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F1-Debrief mit Christian Danner

Hamilton nur ein Schatten - Reifen bremst Verstappen aus

Video: Danner macht Ferrari Hoffnung für Suzuka
24. März 2025, 15:22

Schon in der ersten Runde fiel beim Großen Preis von China eine kleine Vorentscheidung. Anschließend ging es vor allem darum, die besten Reifenflüsterer zu finden - zum Leidwesen von Max Verstappen, dessen RB21 die Pneus zu stark beanspruchte und dem die Pace fehlte. Für Ferrari kam es knüppeldick. Und das nicht nur aufgrund der doppelten Disqualifikation. 

Im sport.de-Debrief erfahrt ihr, warum Max Verstappen beim Formel-1-Rennen in China zu keiner Zeit ein Siegkandidat war, Ferrari von einem Tag auf den anderen in eine Krise rutschte und Oscar Piastri letztlich ohne Gegenwehr zum Sieg fuhr: 

Oscar Piastri erlebte in Shanghai einen Rennsonntag zum Genießen. Der Australier setzte seine Pole Position in einen kontrollierten Sieg um, der zu keinem Zeitpunkt in Gefahr schien. Bei Teamkollege Lando Norris wurde es am Ende dagegen nochmal spannend. 

Etwa zehn Runden vor Ende begann Norris, sich über ein länger werdendes Bremspedal zu beklagen. Der Grund wurde im integrierten Bremssystem der Hinterachse, bei dem die hydraulische Bremse mit der Motorbremse und dem Energierückführungssystem (MGUK) zusammenarbeitet, vermutet.

Da das Problem immer schlimmer wurde, begann man sich an der McLaren Box zunehmend Sorgen zu machen. Der zu Rennende von Norris geplante Angriff auf seinen führenden Teamkollegen wurde abgeblasen, es galt ab sofort nur noch, das Auto ins Ziel zu bringen und dabei idealerweise noch vor dem aufholenden Russell zu bleiben. Mit einem Restvorsprung von 1,3 Sekunden gegenüber Russell kreuzte Norris auf Platz zwei die Ziellinie.

Russell kann seine einzige Chance nicht nutzen

Russell (Startplatz zwei) versuchte am Start seine vermutlich einzige Chance für einen Angriff auf Piastri zu nutzen, wurde dabei aber unglücklich eingeklemmt und verlor eine Position gegen Norris. Im Niemandsland hinter den überlegenen McLarens und klar vor den weiteren Verfolgern fuhr er wie schon in Australien mit Platz drei aufs Podium.

Einzig während der Boxenstopps konnte Russell sich dank eines Undercuts zwischenzeitig nochmal vor Norris schieben. Nach drei Runden stellte Norris die ursprüngliche Reihenfolge jedoch wieder her und setzte sich vom Mercedes-Piloten ab.

An der Spitze entwickelte sich ein relativ unspektakuläres Rennen. Eigentlich war man vor dem Rennen von einem klaren Zwei-Stopp-Rennen (Medium/Hart/Hart) ausgegangen. Da sich der harte Pirelli-Reifen jedoch als deutlich konstanter herausstellte, wechselten die Strategen auf eine Ein-Stopp-Strategie, verzichteten also auf den weiteren Stopp. Dies bedeutete aber im Gegenzug, dass die Fahrer ihr Reifenmanagement intensivieren mussten.

Verstappens Red Bull funktioniert nur auf dem harten Reifen

Verstappen (Startplatz vier) verlor in der ersten Runde bereits zwei Positionen an die beiden Ferraris. Im ersten Stint mit Medium vergrößerte sich der Abstand sogar. Erst als Red Bull auf den harten Reifen wechselte, begann Verstappen die Pace der Ferraris mitzugehen.

Ab Mitte seines zweiten Stints drehte der Weltmeister aber auf und griff zuerst Hamilton an, der nur durch einen Wechsel auf eine Zwei-Stopp-Strategie dem unweigerlichen Überholmanöver aus dem Weg ging. Selbst an Leclerc kam Verstappen vier Runden vor Rennende noch heran und auch vorbei.

