Zweikampf der Rivalen bei der Ski-WM: Österreich hält mit den Schweizern erstaunlich gut mit. Und feiert sie sogar.
Zwei Sieger haben sie schon, Gold für die beste Frisur werden die vom Erfolg verwöhnten Schweizer bei der Ski-WM aber nicht bekommen.
Zu Ehren von Franjo von Allmen und Alexis Monney, die in der Abfahrt die Plätze eins und drei belegten, rasierten sich die Männer um Super-G-Weltmeister Marco Odermatt am Sonntag von der Stirn bis hinüber in den Nacken eine Schneise ins Haupthaar, sie sahen danach aus, als seien sie ihre eigenen Großväter.
Derart "frisiert", aber ähnlich entschlossen wie beim Verunstalten des eigenen Äußeren versuchten die Schweizer anschließend, von Allmens Ankündigung wahr zu machen: "Feiern bis zum Umkippen". Kurios, aber wahr: Das "Haus", in dem es die Eidgenossen krachen ließen, ist tatsächlich nur eine kleine Ecke im Erdgeschoss des Party-Gebäudes "Home of Snow", das sich der Rivale Österreich am Fuße des Zwölferkogels hingestellt hat.
Aber die Österreicher sind ja gute Gastgeber. Alle Medaillengewinner der WM holen sie auf die Bühne oben in der weitläufigen ersten Etage, vier Schweizer Erfolge wurden da bereits mehr als höflich bejubelt: Gold für Odermatt und von Allmen, Silber für das Team, Bronze für Odermatt. Es lässt sich aber auch schön mit dem Rivalen feiern, denn: Auch das eigene Team hat ja schon einmal Gold und dreimal Silber gewonnen.
Große Skiparty bei der WM
Österreicher ist erleichtert. Dass die Schweizer abräumen, hatten sie ja schon erwartet, aber sie fahren Team Austria dann doch nicht so brutal um die Ohren wie befürchtet. Und so ist die Erleichterung allgegenwärtig.
Die Boulevard-Zeitung "Krone" schreibt in unverhoffter Glückseligkeit bereits von einem "Wintermärchen" und mehr als stolz von "Silber-Spielen", der Kurier von "lachenden Zweiten".
Sticheleien gehören trotzdem dazu. "Mir ist es lieber, ein Schweizer gewinnt als ein Österreicher", sagte Odermatt mit einem Grinsen nach der Abfahrt, in der er Fünfter geworden war.
Und in der von Allem dem angeschlagenen Vincent Kriechmayr, nach seinem Sturz vor vier Wochen in Wengen zu einer Art Lazarus verklärt, das Drehbuch für eine herzzerreißende Heldensaga umschrieb. Und in der vier Schweizer unter den ersten acht lagen.
Und dennoch: Österreich atmet auf, Österreich ist erleichtert, wie den "Salzburger Nachrichten" zu entnehmen ist. "Die Medaillenausbeute", stand dort am Montag geschrieben, "war so nicht zu erwarten", ja, "die erste Woche der WM hat alle Erwartungen übertroffen. Das mag was heißen." Zur guten Stimmung trage außerdem bei, dass "die Fans jedes Rennen abseits von Chauvinismus und Nationalismus zu einer Skiparty machen".
Saalbach-Hinterglemm, stellte auch der Schweizer Verbandspräsident Urs Lehmann fest, habe schon jetzt "neue Maßstäbe gesetzt". Lob vom Rivalen man glaubt es kaum.