Der Skisprung-Weltverband FIS trägt eine Schuld an den jüngst aufgedeckten Betrügereien, so lautet ein Vorwurf der Norweger, die den Skandal mit Manipulationen an ihren Anzügen überhaupt erst entfacht hatten. Doch auch außerhalb Norwegens mehren sich stimmen, nach denen der Verband Fehler begangen hat.
Tschechiens Skisprung-Nationaltrainer Gaj Trcek hat die Kritik norwegischer Ex-Athleten gegenüber den Weltverband FIS bestärkt.
"Ich stimme mit den Aussagen der Athleten vollkommen überein. Wenn wir den Sport retten wollen, müssen wir die Büchse der Pandora vollständig öffnen. Viel zu lange sind diese Dinge direkt vor unseren Augen passiert", sagte er beim norwegischen Rundfunk "NRK".
Zuvor hatten die ehemaligen Top-Athleten Daniel-André Tande, Anders Jacobsen und Johan Remen Evensen aus Norwegen verraten, dass zu ihrer Zeit Anzug-Manipulationen im Skispringen Gang und Gäbe gewesen seien. Sie alle hätten im Laufe ihrer erfolgreichen Karrieren regelwidrig Änderungen an ihrer Ausrüstung vorgenommen, bekannten sie jüngst bei "NRK".
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Tschechien-Trainer: FIS hat Fehler gemacht
Damit nicht genug: Zwar wolle Tande den Betrug seiner Landsleute bei der Nordischen Ski-WM "in keiner Weise verteidigen", die Verantwortung läge aber beim Skisprung-Weltverband. Der Team-Olympiasieger von 2018 behauptete sogar, die FIS würde durch zufällige und willkürliche Kontrollen die Ergebnisse beeinflussen. "Es ist für das Produkt am besten, wenn ein Norweger gewinnt, wenn in Norwegen Skifliegen stattfindet, oder ein Österreicher, wenn in Österreich Skifliegen stattfindet", sagte Tande: "Das ist bekannt."
Auch Gaj Trcek ist der Meinung, dass die FIS mit den bisherigen Vorschriften gezielt Einfluss auf die Wettkämpfe nehmen kann. "Ich stimme ihnen zu. Es wäre fair, wenn alle Nationen und Springer Respekt zeigen, ihre Karten auf den Tisch legen und die Wahrheit sagen würden. Das ist die einzige Möglichkeit, den Sport zu retten und der FIS zu sagen, dass sie mit den Regeln Fehler gemacht haben könnte", so der Slowene.
Als Reaktion auf den Betrug bei der WM hat die FIS inzwischen erste Maßnahmen bekannt gegeben. Marius Lindvik und Johann André Forfang wurden zudem für das kommende Springen suspendiert.