Bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Trondheim wurde betrogen. Das gaben die norwegischen Gastgeber einen Tag nach dem Skisprung-Eklat öffentlich zu. Nun kommen neue Vorwürfe ans Licht. Wurde etwa auch versucht, die offiziellen Anzug-Chips des Weltverbands FIS zu manipulieren?
Die Skisprung-Welt ist nach dem aufgeflogenen Betrug des norwegischen Skisprung-Teams rund um den abschließenden Wettkampf von der Großschanze in Aufruhr. Noch ist unklar, wie groß das Ausmaß der Manipulation ist.
Der Weltverband FIS hat am Sonntag eine offizielle Untersuchung eingeleitet, um die Hintergründe aufzuklären. Bislang ist bekannt, dass Mitarbeiter des norwegischen Skisprung-Teams vor dem Großschanzen-Wettkampf im Teamhotel bereits geprüfte und mit einem FIS-Chip versehene Anzüge aufgetrennt und mit zusätzlichem Nähten versehen haben. Dadurch wird die Flugfähigkeit irregulär verbessert.
In einem heimlich aufgenommenen Video, durch das die Norweger überführt wurden, ist auch Nationaltrainer Magnus Brevig zu sehen, die Fenster sind mit schwarzer Folie abgeklebt. "Wir haben Änderungen an den Anzügen vorgenommen in dem Wissen, dass sie nicht legal sind. So wie ich das sehe, haben wir betrogen", gestand Sportdirektor Jan Erik Aalbu am Sonntag.
Wie es nun in einem neuen Medienbericht heißt, soll aber nicht nur der Anzug manipuliert worden sein. Nach Informationen von "Bild" soll sogar versucht worden sein, die im Anzug verbauten Chips zu "hacken". Mithilfe der Chips kann FIS-Chefkontrolleur Christian Kathol überprüfen, ob der Anzug schon einmal verwendet worden ist.
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"Es ist nicht schwer, diese Chips zu hacken", zitiert "Bild" einen nicht namentlich genannten Insider. So soll es möglich sein, die dort gespeicherten Daten auszulesen oder sogar zu klonen. Dem Bericht zufolge soll "mehrfach" versucht worden sein, die gehackten Chips anschließend in Anzüge einzubauen, die zuvor nicht zugelassen waren.
Welche Kreise zieht der Skisprung-Skandal?
Der für die Anzüge der polnischen Nationalmannschaft verantwortliche Mathias Hafele hatte zuvor ebenfalls einen solchen Verdacht geäußert. Es sei nicht auszuschließen, dass sich in dem norwegischen Anzug ein "illegaler, geklonter oder von einem zuvor zugelassenen Chip übertragener" Chip befunden hat. "Dies lässt sich durch das Ansehen des Videos nicht feststellen, sollte aber überprüft werden", forderte er den Weltverband FIS auf.
Sollte es möglich sein, auch die Chips zu manipulieren, dürfte der Skisprung-Skandal wohl noch größere Kreise ziehen. Dann nämlich wäre es theoretisch möglich, dass auch in anderen Wettbewerben oder sogar Sparten - etwa in der Nordischen Kombination - Betrug stattgefunden hat.






