Der frühere Ski-Rennfahrer Felix Neureuther sieht Luft nach oben im deutschen Sport und plädiert dafür, schon die Kleinsten anders als bisher zu fördern.
"Bei uns in Deutschland spezialisiert man sich schon gefühlt mit acht, neun Jahren auf eine Sportart, weil man sehr früh schon sehr gut sein will. Diese Denke, dass die Kinder später nur gut sein können, wenn sie auch früh schon gut sind - das stimmt in der Form so nicht", sagte der 41-Jährige im "Sportschau"-Interview. "Deswegen sage ich immer, bitte, liebe Eltern oder Trainer, lasst die Kinder doch einfach mehrere Sportarten machen."
Deutsches Vorbild könnten nach Felix Neureuthers Ansicht die Norweger sein.
"Sie haben nur fünf Millionen Einwohner. Und die gewinnen nicht nur im Skifahren. Sie gewinnen im Biathlon, im Langlauf, gewinnen aber auch in der Leichtathletik, im Golf, haben in Erling Haaland einen der besten Fußballer dieses Planeten, im Tennis Casper Ruud. Was dieses kleine Land in einer Breite an Leistungssportlern herausbringt, ist unfassbar", so der frühere Mannschafts-Weltmeister.
Neureuther ergänzte: "Es herrscht dort insgesamt eine Gesundheitskultur, auch in der Art, wie die Kinder dort aufwachsen - in den Kindergärten, in den Schulen. Die spezialisieren sich auch nicht so früh für eine Sportart, sondern sind breit aufgestellt. Die entscheiden sich dann mit 13, 14 Jahren, können sich aus fünf Sportarten eine aussuchen. Wenn sie es dann leistungsmäßig betreiben wollen, werden sie gut und richtig gefördert."
Neureuther sieht zwei deutsche Ski-Hoffnungsträger
Immerhin: Im Ski-Sport sieht Neureuther mit den Junioren-Weltmeister Felix Rösle (Abfahrt) und Benno Brandis (Super-G) zwei mögliche Hoffnungsträger für die Zukunft.
"Aber man muss den Jungs einfach auch noch Zeit geben, es ist jetzt noch nicht so, dass die nächstes Jahr schon voll attackieren werden", schränkte der heutige TV-Experte ein.
Gerade Brandis bringe "sehr viel Potenzial mit", lobte Neureuther. "Ihn muss man gezielt fördern und sehr schnell nach oben bringen, damit er mit Besseren trainieren kann."
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Begeistert zeigte sich Neureuther auch von Shooting-Star Emma Aicher, die in dieser Saison ihren ersten Weltcup-Sieg feierte. "Sie liebt das Skifahren. Sie liebt das. Die Freude, die sieht man ihr beim Skifahren an, egal ob es die kurzen oder die langen Schwünge sind. Sie ist natürlich eine, die uns in Zukunft noch viel Freude bereiten wird."
Auch Aicher müssen man allerdings noch Zeit geben, um sich weiter zu entwickeln. "Wenn einer mit Druck umgehen kann, dann sie. Man hat nicht ansatzweise das Gefühl, dass sie das beeinflusst oder beeinträchtigt. Sie zieht ihr Ding durch. Das ist ja auch das Schöne bei ihr, das prallt alles ab. Sie kann mit Drucksituationen extrem gut umgehen."




