Suche Heute Live
Skispringen
Artikel teilen

Skispringen

Trainer-Legende wird deutlich

Betrug im Skispringen "jetzt eine andere Dimension"

Video: Norwegische "Flugobjekte" schocken Schmitt
17. März 2025, 14:58
sport.de
sport.de

Die aktuelle Betrugs-Affäre ausgelöst durch norwegische Anzug-Schummeleien ist nach Ansicht des langjährigen Bundestrainers Werner Schuster eine neue Eskalationsstufe des Material-Wettrüstens im Skispringen.

"Man beäugt sich. Man vermutet vielleicht, dass die Konkurrenz die Regeln etwas ausdehnt, man will nicht hintendran bleiben und schaut, dass man mitkommt. Entscheidend war aber immer das Vertrauen in die FIS und das Kontrollsystem, der Glaube, dass ein Konsens, letztlich Chancengleichheit, hergestellt wurde. Da scheint jetzt eine andere Dimension erreicht zu sein", sagte der 55-Jährige der "Süddeutschen Zeitung".

Norwegische Skispringer hatten bei der Heim-WM in Trondheim illegale Anzüge genutzt. Zunächst die Top-Stars Marius Lindvik und Johann André Forfang, dann drei weitere Athleten sowie mehrere Staff-Mitglieder wurden deswegen inzwischen von der FIS disqualifiziert.

Aussagen der Springer, sie hätten von der Manipulation an ihren Anzügen nichts gewusst, bezeichnete Schuster als "unglaubwürdig".

Auch die norwegische Erklärung, es handele sich bei der Schummelei um einen Einzelfall, wischte Schuster vom Tisch: "Es entbehrt jeder Logik, dass man das nur an einem Tag macht - und nur mit zwei Athleten. Lindvik war schon Weltmeister geworden (auf der Normalschanze, Anm. d. Red.), die Norweger hatten den Mixed-Wettkampf gewonnen und im Team eine Medaille geholt. Warum sollte man dann am letzten Tag so ein Risiko eingehen? Das Gegenteil beweisen kann ich natürlich nicht."

Die Wahrheit komme nur "scheibchenweise ans Licht", kritisierte Schuster. "Zwar sagt der norwegische Verband, er kooperiert mit der FIS, aber es geht schleppend voran, weil man den Eindruck hatte, sie haben immer nur das zugegeben, was man ihnen hundertprozentig beweisen kann."

Das Umnähen der Anzüge durch die Norweger bezeichnete Schuster als "unglaublich geschickt gemacht", es sei aber verboten. "Die Maßnahme hat dazu geführt, dass man die Kontrolle besteht - und trotzdem die Flugfläche erhöht."

Skispringen: "Regelverstoß darf kein Kavaliersdelikt mehr sein"

Laut Schuster braucht es im Skispringen nun weitreichende Maßnahmen. "Die Strukturen der FIS sind vielleicht ein wenig in die Jahre gekommen", erklärte er.

Die Trainer-Ikone warb dafür, dem Materialkomitee "mehr Durchschlagskraft zu verleihen, ähnlich der Technischen Kommission in der Formel 1."

Die Kommission müsse nach Schusters Ansicht schauen: "Was ist fürs Skispringen gut? Man muss die Strukturen der Entwicklung einer Sportart anpassen. Und diese Sportart zukunftsfähig machen." Auch ein Sanktionskatalog müsse her. "Denn auch ein Regelverstoß darf kein Kavaliersdelikt mehr sein."

Newsticker

Alle News anzeigen