Hat die deutsche Mannschaft bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim (zu) tief in die Trickkiste gegriffen und den Skisprunganzug von Karl Geiger illegal vergrößert? Das polnische Lager sagt: vielleicht. Und auch in Norweger wittern sie einen möglichen Regelverstoß.
Der Skisprunganzug von Karl Geiger hat den Prüfungen der FIS-Regelhüter standgehalten, dennoch glaubt die Konkurrenz, dass der deutsche Adler am Sonntag mit zu viel Stoff am Körper auf Platz vier gesprungen ist.
Äußerst kritische Stimmen kamen zunächst aus dem polnischen Lager, die von einem möglichen "Schlupfloch in den Regeln" sprachen und in Person von Verbandspräsident Adam Malysz vielsagend zu Protokoll gaben: "Irgendetwas stimmt hier nicht."
"Ich stimme zu, dass es verdächtig aussieht"
Diesen Tenor gibt es auch im norwegischen Lager. Der frühere Springer und heutige TV-Experte Andreas Stjernen sagte der Zeitung "Dagbladet" mit Blick auf Geigers Anzug: "Ich stimme zu, dass es verdächtig aussieht."
Wo genau ist das Problem? Auf den TV-Bildern war deutlich zu erkennen, dass sich an Geigers Anzug vor dem Anlauf eine Beule im Schritt bildete. Auch nach seiner Landung war diese zu erkennen. Laut Regelwerk darf sich der Stoff aber um nicht mehr als vier Zentimeter vom Körper abheben - dies war, so legen es zumindest die Bilder nahe, bei Geiger aber der Fall.
Stjernen versteht angesichts dieser Bilder die Aufregung, will aber noch nicht von Material-Betrug reden. Allein dass diese Diskussion nun aber geführt wird, ist in seinen Augen ein schlechtes Zeichen. "Das ist genau das, was die FIS schon vor ein paar Jahren loswerden wollte."
Ex-Skispringer mit klarer Ansage an die Polen
Die Ausbuchtung an Geigers Anzug sah schon "wild" aus, gab der frühere Springer zu. Andererseits müsse man aber auch den Material-Kontrolleuren vertrauen. "Wenn es einen Verstoß gegeben hätte, wäre er disqualifiziert worden. Oder ihm wäre gesagt worden, er muss den Anzug ändern", sagte der Norweger.
"Man kann immer spekulieren, wenn man solche Bilder sieht. Aber solange man den Anzug nicht komplett gestreckt sieht, gibt es keine Beweise. Ich finde, die Polen sollten zunächst auf ihr eigenes Material und ihre eigenen Springer schauen, bevor sie die Anzüge der Deutschen attackieren", stellte Stjernen klar.
Norwegens Top-Springer Johann André Forfang wollte sich auf "Dagbladet"-Nachfrage indes nicht zum Thema äußern und meinte kurz und knapp: "Kein Kommentar. Ich werde keine Diskussion über dieses Thema lostreten. Die Leute sollen das für sich selbst beurteilen. Es ist schwer zu sagen, ob ein Anzug legal oder nicht ist, wenn man sitzt. Ein Anzug ist nicht dafür gemacht, da drin zu sitzen. Das sieht immer ein bisschen seltsam aus."



