Am Wochenende machte ein Medienbericht die Runde, der Zweifel bei NFL-Funktionären aufdeckte, dass die Cincinnati Bengals in der Lage seien, alle drei ihrer großen Namen in dieser Offseason langfristig an sich zu binden. Doch ist das wirklich ein Ding der Unmöglichkeit?
Die sonst immer gut informierte Reporterin Dianna Russini von "The Athletic" schrieb am Samstag in ihrer Kolumne "Russini's what I'm hearing" vom Plan der Bengals, ihre drei Big Names - Wide Receiver Ja'Marr Chase und Tee Higgins sowie Edge Rusher Trey Hendrickson - langfristig an sich zu binden.
Bemerkenswert dabei war diese Passage: "Die Bengals haben deutlich gemacht - sie wollen Verträge mit ihren Stars abschließen. Aber die Frage, die ich von NFL-Führungskräften beim Combine immer wieder gehört habe, war: Wie wollen sie alle drei Spieler bezahlen?" Eine berechtigte Frage, doch nicht aus dem Grund, an den man jetzt denken könnte.
Denn rein Cap-technisch sollte dieses Unterfangen kein allzu großes Problem darstellen.
Mehr dazu:
Salary Cap steht Bengals nicht im Weg
Die Bengals stehen derzeit bei etwas mehr als 43 Millionen Dollar an Cap Space. Darin schon inbegriffen sind die mehr als 26 Millionen Dollar, die der Franchise Tag für Higgins kostet. Ebenfalls dabei sind die 21,8 Millionen Dollar, die Chase im fünften Vertragsjahr erhalten würde. Beides sind jedoch Cap Numbers, die mit Vertragsverlängerungen sehr sicher sinken würden. Das Gleiche gilt vermutlich auch für Hendrickson, der derzeit mit 18,67 Millionen Dollar gegen die Cap zählt und auch im letzten Vertragsjahr ist.
Das heißt trivial formuliert: Alle drei würden mit Vertragsverlängerungen sehr wahrscheinlich ihre Cap Hits senken und somit sogar noch Cap Space einsparen. Ebenso könnte man für weiteren Cap Space sorgen, wenn man den Vertrag von Joe Burrow restrukturiert. Dadurch sind fast 20 Millionen Dollar an frischem Cap Space drin.
Die Salary Cap wird also kein Hindernis sein, um die drei großen Namen langfristig an sich zu binden. Die Frage ist daher, inwieweit Teameigner Mike Brown bereit ist, echtes Geld in die Hand zu nehmen, um dieses Ziel zu realisieren.
Hier gibt es gleich mehrere Hindernisse. Schaut man sich die Zahlungsbereitschaft der Bengals in den vergangenen Jahren an, dann haben sie nie mehr als 275 Millionen Dollar in einer Saison ausgegeben. Das war immerhin 2024 der Fall, womit sie aber dennoch nur Rang 18 der NFL belegten. Sprich: Sie sind nicht dafür bekennt, zu den Big Spenders der Liga zu zählen.
| Saison | Wert (Dollar) | Liga-Rang |
|---|---|---|
| 2024 | 275.414.353 | 18 |
| 2023 | 258.778.192 | 12 |
| 2022 | 193.357.304 | 30 |
| 2021 | 196.906.290 | 22 |
| 2020 | 234.563.871 | 8 |
Bengals: Chase hat oberste Priorität
Für die Saison 2025 haben sie derzeit bereits Verpflichtungen in Höhe von rund 202,47 Millionen Dollar in den Büchern stehen, womit sie Rang 15 der NFL belegen. Bis zum Vorjahresbetrag wären also noch 73 Millionen zu verteilen. Und wenn sie wirklich die drei großen Namen halten wollen, dann dürfte das nicht ausreichen.
Im Detail sieht das wie folgt aus: Die oberste Priorität besitzt Receiving-Triple-Crown-Gewinner Ja'Marr Chase. Ihn will man zum bestbezahlten Non-Quarterback der NFL machen, wie Quasi-GM Duke Tobin kürzlich betonte: "Ja'Marr wird immer unsere Priorität sein. Er wird der bestbezahlte Non-Quarterback in der Liga sein. Wir sind da. Packen wir es an!"
