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Kolumne für sport.de

Geiger lässt DSV-Adler zum Karriereende hochleben

Video: Experte: Das Skispringen hat ein neues Problem
26. März 2025, 18:53

Stephan Lehye und Markus Eisenbichler beenden ihre Karrieren im Skispringen. Karl Geiger lässt die beiden DSV-Adler in seiner Kolumne für sport.de noch einmal hochleben.

Stephan Leyhe sitzt zum Sprung an, sein Jugend-Trainer wartet noch einen Moment, obwohl der Wind günstig ist- auch für ihn wohl ein besonderer Augenblick, den er offensichtlich fast anhalten möchte. Mit einer großen "Willingen-Fahne" winkt er ihn ab.

Der Sprung wird freigegeben und der Springer ist in der Spur, der dem deutschen Team in all den Jahren seines Skispringerdaseins unendlich viel gegeben hat. Absprung, er segelt den Hang herunter, setzt routiniert den Telemark- seinen letzten. Ich muss etwas schlucken, Wehmut kommt in mir hoch, bevor wir alle unten im Auslauf stehend, die Sektflaschen zücken und dem frischen Pensionär eine Sektdusche verabreichen.

Gänsehautgefühl - ein unterschwelliges Hadern mit der Situation: ein langjähriger Teamkamerad beendet seine Karriere.

Stephan Lehye war für uns immer eine Bank und konnte dem deutschen Team oft helfen; er war immer wieder eine Art Kit in der Mannschaft, sei es mit seiner Erfahrung und Nervenstärke oder sei es durch seinen trockenen Wortwitz, mit dem er so manche Situation, in dem es für das Team nicht so gut lief, auflockern konnte. Seine Zuverlässigkeit, seine Teamplayer-Eigenschaften, seine Präsenz werden mir einfach fehlen und das beschert mir eine Nachdenklichkeit, die ich nicht häufig habe.

Wir, die im Team verbleiben, müssen nun eine Lücke schließen und das in nicht ganz so einfachen Zeiten, was die Leistung im Team anbelangt. Auch das Skispringen selbst muss derzeit einige Turbulenzen aushalten und da sind ruhige und voranschreitende Charaktere gefragt- eben so einer, wie Stephan.

Unser scheidender Mannschaftskamerad wird nochmal in Planica dabei sein, dann allerdings schon als Zuschauer. Auch Markus Eisenbichler, mein langjähriger Zimmergenosse, wird dann verabschiedet werden; er wird in Planica aber nochmal zu den letzten Flügen seiner Karriere antreten. Auch in Slowenien wird nochmal mit Sekt geduscht werden, um dann alles in eine große Party münden zu lassen.

Ich wünsche Stephan Leyhe alles erdenklich Gute, dass ihm dieser Absprung auch so gut gelingt, wie die Absprünge, die er mit uns fast täglich trainiert hat. Ein feiner Kerl tritt ab und ich hoffe, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren.

Aber jetzt ist in Lahti der Abschiedsmoment da. Wir heben ihn auf die Schultern des Teams, lassen ihn hochleben und feiern mit ihm seine Karriere.

Mit herzlichen Grüßen

Karl Geiger

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