Suche Heute Live
Skispringen
Artikel teilen

Skispringen

"Bin fein mit dieser Entscheidung"

Trainer-Beben im Skispringen bestätigt

Thomas Thurnbichlers Amtszeit endet ein Jahr vor Vertragsende
Thomas Thurnbichlers Amtszeit endet ein Jahr vor Vertragsende
Foto: © IMAGO/Ulrich Wagner
29. März 2025, 10:50

Was zuletzt einige Wochen gerüchteweise im Umlauf war, ist nun offiziell: Thomas Thurnbichler verlässt am Saisonende seinen Posten als Cheftrainer der polnischen Skispringer. Ein Jahr vor Vertragsende geht seine Amtszeit zu Ende.

Auch beim Weltcup-Finale in Planica schreibt das Skispringen große Schlagzeilen. Nachdem der polnische Skiverband kurzfristig eine Pressekonferenz einberief, steht nun fest: Thomas Thurnbichler wird nur noch drei Tage lang Cheftrainer der polnischen Skispringer sein.

Das gaben er und Verbandspräsident Adam Małysz im Teamhotel der Polen in Kranjska Gora bekannt. In seinem dreiminütigen Statement bekundete Thurnbichler, dass er "seit mehreren Wochen" im Austausch mit der Verbandsspitze war, "weil ich das Gefühl hatte, dass ich so nicht weitermachen will und kann."

Er habe Małysz und dessen Kollegen Vorschläge zu Veränderungen in der Zusammenarbeit unterbreitet, "aber nachdem diese nicht angenommen wurden, war für beide Seiten klar, dass es nicht weitergeht. Aber mit dieser Entscheidung bin ich fein", erklärte der Österreicher, dessen Vertrag noch bis Frühjahr 2026 lief.

Den Cheftrainer-Posten übernimmt nach dem Saisonende sein bisheriger Assistent Maciej Maciusiak, der bis dato noch nie als Cheftrainer im Weltcup gearbeitet hat. "Er ist der Einzige, dem ich zutraue, mit dieser Situation und dem Druck umgehen zu können", so sein Noch-Chef.

Skispringen: Verband "steckt in der Zwickmühle"

Gänzlich gehen lassen möchte der Verband den 35-Jährigen allerdings nicht: Ihm wurde ein Angebot unterbreitet, das Junioren-Team zu übernehmen und somit die nächste Springer-Generation an die Weltspitze heranzuführen.

Thurnbichler selbst schloss einen Verbleib zunächst nicht aus: "Das ist ein gutes Angebot, ich werde mir in den nächsten Wochen meine Gedanken dazu machen." Bereits am Vortag hatte er im Gespräch mit sport.de hervorgehoben, wie wichtig diese Aufgabe für das polnische Skispringen wäre: "Der Skiverband steckt in der Zwickmühle. Du müsstest jetzt schon den ganzen Fokus und die Energie und auch das Finanzielle in den Nachwuchs stecken. Aber gleichzeitig ist es halt auch schwierig, die Anderen fallen zu lassen, denn du brauchst sie. Es ist bald Olympiasaison und von dem her ist es nicht so leicht, sich wirklich auf die Jungen zu konzentrieren."

Das Potenzial sei in jedem Fall vorhanden, führte der baldige Ex-Trainer weiter aus: "Es ist schon ein Pool an Sportlern da, die mit einer höchstprofessionellen Arbeit die Sachen lernen können." Aus diesem Grund glaube er auch nicht an einen Niedergang des polnischen Skispringens, "wenn der Verband jetzt zusammensteht und jeder mal anfängt, in die gleiche Richtung zu arbeiten. Denn das ist aktuell auch nicht der Fall."

Thurnbichler: "Ganz schwere Aufgabe, egal wer Trainer ist"

Für die Chance, erstmals in seiner noch jungen Trainerlaufbahn, als Chefcoach zu arbeiten, sei er dem Verband jedoch "sehr dankbar", betonte er auf der Pressekonferenz. Während er diese nach nur rund fünf Minuten frühzeitig verließ, war er sport.de gegenüber auskunftsfreudiger.

Thurnbichler verheimlichte er nicht, dass er sich die Zusammenarbeit anders vorgestellt hatte. "Der Vorstand macht dann schlussendlich die letzten Entscheidungen auf und mischt sich sehr viel ein. Viel mehr als in allen anderen Verbänden", führte er aus und bemängelte ganz offen: "Du merkst nicht wirklich viel Rückhalt. Es ist nicht so, dass die Leute gegen dich arbeiten, aber du spürst nicht, dass sie dich anschieben."

Genau daraus hatte er auch gegenüber polnischen Medien bereits kein Geheimnis gemacht. "Auch wenn es natürlich nicht immer schön war", stellte er sich nach jedem Wettkampf der Presse und gewährte Einblicke in seine Arbeit, "weil es wichtig ist und die Leute wissen sollen, was die Schwierigkeiten sind."

Sein Stand sei jedoch von Anfang an schwierig gewesen, weil die Entlassung seines tschechischen Vorgängers Michal Doležal bei den Athleten gar nicht gut ankam. "Die Springer standen zu 100 Prozent hinter ihm, aber der Verband hat die Entscheidung trotzdem getroffen. Und dann war es für mich schwierig, großes Vertrauen zu gewinnen", erörterte er.

Dass Kamil Stoch, der neben Adam Małysz der größte Skisprung-Held Polens ist, eben jenen Michal Doležal als Privattrainer engagierte und sich von Thurnbichlers Trainingsgruppe trennte, "machte die Sache nicht leichter. Aber es war für mich verständlich. Das in Verbindung mit einem Verband, der auch ein bisschen intern Machtkämpfe hat, waren allerdings keine guten Voraussetzungen."

Umso erleichterter wirkte Thomas Thurnbichler, dass diese Querelen nun ein (vorzeitiges) Ende haben. Im Gespräch mit sport.de zeigte er sich dennoch fest entschlossen, "im Skispringen zu bleiben, selbst wenn es in Polen nicht weitergeht. Ich habe auch Angebote von anderen Personen oder Nationen", somit wird die Frage nach seiner Zukunft wohl schon zeitnah beantwortet.

Newsticker

Alle News anzeigen