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sport.de-Kolumne des DSV-Adlers

Geiger-Klartext zum Anzug-Skandal

Karl Geiger flog beim Raw Air auf Rang drei
Karl Geiger flog beim Raw Air auf Rang drei
Foto: © IMAGO/Terje Bendiksby
17. März 2025, 20:14

Der Anzug-Skandal erschüttert weiter die Skisprung-Szene. DSV-Adler Karl Geiger blickt in seiner sport.de-Kolumne auf sein Podest-Coup in Oslo sowie die ereignisreichen Tage im Skispringen. Er fordert Aufklärung, aber keine Legendenbildung. 

Wir sitzen am Airport in Oslo und warten auf das Boarding. Uns steckt die Raw Air in den Knochen, aber wir können eine positive sportliche Bilanz ziehen. In der Gesamtwertung kann ich auf einen 8. Platz schauen und bin vor allem mit dem Podestplatz in Oslo sehr glücklich.

Ich konnte mich auf die Schanzen in Oslo und Vikersund besser einstellen als auf die Großschanze in Trondheim, hatte wieder besseren Zugriff auf "meinen Sprung" und bin für die zwei Restwochen in der Saison zuversichtlich.

Das beherrschende Thema ist an den Schanzen selbstverständlich immer noch das Verhalten der bekannten Norweger bei der WM in Trondheim. Der Betrug wurde von der Mannschaftsleitung klar und konkret eingestanden und die FIS hat insbesondere mit der Suspendierung der Sportler reagiert. Außerdem wurde der Wettkampfanzug von allen Sportlern vor Ort kontrolliert, eingesammelt, vor dem Wettkampf ausgegeben und nach dem Wettkampf wieder eingesammelt, so dass kein Raum für Manipulationen entstand. Weiteres wird in Untersuchungen erfolgen, die abzuwarten sind.

Wir müssen alles dafür tun, dass das lupenrein aufgeklärt wird. Bei vorsätzlichen Regelvorstößen in der Absicht, sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, muss hart durchgegriffen werden. Die Sportler und unsere Zuschauer müssen sich auf einen fairen Sport ohne Manipulation verlassen können.

Es ist bekannt, dass alle Mannschaften im Rahmen der Regeln materialtechnisch optimieren; dies ist in anderen Sportarten wie z.B. in der Formel 1 tägliche Arbeit. Materialien werden getestet, aerodynamische Formen ausprobiert etc. Dies ist erlaubt und auch gewünscht.

Bei unserem umfassenden Regelwerk gibt es dabei auch sicherlich Bereiche, die Handlungsspielräume eröffnen. Ich erinnere mich an den Fall Simon Amann, der eine solchen Spielraum für sich nutzte, in dem er bei der Bindung mit einem gekrümmten Stab sprang, der offensichtlich Vorteile einbrachte. Simon war innovativ und hat das Skispringen sogar dadurch weitergebracht.

Geiger wünscht sich Klarheit und Aufklärung

Wird aber gegen klar definierte Regeln verstoßen, mit verbotenen Anzugskomponenten wie Versteifungen, Einnähungen und Verstärkungen gearbeitet, dann ist das ein fundamentaler Verstoß gegen das Regelwerk. Wissentlich ist durch mehrere rote Ampeln gefahren worden und dann nimmt man den Fahrer eben zu Recht aus dem Verkehr.

In den Diskussionen wird mir gegenwärtig zu sehr die regelkonforme Optimierung und die regelwidrige Manipulation zu sehr durchmischt. Ich wünsche mir Klarheit und Aufklärung, aber keine Legendenbildung und Generalverdacht über eine ganze Sportart.

Herzliche Grüße

Karl Geiger

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