer und seine Entwicklung ist das natürlich super. Aber insgesamt ist er bisher wirklich toll gefahren.
Wird Yuki Tsunoda bei Red Bull die erhoffte gute Nummer zwei?

Ich glaube nicht, dass Yuki Tsunoda richtig besser wird, als es Perez letztes Jahr war, der im richtigen Moment zudem auch mal Rennen gewonnen hat. Er wird nicht in die Nähe von Verstappen kommen, genau wie die anderen, die das versucht haben.
Hat Red Bull mit dem einseitig auf Verstappen zugeschnitten Boliden ein Problem?
Ja. Alle internationalen Formel-1-Experten sagen, das ist die falsche Richtung. Man muss ein Auto schon so entwickeln, dass ein normaler Rennfahrer wenigstens mitkommt. Das erinnert ein wenig an die Glanzzeiten von Marc Marquez in der MotoGP, als die Honda-Maschine ein Monster war, das nur noch Marquez beherrschen konnte.
Hat Ferrari ein fundamentales Problem, wie in Medien spekuliert wird?
Ich würde im Leben nie wagen zu sagen, die können nicht tief genug fahren. Das weiß man einfach nicht, das weiß wahrscheinlich nicht einmal Ferrari, die das ja auch nur innerhalb der Werte messen und vergleichen, die sie aus dem Windkanal bekommen.
Die gesamte Performance von Ferrari ist nicht gut genug. Selbst wenn alles läuft, sind sie zu langsam.
Was müssen Lewis Hamilton und Ferrari tun, um auf Touren zu kommen?
Lewis muss sich da eingewöhnen. Den Automatismus, mit dem er das Auto optimal fährt, muss er erst lernen. In China hat das nur funktioniert, weil die Reifensituation etwas komisch war. Dennoch hat Shanghai gezeigt: Sobald das einigermaßen ist, wie er es braucht, ist Hamilton nach wie vor topschnell. Er muss ruhig bleiben.
Ferrari muss für Hamilton etwas finden, um ihn in die Wohlfühlecke zu bekommen. Da ist er immer am besten, wenn man ihn auch ein bisschen in Watte packt und seine eigenen Ideen umsetzt. Dann wird er fast unschlagbar. Momentan hilft nur arbeiten und analysieren, was fehlt.
Wann muss es bei Hamilton laufen?
Ich habe Hoffnung, dass er sich eingroovt und dann auf Augenhöhe mit Leclerc fährt. Zur Saisonmitte sollte es klappen. Ein halbes Jahr braucht man da schon.
Muss sich McLaren auf eine Nummer 1 festlegen?
Stallregie nur weil einer fünf Punkte mehr auf dem Konto hat – geht's noch?! Die Abstände sind viel zu klein und es ist viel zu früh. Dann scheidet einer zweimal aus und man hat total verwachst. Man muss es deutlich früher machen als letztes Jahr. Aber jetzt ist es viel zu früh.
Wer hat in der Formel 1 2025 bislang besonders überzeugt?
Es gibt zwei relativ unsichtbare Helden. Zum einen Gabriel Bortoleto – der hat Nico Hülkenberg bei Sauber eiskalt das Wasser abgegraben. Bortoleto hatte praktisch keinerlei Testfahrten, nicht so wie die anderen Rookies in älteren Boliden. Antonelli ist ja zum Beispiel tausende Kilometer gefahren. Bei Bortoleto nix! Er hat sich reingesetzt und fährt. Vor dem habe ich Respekt, er ist sehr intelligent, ein guter Mann.
Und der andere ist George Russell, der unglaublich abgeklärt, besonnen und sauschnell ist. Er fährt das Ding den Möglichkeiten des Autos entsprechend einfach nach Hause.
Zur Person:
Christian Danner (67) schaffte 1985 mit dem Gewinn der Formel-3000-Europameisterschaft den Sprung in die Formel 1. Bis 1989 fuhr er in der Königsklasse für mehrere kleine Teams und errang bei 36 Grand-Prix-Starts vier WM-Punkte. Danach fuhr er in der US-amerikanischen IndyCar-Serie und avancierte zum ersten deutsche Rennfahrer, der in Formel 1 und IndyCar Punkte holte. In der DTM gewann Danner zwischen 1988 und 1996 fünf Rennen, 1997 zog er sich aus dem Motorsport zurück. Von 1998 bis 2022 kommentierte der Bayer an der Seite von Heiko Waßer die Formel 1 bei RTL. Danner arbeitet als TV-Experte und Fahrsicherheitstrainer. Folgt Christian Danner auf Instagram.