Wie das aussehen mag, ist offen. In jedem Fall ist der Vertrag von Minnesotas Justin Jefferson die Messlatte. Er verlängerte im Vorjahr auch vor seinem letzten Vertragsjahr über vier Jahre und 140 Millionen Dollar. Das sind 35 Millionen Dollar im Schnitt. Sein Signing Bonus lag bei knapp unter 40 Millionen Dollar und schon bei Unterschrift waren ihm fast 90 Millionen Dollar garantiert, praktisch aber sind 110 Millionen Dollar garantiert.
Und hier haben wir schon das erste Problem für die Bengals, denn bei ihnen ist es gang und gäbe, Non-Quarterbacks keine Garantien über das erste Jahr des Vertrags hinaus zuzusichern. Das dürfte bei Chase schwer vermittelbar sein. Und mit der Ansage von Tobin steht eigentlich schon fest, dass das durchschnittliche Gehalt die 35 Millionen von Jefferson überboten wird.
Laut Russini ist man nach erstem Angebot noch weit auseinander, was die Vorstellungen für diesen neuen Kontrakt betrifft. Details nannte sie keine, doch ist es nicht abwegig, dass die Garantien über 2025 hinaus der Knackpunkt sein dürften. Was wäre also ein angemessenes Konstrukt, mit dem beide Seiten leben könnten? Wären 150 Millionen Dollar über vier Jahre angemessen? Das wären 37,5 Millionen im Schnitt - Jefferson wäre überboten.
Dazu käme vielleicht ein Signing Bonus von knapp unter 50 Millionen Dollar. Und vermutlich müsste man mindestens noch Jahr 2 des Vertrags in irgendeiner Form garantieren - und sei es per Option Bonus, der dann zu Cap-Zwecken wie ein weiterer Signing Bonus fungieren würde. Dieser müsste sich dann auf mehr als 30 Millionen Dollar belaufen, um wenigstens halbwegs das Niveau von Jeffersons ersten beiden Jahren zu überbieten. Jener bekommt hier nur knapp 70 Millionen insgesamt ausgezahlt. Chase läge schon dann bei rund 80 Millionen.
Bengals: Brown als Vorbild für Higgins?
Circa 50 Millionen Dollar im ersten Jahr würde das Cash Spending der Bengals derweil bereits auf über 230 Millionen Dollar strecken - sein bisheriges 2025er Gehalt (rund 21,8 Mio.) war ohnehin schon Teil des Ausgangswerts.
Higgins, bei dem der Franchise Tag (26 Mio.) nun die Verhandlungsgrundlage für einen langfristigen Deal bildet, dürfte legitim als Nummer-2-Receiver auch mindestens 30 Millionen Dollar im Schnitt verlangen, vermutlich sogar etwas mehr, schließlich war die Annahme, dass er auf dem Markt durchaus auch im Bereich von 32 Millionen Dollar hätte landen können.
Ob fair oder nicht, nehmen wir hier den Vertrag von A.J. Brown von den Eagles zum Vergleich, da dieser eben jene 32 Millionen Dollar im Schnitt verdient. Er unterschrieb seinerzeit eine Vertragsverlängerung über drei Jahre und 96 Millionen Dollar. Der Signing Bonus lag knapp unter 20 Millionen Dollar und garantiert waren ihm vom Start weg 51 Millionen, praktisch sogar 84 Millionen.
Auch bei ihm waren die ersten zwei Jahre voll garantiert, was die 51 Millionen Dollar (Gehalt plus Signing Bonus und Option Bonus 2025) ergibt. Seine Bezahlung für 2026 (29 Mio.) wird zudem am dritten Tag des Liga-Jahres 2025 (14. März) voll garantiert sein.
Für Higgins würde angesichts der Tatsache, dass er bereits zum zweiten Mal nicht auf den Markt kommt, eine Verlängerung um nur drei Jahre durchaus Sinn machen. Mit seinen 26 Jahren käme er damit zu seinem 30. Geburtstag im Jahr 2029 dann vermutlich tatsächlich auf den Markt, da ein dann dritter Franchise Tag exorbitant teuer wäre.
