Formel-1-Experte Günther Steiner hat mit RTL/ntv und sport.de über die wichtigsten Themen des Großen Preises von Australien gesprochen. Während er viel Lob für Rennsieger Lando Norris und McLaren parat hatte, legte er bei Red Bull Racing mit Blick auf Max Verstappen genauso den Finger in die Wunde wie bei Ferrari und Lewis Hamilton.
Der frühere Haas-Teamchef und heutige Formel-1-Experte Günther Steiner hat Australien-Sieger Lando Norris und McLaren Respekt gezollt.
"Sie hatten das schnellste Auto und Norris hat alles richtig gemacht", lobte Steiner im exklusiven Gespräch mit RTL/ntv und sport.de den Grand-Prix-Gewinner und den britischen Rennstall und fügte zur Strategie des Teams an: "Sie sind kein Risiko gegangen – auf Sicherheit. Und deswegen hat er das Rennen gewonnen."
Norris' Kollege, Oscar Piastri, habe hingegen "eben einen Fehler gemacht, als er auf der Strecke raus ist. Dann hat er noch Glück gehabt, dass er überhaupt zurückgekommen ist, weil er im Gras stand", sagte Steiner zum anderen McLaren-Piloten, der am Ende trotz eines guten Wochenendes nur Neunter wurde. Norris hingegen habe "einfach das komplettere Rennen gefahren, unter schwierigen Umständen".
Dass es dennoch vorerst keine übergreifende Teamorder bei McLaren geben soll - abseits der kurzzeitig erteilten innerhalb des Australien-GP - begrüßte Steiner.
"Zak Brown will den Besseren der beiden Fahrer gewinnen lassen, was ich fair finde. Und ich glaube, das wird in China genauso sein", blickte der F1-Experte auf das kommende Formel-1-Wochenende, bei dem RTL das Qualifying (Samstag, 8 Uhr) sowie das Rennen (Sonntag, 8 Uhr) im Rahmen des Super-Sonntags (ab 20:15 Uhr überträgt RTL auch das Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft) live im Free-TV zeigt.
Steiner weiter: "Ich glaube, solange McLaren weiß, dass sie das beste Auto haben, werden sie die Zwei kämpfen lassen, um zu sehen, wer der Bessere ist."
Allerdings könnte sich das Blatt auch schnell wenden, so der Südtiroler weiter. "Ab einem gewissen Punkt – sollte jemand nahe an sie rankommen und den Weltmeistertitel wegnehmen können – werden da sicher wieder die Papaya Rules rauskommen", glaubte Steiner an ein mögliches Umdenken und spielte gleichzeitig auf die im letzten Jahr nicht immer eindeutige Teamorder an: "Aber sie wissen ja selbst nicht, was die heißen."
Weitere exklusive Aussagen von RTL-Experte Günther Steiner zum Australien-GP:
Steiner über Max Verstappen und die Schwierigkeiten von Mercedes:
"Ich glaube, ohne Max wäre Red Bull hinter Mercedes."
"Man weiß ja: Wenn die Konditionen schwierig sind, das Wetter und so, da ist Max Verstappen sehr gut. (…) Der Max-Faktor spielt schon eine große Rolle bei Red Bull im Moment."
Steiner über Nico Hülkenberg, der im ersten Rennen für Sauber mehr Punkte geholt hat als Sauber in der ganzen Saison 2024:
"Im Qualifying wurde Nico von Bortoleto geschlagen. Aber im Rennen war Nico sehr gut. Da haben sie alles richtig gemacht, als es zu regnen angefangen hat. Bei Regenrennen muss man auch immer am richtigen Platz zur richtigen Zeit sein, dass man das durchziehen kann. Aber da muss man logischerweise auch selbst Entscheidungen treffen. Ich will niemanden etwas wegnehmen hier, aber er war einfach gut und da kommt ihm seine Erfahrung sehr zu Hilfe."
Steiner über Rookie Isack Hadjar, der das Auto in der Einführungsrunde gecrasht hat, weinte und dann vom Papa seines großen Idols, Anthony Hamilton, im Paddock getröstet wurde:
"Ich glaube, der Helmut Marko hätte ihn nicht umarmt, oder? (…)"
Mehr dazu:
"In der Einführungsrunde das Auto in einen Reifenstapel zu setzen, ist nicht cool. Und jeder ist anders. Jeder reagiert anders darauf. Er hat geweint. (…) Das erste Formel-1-Rennen. Du weißt, die Welt schaut auf dich. Das ist nicht einfach, wenn du 20 Jahre alt bist. Deswegen muss man ihn verstehen. Aber ich glaube, er hat auch viel davon gelernt. (…) Ich glaube, was er bis dahin gezeigt hat, war gut und die Racing Bulls werden ihn sicher nicht im Stich lassen wegen dieses Fehlers. Glücklich war keiner dabei, er am wenigsten. Aber das sind Sachen, die passieren und da muss man drüber weg. Beim nächsten Mal glaube ich, kann er es vielleicht schon ein bisschen besser verkraften."
Mehr dazu:
Steiner über Lewis Hamilton beim Ferrari-Debüt in Melbourne:
"Es war ja sehr viel Rummel um ihn in Australien, dieser Wechsel zu Ferrari. Und er hat es ja auch genossen, ein bisschen im Rampenlicht zu stehen. Aber jetzt muss er Leistung bringen. Jetzt hat er gesehen, dass das nicht so einfach ist. Er muss sich konzentrieren. Und ich meine, wir wissen ja, dass er Autorennen fahren kann. Sieben Mal Weltmeister wird man nicht, wenn man nicht gut ist. Aber ich glaube, diese 'Honeymoon-Phase' ist vorbei bei ihm. Die Flitterwochen sind vorbei. Jetzt muss er Leistung bringen. Von den vier großen Teams steht Ferrari am meisten unter Druck. Und der muss dazu beitragen, dass sie nach vorne kommen."