Im Sommer hängte Fabian Klos seine Fußballschuhe an den Nagel und wechselte rasch die Seiten: Schon kurz darauf nahm er seine Tätigkeit als TV-Experte auf. Zusammen mit der ehemaligen Nationalspielerin Turid Knaak ging er nun unter die Podcaster - und sprach dabei erstmals über eine erlittene Panik-Attacke.
Den 12. März 2022 wird Fabian Klos in seinem Leben nicht mehr vergessen. Denn an diesem erlebte er etwas, das er "in dieser Ausprägung vorher und nachher nie mehr" erlebte. Genau darüber sprach er mit der ehemaligen Nationalspielerin Turid Knaak in der ersten Episode des gemeinsamen neuen Podcasts "SeitenweKKsel" (auch zu hören bei RTL+*).
An besagtem Tag war Klos mit seinen Mannschaftskollegen von Arminia Bielefeld auf dem Weg nach Dortmund, wo am nächsten Tag das Auswärtsspiel gegen den BVB anstand. "Jeder kennt die A2, das Kamener Kreuz und auch diesen Hubschrauber, der da steht. Aber mit dem verbinde ich inzwischen diesen Moment, als es bei mir damals umgeschlagen hat", schilderte der heute 37-Jährige eindrücklich.
Von dieser Panik-Attacke, über die er in den knapp 45 Minuten erzählte, "wissen eine Handvoll Leute abseits derer, die im Bus gewesen sind". Außer seiner Frau Nadine habe er lediglich denjenigen ins Vertrauen gezogen, der während besagter Busfahrt neben ihm saß: Cédric Brunner, damals Rechtsverteidiger bei der Arminia und Patenonkel seines erstgeborenen Sohn Marlo.
Der Schweizer, der erst vor zwei Monaten seine Karriere beendet hatte, schilderte die Ereignisse im Bus aus seiner Sicht so: "Man hat ihm angesehen, dass etwas nicht stimmt, weil er plötzlich so ruhig war und ich habe dann gefragt, ob alles gut ist. Da ist aber nicht viel zurückgekommen. Er hat immer eine Aura gehabt, dass alles gut wird und das hat mich dann verunsichert. Ich habe mir Sorgen gemacht, weil ich nicht wusste, was es war. War es etwas Körperliches oder Mentales und ist es etwas Ernstes? Er meinte nur, dass es ihm gar nicht gut geht und dann kam auch die Ambulanz und hat ihn mitgenommen. Das war eine krasse Situation."
Klos: "Empfinde es als Geschenk", sich zu öffnen
Klos selbst hat bis heute "nur schwammige Erinnerungen" an die Attacke, erinnert sich aber sehr prägnant an "diesen Moment, wo ich dachte: Ich sterbe. Ich war der festen Überzeugung, dass mein Herz aufhört zu schlagen und, dass ich aus diesem Bus nicht mehr aussteigen werde."
Dennoch empfindet er es "als Geschenk, endlich mal über Dinge öffentlich sprechen zu dürfen, über die ich es bis jetzt nicht getan habe."
So verriet der langjährige Arminia-Kapitän auch, was zu diesem Zwischenfall geführt hat. "Am Tag vor der Abreise habe ich einen Anruf vom Trainer (Frank Kramer, Anm. d. Red.) bekommen, der mir gesagt hat, dass ich in Dortmund auf der Bank sitzen werde", erinnerte sich Klos, der wenige Wochen zuvor entschieden hatte, den Verein zu verlassen.
Mit dieser Entscheidung habe alles begonnen. Zwei Mal war er zuvor aus aus der dritten in die zweite Liga und dann auch in die Bundesliga aufgestiegen, wo im ersten Jahr der Klassenerhalt gelang, der im letztlich ein weiteres Jahr bei seinem Herzensklub bescherte.
"Ich habe am letzten Spieltag um meine sportliche Zukunft bei Arminia gespielt, weil ich wusste, dass ich nur beim Klassenerhalt ein Vertragsangebot bekomme, um zu bleiben", verriet er. Dass er diese sportlichen Erfolge, die größten seiner Karriere, aufgrund der Corona-Pandemie vor leeren Zuschauern erlebte, "hat mir viel an positiven Emotionen genommen, die ich gerne mit meinem Verein und meinen Mannschaftskollegen erlebt hätte."
Bankplatz in Dortmund "hat mich im Herzen verletzt"
Aber gerade deshalb habe er sich so sehr auf das Spiel im Westfalenstadion gefreut: "Du schaust dann, gegen wen du in diesen drei Monaten noch spielst und siehst dann, dass Dortmund auswärts auf dich wartet. Mit Erling Haaland und Jude Bellingham, heute zwei der besten Spieler auf diesem Planeten."
Obendrein fielen an besagtem Tag gleich sechs Mannschaftskameraden Corona-bedingt aus, sodass Klos sich sicher war, dass er sein Team vor damals 33.000 zugelassenen Zuschauern als Kapitän aufs Feld führen würde.
"Und am Ende des Tages saß mit mir nur Manuel Prietl, aber sonst keine gestandenen Profis auf der Bank. Mit dieser Personaldecke mitgeteilt zu bekommen, dass ich nicht spiele, hat mich im Herzen verletzt. Für mich war es in dem Moment das Schlimmste", gestand er und fügte an: "Ich hätte aber nicht damit gerechnet, dass das so eine Reaktion in meinem Kopf und meinem Körper auslöst."
Bei der Ankunft am Mannschaftshotel wartete ein alarmierter Rettungswagen auf den Sturmtank, in dem er umgehend untersucht wurde. Die Ärzte gaben rasch Entwarnung, an und in seinem Körper konnte nichts gefunden werden. Der Befund habe ihn beruhigt, sodass er zumindest, wie geplant, im Spieltagskader stand.
"Für mich hätte es sonst angefühlt als würde ich die anderen im Stich lassen", erklärte Klos. Schlussendlich wurde er 13 Minuten vor Schluss eingewechselt, die Arminia verlor das Spiel mit 0:1.
Für die Arminia-Legende sollte dieser Auftritt der drittletzte als Bundesliga-Spieler sein, denn beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart erlitt er zum zweiten Mal eine schwere Kopfverletzung und fiel wochenlang aus. Hilflos musste er mit ansehen, wie sein Herzensklub in die 2. Bundesliga abstieg, blieb aber schlussendlich doch noch zwei weitere Jahre.
Im ersten stieg er er mit den Ostwestfalen sogar noch in die dritte Liga ab und schaffte dort im Jahr darauf erst am vorletzten Jahr den Klassenerhalt. Inzwischen ist er Arminia-Botschafter, TV-Experte und nun auch Podcaster - und möchte gemeinsam mit Turid Knaak über die Dinge sprechen, über die man im Business Profifußball sonst nicht spricht.
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