Die ab Runde 33 gezeigt Pace war identisch mit der der siegreichen McLarens. Es scheint aber, dass Red Bull noch den idealen Mix aus Attacke und Reifenmanagement finden muss.

Hamilton ein Schatten seiner selbst

Bei Ferrari konnte man an die Performance aus dem Sprintrennen nicht anknüpfen. Auf der Strecke war man klar nur das viertbeste Team hinter McLaren, Mercedes und Red Bull. Hamilton war ein Schatten seiner selbst, sein Wechsel auf Zwei-Stopp war unter den Umständen zwar eine durchaus logische Strategie, änderte am Resultat aber nichts.

Leclerc war diesmal der schnellere der beiden Roten. Obwohl er sich am Start einen Schaden am Frontwing (unglückliche Berührung mit Teamkollege Hamilton) zuzog, konnte er Hamilton zunächst problemlos folgen. Dies erkannten auch die Ferrari-Strategen und baten Hamilton in Runde 20, seinen Teamkollegen vorbei zu lassen. Einmal vor ihm, setzte sich Leclerc schnell ab und schloss kurzzeitig auf Russell auf, ohne diesen aber ernsthaft unter Druck setzen zu können.

Rückstand in Sekunden der einzelnen Autos auf Piastri
Rückstand in Sekunden der einzelnen Autos auf Piastri

Darum wurden beide Ferraris disqualifiziert

Nach Rennende kam es für Ferrari jedoch noch bitterer. Zunächst wurde bei der technischen Nachkontrolle das Auto von Leclerc als zu leicht festgestellt. Durch den Wechsel auf nur einen Stopp war vermutlich der Reifenverschleiß höher als es die Ferrari-Ingenieure erwarteten (ein Fehler, den wohl Alpine auch bei Gasly machte). Die Disqualifikation von Leclerc war die unweigerliche Folge.

Bei Hamilton wurde nach dem Rennen eine erhöhte Abnutzung der Bodenplatte festgestellt. In neuem Zustand 10 Millimeter dick, muss diese nach dem Rennen immer noch eine Stärke von mindestens 9 Millimeter  aufweisen. Bei Hamilton wurden aber nur 8,5 bis 8,6 Millimeter gemessen, was wie bei Leclerc eine Disqualifikation zur Folge hatte. Damit war das Desaster bei den Italienern komplett.


Zur Person:

Christian Danner schaffte 1985 mit dem Gewinn der Formel-3000-Europameisterschaft den Sprung in die Formel 1. Bis 1986 fuhr er in der Königsklasse für mehrere kleine Teams und errang bei 36 Grand-Prix-Starts vier WM-Punkte. Danach fuhr er in der US-amerikanischen IndyCar-Serie und avancierte zum ersten deutsche Rennfahrer, der in Formel 1 und IndyCar Punkte holte. In der DTM gewann Danner zwischen 1988 und 1996 fünf Rennen, 1997 zog er sich aus dem Motorsport zurück. Von 1998 bis 2022 kommentierte der Bayer an der Seite von Heiko Waßer die Formel 1 bei RTL. Danner arbeitet als TV-Experte und Fahrsicherheitstrainer. Folgt Christian Danner auf Instagram.

Steffen Kosuch, ein ehemaliger Moto-Cross-Fahrer, ist seit Anfang der 2000er Jahre Teil des Formel-1-Teams bei RTL. Als ehemaliger Renningenieur und Berater der FIA kümmert er sich bei RTL um Rennstrategie, Performance-Analysen, Reglementfragen und die Werbeplanung.

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1GroßbritannienLando NorrisMcLaren357
2AustralienOscar PiastriMcLaren356
3NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing321
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team258
5MonacoCharles LeclercFerrari210

China GP 2025

1AustralienOscar Piastri1:30:55.026h
2GroßbritannienLando Norris+9.748s
3GroßbritannienGeorge Russell+11.097s
4NiederlandeMax Verstappen+16.656s
5FrankreichEsteban Ocon+49.969s

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