Nachdem er im Viertelfinale der Australian Open 2025 zum ersten Mal in seiner Karriere Angstgegner Tommy Paul in die Schranken wies, fiel Alexander Zverev ein Stein vom Herzen. Im anschließenden Oncourt-Interview mit Tennis-Legende Jim Courier bewies die Nummer zwei der Welt ungeahnte Entertainer-Qualitäten und erntete die Lacher des Publikums. Es scheint, als wäre Zverev in Down Under endlich bereit, seine Karriere zu krönen.
"Um ehrlich zu sein, weiß ich es selbst nicht", entgegnete ein breit lächelnder Alexander Zverev entwaffnend im Sieger-Interview, das US-Ikone Jim Courier mit der Frage eröffnete, wie er seinen Angstgegner Tommy Paul (7:6 (7:1), 7:6 (7:0), 2:6, 6:1) nach zuvor zwei Niederlagen endlich geknackt habe.
Paul hatte besser gespielt und hätte eigentlich die ersten beiden Durchgänge für sich entscheiden müssen. "Irgendwie habe ich den ersten Satz aber gewonnen und irgendwie habe ich den zweiten gewonnen", so Zverev weiter. Im vierten Durchgang habe er dann sein bestes Tennis gezeigt und sei nun "natürlich sehr glücklich" im Halbfinale zu stehen.
Er habe nach Problemen mit dem Arm nicht die Vorbereitung absolvieren können, die er sich gewünscht hätte und sei daher eher "unsicher" in die Australian Open gestartet, habe dank seiner guten Vorstellungen in den ersten beiden Matches allerdings "sehr viel Selbstvertrauen für die Top-Matches gewonnen", führte der 27-Jährige weiter aus.
Worte, für die Zverev - anders als für das Gros seiner launigen Ausführungen - kaum Lacher oder Applaus einheimste. Sie könnten aber den Schlüssel für den lang ersehnten ersten Grand-Slam-Titel der Karriere bergen.
Tennis: Alexander Zverev mal wieder ein Mitfavorit
Als Mitfavorit auf den Titel startet Zverev, der gegen Paul keinen Geringeren als Boris Becker überflügelte, in Melbourne bei Weitem nicht zum ersten Mal in seiner Laufbahn in ein Major.
Zweimal erreichte er sogar das Finale, der große Coup fehlt in der Vita des Hamburgers, der mit Olympia-Gold 2020, zwei Titeln bei den ATP-Finals und sieben Masters-Triumphen fraglos zu den herausragenden Akteuren der letzten Dekade zählt, allerdings noch.
Wohl auch, da Zverev auf dem Weg zu den Top-Matches nicht selten (zu) viele Körner liegen ließ.
Erreichte er mindestens das Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier, gelang ihm das zuvor erst einmal, 2020 ebenfalls bei den Australian Open, ohne Satzverlust in den ersten drei Runden. Damals verhinderte nur ein blendend aufgelegter Dominic Thiem im Halbfinale Zverevs Endspieleinzug. Ein Umstand, der für 2025 zumindest weitere Hoffnungen schnürt.
Losgelöst zum Australian-Open-Titel?
Die Hürde auf dem Weg ins Finale wird allerdings auch in diesem Jahr eine hohe sein: Grand-Slam-Rekordchampion Novak Djokovic. Der Routinier besiegte im Viertelfinale den spanischen Weltranglisten-Dritten Carlos Alcaraz in vier Sätzen mit 4:6, 6:4, 6:3 und 6:4.
"Eine völlig langweilige Paarung. Es gibt keinen Grund, hier zu bleiben, nachdem ihr Zeuge meines Sieges wurdet", kommentierte Zverev das Duell im Vorfeld auf Nachfrage, erntete tosenden Applaus und schob ans Publikum gewandt hinterher: "Hier spielen gleich zwei der besten Tennisspieler, die je einen Schläger in der Hand gehabt haben. Novak ist der Beste aller Zeiten, Carlos ist auf dem Weg dorthin - genießt es!"
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Genossen haben dürfte die Partie vor allem Djokovic, der mit zehn Einzeltiteln der erfolgreichste Spieler der Geschichte der Australian Open ist, 2025 aber durchaus überraschend gegen Überflieger Alcaraz die Oberhand behielt.
Angst und bange wird Zverev allerdings nicht sein: Gegen Djokovic konnte er immerhin vier von zwölf Duellen gewinnen. Klare Niederlagen setzte es lediglich ganz zu Beginn der Karriere der deutschen Nummer eins.
Sollte Zverev auch das Halbfinale überstehen, könnte es im Endspiel zwar zum Kracher gegen den derzeitigen Dominator Jannik Sinner kommen. Auch hier spricht die Bilanz (4:2) bislang jedoch für den Deutschen.
Zverev hat in Australien noch sehr viel Arbeit vor sich, wirkt aber locker und fit genug, auch die letzte Scharte seiner Karriere auszuwetzen und zum ersten Grand-Slam-Titel zu stürmen.