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Disqualifikation von Zajc sorgt für Zündstoff

Anzug-Zoff eskaliert: Verband droht FIS mit Rechtsstreit

Timi Zajc steht nach seiner Disqualifikation in Willingen im Blickpunkt
Timi Zajc steht nach seiner Disqualifikation in Willingen im Blickpunkt
Foto: © IMAGO/Foto Olimpik
01. Februar 2025, 12:13
sport.de
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Drei Disqualifikationen in nicht mal sieben Tagen für die slowenischen Skisprung-Stars sorgen für spürbare Nachwehen: Nachdem Timi Zajc beim Mixed-Team in Willingen disqualifiziert wurde, kündigt der slowenische Verband rechtliche Schritte an. Der Athlet, sein Trainer und die FIS-Verantwortlichen erklären sich vor Ort der schreibenden Presse nicht.

Mit der Einführung von Chips in den Sprunganzügen der Skispringerinnen und Skispringer hatte sich der Ski-Weltverband (FIS) erhofft, den andauernden Diskussionen um mögliche Materialvorteile ein Ende zu bereiten. Doch allerspätestens mit dem Teamspringen in Willingen am Freitag kann man diesen Versuch als gescheitert bezeichnen.

Timi Zajc, der am vergangenen Wochenende noch ein Skifliegen in Oberstdorf gewonnen hatte, wurde im ersten Durchgang des Mixed-Teamspringens disqualifiziert, weil die Weite seines Schrittes zu groß war. Im zweiten Durchgang, den er aufgrund des im Sommer eingeführten Reglements mit demselben Anzug springen musste, war dann plötzlich alles in Ordnung, was er auf seine eigene Art auch quittierte.

Demonstrativ streckte er sich schon bei der Ausfahrt in die Höhe, um der ganzen Welt zu zeigen, wie groß sein Anzug ist und legte im Interview mit dem slowenischen Rundfunk "RTV" nach: "Beim Skispringen ist ein Zirkus entstanden. Wir sind offensichtlich zu gut in den Wettkampf gestartet, sie (die FIS, Anm. d. Red.) mussten uns stoppen, sie mussten die Deutschen auf das Podium bringen. Heute haben sie gewonnen."

Der schreibenden Presse, bei der die Interviews nach dem Wettkampf nicht verpflichtend sind, stand er dagegen nicht zu Verfügung – und war damit nicht alleine. Kurz darauf machte sein Trainer Robert Hrgota Andeutungen, in die Mixed-Zone zu kommen, wurde aber von FIS-Renndirektor Sandro Pertile persönlich angehalten und ein ernstes Vier-Augen-Gespräch verwickelt. Fast wie zwei Boxer beim Wiegen standen sich die Beiden gegenüber und der Italiener redete auf den Slowenen mit finsterer Miene ein.

Das veranlasste Hrogta schließlich dazu, im Vorbeigehen kundzutun, an diesem Abend nicht mehr Stellung zu beziehen. "Morgen, wenn die Emotionen abgeklungen sind", sagte er schmallippig. FIS-Materialkontrolleur, der Österreicher Christian Kathol, würdigte die Mixed-Zone nach seinen Statements bei TV- und Radio-Stationen nicht einmal eines Blickes. Umso deutlicher war dagegen das Statement, was wenig später der slowenische Verband SZS herausgab und welches sport.de vorliegt.

Eskalation im Anzug-Zoff droht

Dort heißt es: "In den letzten zwei Wochen gab es mehrere Disqualifikationen von slowenischen Skispringern, die unserer Meinung nach ungerechtfertigt sind. Gestern hat der slowenische Skiverband den Direktor des FIS-Weltcup-Skispringens offiziell gewarnt, dass die jüngsten Entscheidungen bei der Ausrüstungskontrolle Zweifel an der Einhaltung klarer und gleicher Regeln aufkommen lassen. Die heutige Disqualifikation von Timi Zajc verstärkt den Eindruck, dass sich die Ausrüstungskontrollen nicht nur an die Regeln, sondern auch an gewisse Richtlinien halten." Sprich: Dass nur die Kontrolleure Kenntnis von den Regeln haben, nicht aber die Kontrollierten.

Aufgrund dieses Eindrucks sammle der Verband bereits "aktiv alle notwendigen Daten, da wir den Fall übergeordneten Behörden vorlegen wollen." Welche Behörden damit gemeint sind, ließ der Verband zunächst offen, kündigte aber für die kommende Woche ein weiteres Statement an, "wenn alle weiteren rechtlichen und formalen Schritte eingeleitet werden."

Allein die vorher ausgesprochene Warnung ist ein geradezu einmaliger Vorgang im Skispringen und übertrifft den Fall, der sich 2022 ebenfalls in Willingen ereignete, als DSV-Bundestrainer Stefan Horngacher einen Protest gegen die Sprungschuhe der Polen einlegte, die diese daraufhin nicht mehr benutzen durften.

Ein Rechtsstreit zwischen einem nationalen Skiverband und dem internationalen wegen Disqualifikationen und Zweifel an den durchgeführten Kontrollen, wäre jedoch zweifellos die nächste Eskalationsstufe - und wahrlich weitere schlechte Werbung für den Skisprung-Sport.

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