Ein schwerer Trainingsunfall der deutschen Bahnrad-Nationalmannschaft auf Mallorca hat für einen großen Schock gesorgt.
Die deutschen Bahnrad-Asse krümmten sich im Straßengraben vor Schmerzen, Sanitäter stiegen mit Tragen durch das hohe Gras und leisteten behutsam Erste Hilfe, die in Einzelteile zerbrochenen Carbonräder lagen auf der Straße und hatten nur noch Schrottwert.
Die schrecklichen Bilder des heftigen Trainingsunfalls von sechs Fahrern der deutschen Bahn-Nationalmannschaft auf Mallorca sorgten im deutschen Radsport für einen großen Schock - die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich aber zum Glück nicht.
Mit schweren, aber nicht lebensgefährlichen Verletzungen erholte sich das Sextett des Ausdauer-Nationalteams im Krankenhaus von seinen Blessuren. "Zur aktuellen Situation kann ich für meinen Teil Entwarnung geben", schrieb Louis Gentzik am Dienstag bei Instagram.
An eine geregelte Vorbereitung auf die EM im belgischen Heusden-Zolder (12. bis 15. Februar) ist für den 18-Jährigen aber nicht zu denken. Ein Haarriss in der Schulter, eine Gehirnerschütterung und leichte Hämatome in der Lunge - die Verletzungen haben es in sich. "Ich werde noch zwei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus verbringen und dann hoffentlich bald nach Hause fliegen und wieder mit dem Training anfangen können", sagte Gentzik.
"So viel Erinnerung ist nicht mehr da"
Gentzik sowie Benjamin Boos, Bruno Kessler, Tobias Buck-Gramcko, Max-David Briese und Moritz Augenstein waren am Montag 2,7 Kilometer nach dem Start der Trainingsfahrt vom Hotel in Palma von einem Fahrzeug erfasst worden.
"Wir waren noch nicht lange unterwegs, dann habe ich gesehen, dass vor mir jemand gestürzt ist. Danach weiß ich nur noch, dass ich am Straßenrand lag und überall geblutet habe", sagte Briese der "Ostsee-Zeitung": "So viel Erinnerung ist nicht mehr da." Der 21-Jährige erlitt demnach eine schwere Gehirnerschütterung und zahlreiche Schürfwunden. Zwei blutende Verletzungen in seinem Gesicht mussten genäht werden.
Nach Angaben des Verbands German Cycling habe der Autofahrer, der 89 Jahre alt gewesen sein soll, die Gruppe übersehen und sei in sie reingefahren. Bundestrainer Lucas Schädlich, der die Gruppe mit dem Auto begleitete, war Augenzeuge des Unfalls.
Auf Videos im Internet waren die Schäden an der rechten Front des weißen PKW zu sehen, der Kotflügel war verbogen, der Außenspiegel abgerissen, die rechte Seite übersät mit Kratzern. Ein halbes Dutzend Polizei- und Rettungsfahrzeuge sicherten die Unfallstelle ab und stellten die Erstversorgung sicher. Die Guardia Civil untersucht den Unfallhergang nun genauer.
Gentzik appelliert an die Öffentlichkeit
Gentzik wandte sich mit einem Appell an die Öffentlichkeit. "Nehmt aus der ganzen Sache mit, dass ihr beim nächsten Mal, wenn ihr im Straßenverkehr unterwegs seid, noch mehr auf euch acht gebt und rücksichtsvoll miteinander umgeht", schrieb er.
Der Vorfall zeigte einmal mehr die Gefahren des Radsports auch außerhalb der Rennen auf - und weckte Erinnerungen an Unfälle der Vergangenheit. Erst am vergangenen Freitag war die italienische Nachwuchsfahrerin Sara Piffer von einem Auto erfasst worden und ihren Verletzungen erlegen.
Der deutsche Radprofi Lennard Kämna lag nach einem Verkehrsunfall Anfang April 2024 zwischenzeitlich auf der Intensivstation und hat seither kein Rennen bestreiten können, sein Comeback ist Ende März geplant. Der frühere Paris-Roubaix-Sieger John Degenkolb erlitt im Januar 2016 schwere Verletzungen, als es mit der Trainingsgruppe seines damaligen Teams Giant-Alpecin zu einem Frontalzusammenstoß mit einem Auto kam.



