Der zurückliegende Skisprung-Weltcup im polnischen Zakopane zählte für die deutschen Adler zu den weniger erfolgreichen des Winters. In seiner sport.de-Kolumne blickt Karl Geiger auf das deutsche Abschneiden zurück - und fordert eine Reaktion.
Mit gemischten Gefühlen sitze ich in der Lounge des Krakauer Flughafens. Um uns herum überall Menschen, die auf ihr Boarding warten. Verspätungen sollen sich häufen. Noch haben wir die Information, dass wir pünktlich abheben. Aber noch ist Zeit - Zeit, um sich zu sammeln, die Eindrücke vom Wochenende zu ordnen.
Der polnische Weltcup in Zakopane mit Mannschaftsspringen und Einzelwettbewerb liegt hinter uns. Insbesondere das Mannschaftsspringen hat gezeigt, dass wir als Team einen Abstand auf die Spitze haben; während jeder einzelne von uns seine spezifischen Baustellen hat, zeigen andere Nationen ein homogeneres Auftreten, eine Stabilität der einzelnen Mitglieder, was in der Summe, dann gute Ergebnisse nach sich zieht. Wir dürfen jedoch nicht damit hadern! Erkennen, handeln, weitermachen - das sind die Leitplanken, an denen wir uns ausrichten müssen. Bis zur Weltmeisterschaft ist ausreichend Zeit, die Dinge zu korrigieren.
Ich selbst bin mit meinen Leistungen zufrieden. Waren die Trainings und Probedurchgänge noch etwas holprig, waren die Sprünge beim Team Wettbewerb dagegen fast optimal. Mit dem 8. Platz im Einzelspringen konnte ich dies nicht nur bestätigen, sondern erfüllte mir erneut meine persönliche Vorgabe nach Top-Ten-Platzierungen. Ich bin vorne mit dabei und was fürs Team gilt, gilt auch für mich: Erkennen und handeln!
Das Grundsystem stimmt und ich werde die Zeit weiter nutzen, mir über die letzten Details Gedanken zu machen. Das ist der Arbeitsauftrag in Richtung Trondheim.
Der Aufruf zum Boarding schreckt mich aus meinen Gedanken auf. Tatsächlich, es geht pünktlich los! Das ist gut, dann werden wir nicht allzu spät in Oberstdorf sein. Damit richtet sich der Blick auf den bevorstehenden Wettkampf.
Zum ersten Mal in dieser Saison werden wir auf der Heimatschanze am Freibergsee zum Skifliegen starten, was für alle Starter gleich reizvoll ist. Ich freue mich darauf, ist es doch in besonderem Maße stimmungsvoll, vor heimischen Publikum auf Weitenjagd zu gehen und zu fliegen.
In der Woche selbst werden wir davor aber diverse Trainings nutzen, um an den besagten Details zu arbeiten.
Boarding completed – die Stewardessen schließen alle Fächer, der Gurt sitzt. Ein Blick in die Runde zu den Mannschaftskameraden, alle hatten noch schnell mit ihren Handys Ankunftszeiten an die Familien versendet. Jetzt alles auf Flugmodus! Die Maschine rollt an bis zum Take-off. Wir verlassen Polen und fliegen nach Hause, zu unserer nächsten Aufgabe!
Herzliche Grüße
Karl Geiger



