Das internationale Skispringen ist nach dem aufgeflogenen Betrug der norwegischen Gastgeber bei der Weltmeisterschaft in Trondheim entsetzt. Polens Cheftrainer Thomas Thurnbichler zeigte sich enttäuscht von seinem Kollegen Magnus Brevig, der in dem Skandal-Video zu sehen war.
Norwegens Skispung-Cheftrainer Magnus Brevig rückt nach dem Manipulationsskandal bei der Nordischen Ski-WM ins Zentrum der Kritik. Brevig war auf dem heimlich aufgezeichneten Video zu sehen, das rund um das Springen von der Großschanze am Samstag das Skisprung-Beben auslöste und die Gastgeber des Betrugs überführte.
Am Sonntag fehlte der 41-Jährige auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz des norwegischen Verbands, auf der Sportdirektor Jan Erik Aalbu den Betrug zugab. In einer Nachricht an die Zeitung "Dagbladet" teilte Brevig bislang lediglich mit, dass ihm "unglaublich leid tue, was passiert ist". Er wolle gerne mit den Medien sprechen, sich aber erst mit dem Verband verständigen.
Polens Coach Thomas Thurnbichler hat seinen Amtskollegen am Tag nach dem Skandal nun ins Visier genommen. "Wir sehen den Cheftrainer der Nationalmannschaft dasitzen und einem eklatanten Sportbetrug zuschauen", wird der Österreicher bei "Skijumping.pl" zitiert: "Es handelt sich hier nicht um ein geringfügiges, banales Vergehen. Es handelt sich hier um gravierende Eingriffe in die Konstruktion der Anzugbeine. Das ist verboten."
Verdacht: Anzug-Chip etwa geklont?
Die Ereignisse seien "unglaublich", zeigte sich Thurnbichler schwer enttäuscht. "Genau, um so etwas auszuschließen, wurde das Chipping eingeführt."
Mathias Hafele, der im polnischen Team für die Anzüge zuständig ist, bezeichnete den Betrug der WM-Gastgeber als "Doping". Inzwischen könne man kaum noch etwas ausschließen.
Es bestehe sogar der Verdacht, dass sich in dem norwegischen Anzug ein "illegaler, geklonter oder von einem zuvor zugelassenen Chip übertragener" Chip befunden hat. "Dies lässt sich durch das Ansehen des Videos nicht feststellen, sollte aber überprüft werden", forderte er den Weltverband FIS auf.
Auch hierzulande war das Entsetzen nach Bekanntwerden der Manipulation groß. "Das ist ein Desaster. Das macht mich wütend und traurig", sagte DSV-Sportdirektor Horst Hüttel. Skispring-Ikone Sven Hannawald sprach von der "Hässlichkeit unseres Sports". Der Imageschaden für das Skispringen ist gewaltig. Auf die Frage, ob dies ein schwarzer Tag für das Skispringen sei, antwortete Hannawald bei der "ARD": "Wenn es eine dunklere Farbe als Schwarz geben würde, würde ich die nehmen."