Wohl niemand aus dem Formel-1-Kosmos äußert sich derart kritisch über Rekordchampion Lewis Hamilton wie Bernie Ecclestone. Im exklusiven Interview mit RTL/ntv und sport.de beharrt der langjährige Boss der Königsklasse auf seiner Meinung: Hamilton und Ferrari - das passt nicht, der Wechsel zu den Roten war ein Fehler.
Geht es nach Bernie Ecclestone, hätte Lewis Hamilton bei Mercedes bleiben sollen statt dem Lockruf aus Maranello zu folgen. "Er ist bei Mercedes aufgewachsen. Sie haben sich um ihn gekümmert und umgekehrt: er hat sich um sie gekümmert", holte der Engländer im Interview mit RTL/ntv und sport.de aus.
Hamilton habe nichts von seiner Klasse verloren, "da bin ich mir sicher", sagte Ecclestone: "Es ist nur so, dass es eine komplett andere Umwelt ist", spielte der 94-Jährige auf die Besonderheiten Ferraris an.
"Ferrari ist Ferrari, sie arbeiten auf eine andere Weise. Es geht nicht mal darum, Italienisch zu sprechen. Sie sprechen Ferrari", warnte Ecclestone seinen Landsmann.
Die Scuderia werde Hamiltons Stallrivalen Charles Leclerc nach der Ankunft des Superstars nicht einfach fallen lassen. Der Monegasse fahre schließlich seit Jahren für Ferrari "und macht einen guten Job", so der frühere F1-Boss.
Es sei vielmehr die Frage, ob Ferrari Hamilton "all die Hilfe gibt, die braucht, um den Job zu erledigen. Er hat das Talent. Wenn er noch immer gewinnen will, wird er gewinnen. Er braucht diesen Siegeshunger."
Ecclestone: Lewis Hamilton braucht den Biss früherer Tage
Auf die Frage, wer bei Ferrari 2025 die Nummer 1 im Team sei, antwortete Ecclestone klar: "Leclerc. Ich habe da zwar noch keinen gefragt, um es herauszufinden, aber ich würde davon ausgehen. Sie haben sich all die Jahre um ihn gekümmert, es gibt keinen Grund, warum sie das plötzlich nicht tun sollten."
Hamilton habe sich mit dem Wechsel zu Ferrari auf der Zielgeraden seiner Karriere keinen Gefallen getan, glaubt Ecclestone. "Ich sehe nicht, warum er das tun musste. Man war immer davon ausgegangen, dass er bei Mercedes bleiben würde, bis er aufhört Rennen zu fahren."
Hamilton sei mit seinen 40 Jahren nicht zu alt, befand Ecclestone. Die Frage sei, ob der siebenmalige Weltmeister noch den nötigen Biss habe. "Ich hoffe, er lehnt sich nicht zurück und nimmt es zu leicht. Er muss an seine alten Tage anknüpfen. Aber Max (Verstappen, d.Red.) wird er sowieso nicht schlagen."
"Ferrari muss aufwachen"
Die sportliche Situation bei Ferrari beurteilt der Brite vor dem Saisonstart in Melbourne (das Qualifying am 15. März, LIVE bei RTL) skeptisch. "Ferrari wird von Italienern geführt, das sollte die Frage beantworten", spöttelte Ecclestone.
"Als es bei Ferrari gut lief, war Jean Todt am Ruder und er hatte viele verschiedene gute Leute um sich. Ich glaube nicht, dass das gerade auch passiert", sagte Ecclestone mit Blick auf die von Todts Landsmann Fred Vasseur angeführte Scuderia.
"Ich hoffe es, denn die Formel 1 ist die Formel 1 - und Ferrari ist die Formel 1. Wenn man jemanden auf der Straße fragt, wer die letzte WM gewonnen hat, sagt er womöglich immer noch Ferrari, weil es so eine starke Marke ist und vor Jahren so gut war. Aber sie müssen aufwachen, denn wir brauchen ein Ferrari, das gewinnt."



