Wie schon im Mixed-Team reicht es für die deutschen Skispringer um Andreas Wellinger bei der WM erneut nur zu Platz vier.
Andreas Wellinger konnte das Ausmaß der Enttäuschung problemlos im Kopf ausrechnen. "Vierter bei der WM ist saublöd. Zweimal Vierter bei der WM ist noch viel blöder", sagte der Olympiasieger, nachdem er zum zweiten Mal binnen 24 Stunden mit einem deutschen Team eine Medaille verpasst hatte.
Nach Blech im Mixed am Mittwoch kassierten die DSV-Männer am Orkan-Tag von Trondheim das Doppel-Blech. Dass Bronze diesmal meilenweit entfernt war, konnte den Vierer-Frust nicht wirklich schmälern.
"Wieder Vierter... Das ist eine bittere Pille, die man erstmal sacken lassen muss", sagte Geiger, der bereits im Einzel von der Normalschanze knapp an Bronze vorbeigesprungen war und den vierten Platz im Mixed-Team als Fan verfolgt hatte: "Bei mir ist es heute in die Hose gegangen, das frustet mich ziemlich. Im Team war ich sonst eine Bank."
Der zweite schwache Sprung des sonst so verlässlichen Routiniers beendete frühzeitig den deutschen Medaillen-Traum - der alte und neue Weltmeister Slowenien, aber auch Österreich und Norwegen waren für Geiger, Wellinger, Philipp Raimund und Stephan Leyhe außer Reichweite - satte 33 Meter fehlten zu Bronze.
Slowenien siegte wieder in einem Krimi mit 1080,8 Punkten vor Österreich (1067,4) und Norwegen (1065,3) - Deutschland (1005,8), Weltmeister von 2019 und 2021, konnte im Konzert der Topteams nicht mithalten. Die guten Sprünge von Wellinger (132,0+133,5 m) und Raimund (135,5+135,0) waren nicht genug, weil Geiger (127,0+119,0) und Leyhe (122,5+127,0), der sich im Rennen um den vierten Startplatz gegen den fünfmaligen Saisonsieger Pius Paschke durchgesetzt hatte, abfielen.
Seit der Nacht hatte es über Trondheim gestürmt, der Wind erreichte Orkanstärke, deckte Dächer in der Nähe des Skistadions ab. Der Team-Wettkampf der Kombinierer war am Mittag abgesagt und auf Freitag verlegt worden. Bis zum späten Nachmittag hatte sich das Wetter beruhigt. Die Winde waren zum Start des Spezialspringens anspruchsvoll, aber beherrschbar.
"Einfach Attacke", hatte Wellinger als Taktik für den Showdown der besten Skisprung-Nationen vorgegeben, in den das deutsche Team nach den Vorleistungen nur als Außenseiter gegangen war. Doch von Beginn war der DSV-Vierer in der Defensive.
Mit Geigers schwachem zweiten Sprung auf nur 119,0 m - 18,5 m kürzer als der Norweger Johann Andre Forfang - war der Traum von der Medaille fast schon ausgeträumt. "Schade, jetzt wird es echt eng", sagte Zuschauer Paschke. Doch eng war es am Ende nicht.
Nach dem rauschenden WM-Auftakt mit Silber für Wellinger und Platz vier für Geiger auf der Normalschanze fielen die deutschen Springer auf dem großen Granasen-Bakken teilweise wieder in den Wankelmut der vergangenen schwachen Monate seit dem Jahreswechsel zurück. "Auf der kleinen Schanze sind wir gut reingekommen, die Umstellung auf die große ist nicht so gelungen. Es ist nicht so einfach hier, die Schanze ist sehr eigen", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher.
Im Einzel sind seine Springer am Samstag Außenseiter, auch wenn gerade Wellinger immer ein Coup zuzutrauen ist - schon 2017 in Lahti holte er auf beiden Schanzen WM-Silber. "Ich habe hier immer besser reingefunden", sagte er.
Rausgeflogen statt reingefunden galt hingegen für Paschke, dessen einstige Traumsaison immer mehr zum Albtraum wird. "Ich habe es sportlich aufgenommen, hatte nach dem Training damit gerechnet", sagte der 34-Jährige.

