Mit Johannes Thingnes und Tarjei Bö verliert die Biathlon-Welt nach der laufenden Saison zwei ihrer größten Aushängeschilder. Zwar haben die Ankündigungen im norwegischen Lager für große Bestürzung gesorgt, zugleich ergeben sich für einige Athleten dadurch bald auch neue Chancen auf die begehrten Weltcup-Plätze.
Nirgends ist der Konkurrenzkampf wohl größer als in der Biathlon-Nation Norwegen, wo reihenweise Top-Athleten zwangsläufig im zweitklassigen IBU-Cup oder an der Europa- statt Weltmeisterschaft teilnehmen müssen. Doch im kommenden Winter werden gleich zwei Weltcup-Plätze frei, da Johannes Thingnes und Tarjei Bö ihre Skier nach der laufenden Saison an den Nagel hängen.
Der fünffache Gesamtweltcupsieger Johannes Thingnes Bö hatte den überraschenden Schritt beim Weltcup in Ruhpolding offiziell verkündet, sein älterer Bruder zog dann in Antholz nach. Wenig verwunderlich haben die Ankündigungen nicht nur für Tränen gesorgt, der ein oder nationale Konkurrent wittert nun seine Chance.
Bö-Abschiede eröffnen "neue Möglichkeiten"
Das ließ auch der 27 Jahre alte Sverre Aspenes am Rande der Biathlon-Europameisterschaft durchblicken. "Wir haben immer zu den Bö-Brüdern aufgeschaut und gehofft, wir könnten sie schlagen. Dass sie jetzt in den Ruhestand gehen, ist zwar etwas merkwürdig, eröffnet uns aber auch neue Möglichkeiten", bekannte der Norweger im Gespräch mit "Fondo Italia".
Für Aspenes sei es "auf jeden Fall motivierend", sich Hoffnungen auf einen Weltcup-Platz machen zu können. Zwar dürfte die Konkurrenz auch im nächsten Winter noch immer groß sein, die Chancen werden aber erheblich steigen.
Der Skijäger wusste bei der nun zurückliegenden Europameisterschaft in Martell durchaus zu überzeugen. In der Verfolgung fuhr er auf den dritten Platz, während er zuvor im Sprint das Podest als Vierter noch verpasst hatte. Am Sonntag mit der Staffel zeigte er ein fehlerfreies und überlegendes Rennen und darf sich seither Europameister nennen. In der Gesamtwertung des IBU-Cups belegt er derzeit den dritten Platz - hinter seinen Landsleuten Isak Frey und Sivert Bakken.