Entsprechend wird man Higgins wohl mindestens 30 Millionen Dollar im ersten Jahr bieten müssen - aufgrund fehlender Garantien danach - und vermutlich sogar eine Bezahlung in Höhe von mindestens 20 Millionen Dollar in welcher Form auch immer für Jahr zwei, vielleicht sogar 25 Millionen, um Browns zahlen zu toppen. Garantiert wäre dann aber wohl auch nur das erste Jahr, vielleicht sogar noch das zweite per Roster Bonus 2026 oder eventuell einer laufenden Garantie des 2026 Gehalts früh im Liga-Jahr.
Sollte dies so kommen, sprechen wir also von 30 Millionen Dollar, die Cincy 2025 berappen müsste. Dann stände ihr Cash Spending bereits bei 260 Millionen Dollar - 15 Millionen unter dem Vorjahresniveau.

Bengals: Vergleich für Hendrickson schwierig
Und dann wäre da noch Edge Rusher Trey Hendrickson, der meiner Meinung nach der Defensive Player of the Year 2024 hätte werden sollen. Er ist ein Elite-Pass-Rusher und will einen neuen Vertrag oder einen Trade. Wie bei den anderen beiden scheint ein Holdout im Sommer und sogar bis durchs Training Camp nicht ausgeschlossen, wenn nicht eines von beidem eintritt.
Die Frage ist nun also, mit wem man Hendrickson vergleichen kann. Der derzeitige Topverdiener unter den Edge Rushern ist Nick Bosa mit 34 Millionen Dollar im Schnitt. Allerdings scheint das etwas hochgegriffen für Hendrickson, der immerhin schon 30 Jahre alt ist. Dahinter jedoch reihen sich gleich drei Spieler ein, die im Schnitt 28 Millionen Dollar verdienen - Joshua Hines-Allen (Jaguars), Brian Burns (Giants) und T.J. Watt (Steelers).
Bei Watt steht ebenfalls eine Verlängerung an, weshalb es für Hendrickson Sinn macht, erstmal auf ihn und sicherlich auch Myles Garrett zu warten, die beide das Potenzial haben, den Markt neu aufzustellen - ehe das Micah Parsons vermutlich im Spätsommer, also kurz vor Toresschluss, bei den Cowboys nochmals tun wird.
Doch gehen wir konservativ vor, dann sprechen wir auch bei Hendrickson von einem Signing Bonus in Höhe von circa 35 Millionen Dollar. Und aufgrund seines Alters rechnen wir mit nur drei weiteren Jahren, sodass wir bei 84 Millionen Dollar als Gesamtvolumen landen - 28 Millionen im Schnitt. Da bei ihm das Alter ein Faktor ist, scheint hier eine Garantie über 2025 hinaus vermessen zu sein, weshalb das womöglich eine faire Zahl am Ende ist: drei Jahre, 84 Millionen Dollar, davon rund 36 Millionen garantiert im ersten Jahr.
Die Bengals stünden dann bei Cash Spending in Höhe von 280 Millionen Dollar - Hendrickson würde im Vergleich zu seinem bisherigen tatsächlichen Gehalt von 16 Millionen Dollar eine Gehaltserhöhung um 20 Millionen Dollar einstreichen. 280 Millionen Dollar wären angesichts der erneuten Salary-Cap-Steigerung um mehr als 20 Millionen Dollar durchaus im Rahmen. Natürlich müssen sie noch weitere Gelder locker machen, um ihre Defense neu aufzustellen und ihre Rookie-Klasse zu bezahlen.
Doch realistisch betrachtet scheint es durchaus denkbar, dass die Bengals mit echten Ausgaben von rund 300 bis 310 Millionen Dollar durch die Saison gehen könnten. Im Vorjahr wäre diese Summe gerade mal gut für Rang 7 der NFL gewesen.
Ob Mike Brown das ausgeben will, bleibt am Ende die Gretchenfrage. Das kann nur er selbst beantworten, doch wenn die Ansagen der Bengals vor wenigen Wochen wahrheitsgemäß waren, dann wäre der gezeigte wohl der Weg, um das Ziel zu erreichen, alle drei zu halten.







































