Seit knapp neun Jahren gibt es im Handball die vom Weltverband IHF eingeführte Regel, bei eigenem Ballbesitz einen siebten Feldspieler für den Torhüter einwechseln zu dürfen. Seit dem gibt es immer wieder wilde Kontroversen um diese taktische Variante. Die deutsche Handball-Ikone Stefan Kretzschmar sowie Bundestrainer Alfred Gislason haben in dieser Sachfrage nun einmal mehr eindeutig Stellung bezogen.
Stefan Kretzschmar ist seit langem als ein bekennender Gegner der Variante mit dem siebten Feldspieler bekannt. Bei "Dyn" polterte der ehemalige Nationalspieler und heutige Sportvorstand der Füchse Berlin nun erneut heftig gegen die Regel, dass ein zusätzlicher Feldspieler für den eigenen Torwart eingewechselt werden darf.
"Was mir aber fürchterlich auf den Sack geht und was ich jetzt auch nicht mehr sehen kann und was jetzt auch mein Appell an den Welthandball ist: Schafft das Sieben-gegen-Sechs ab. Es reicht!", so der 52-Jährige in dem "Dyn"-Podcast, in dem er unter anderem mit Ex-Weltmeister Pascal Hens sprach.
Vor allem vermeintlich kleinere Nationen setzen häufiger auf diese Variante, sehr zum Unmut des einstigen Weltklasse-Linksaußen Kretzschmar: "Ich habe endgültig die Schnauze voll davon. Es muss aufhören, dieses System, dieser ungleiche Handball. Nur weil eine Nation nicht richtig Handball spielen kann und nicht genug vernünftige Handballspieler hat, heißt das nicht, dass sie einen Spieler mehr einsetzen dürfen", so Kretzschmar.
Kretzschmar erhält Zustimmung vom Bundestrainer
Zuspruch erhielt die Vereinslegende des SC Magdeburg nun von seinem ehemaligen Vereins- und heutigen Bundestrainer Alfred Gislason. Der Isländer bezeichnete die Sieben-gegen-Sechs-Variante gegenüber der Fachzeitschrift "Handballwoche" jüngst sogar als "Sabotage am Handball" und forderte eine sofortige Abschaffung der Regel.
"Ich finde es wirklich schade für den Handball. Ich bin davon überzeugt, dass über 80 Prozent aller Trainer dagegen sind. Ich finde, Sieben-gegen-Sechs ist langweiliger Handball", meinte Gislason.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die grundsätzliche taktische Option, den Torhüter aus dem Spiel zu nehmen, nahezu von allen Handball-Teams auf Top-Niveau genutzt wird - auch von Alfred Gislason bei der deutschen Nationalmannschaft. Bei eigenem Unterzahlspiel nach einer Zeitstrafe wird der Angriff mit dem dann sechsten Spieler anstelle des Torhüters aufgefüllt.
Immer wieder kommt es in den letzten Jahren so zu leichten Tore nach Würfen über das gesamte Spielfeld, wenn nämlich die Mannschaft des ausgewechselten Torhüters den Ball nicht erfolgreich im gegnerischen Gehäuse unterbringt und der Ballbesitz dann kurzzeitig wechselt.



























