Biathlon-Ass Franziska Preuß hat nach zwei schwierigen Jahren die Kurve bekommen. Die Krönung in Gelb könnte folgen.
Noch sammelt Franziska Preuß die Gelben Trikots im Keller ihres Holzhauses in Ruhpolding. Sie wisse noch gar nicht, sagte die 30-Jährige bei ihrem Heimweltcup mit einem Schmunzeln, "was ich damit mache. Das überlegt man sich schon gut, wem man eins gibt". Aber jetzt schaue sie erst einmal, "wie viele ich insgesamt habe".
Nach ihrem starken zweiten Platz im Einzel von Ruhpolding könnten noch einige der begehrten Leibchen hinzukommen. Nach wie vor führt die Top-Biathletin des Deutschen Skiverbandes (DSV) nach elf von 21 Rennen die Gesamtwertung an. 101 Punkte liegt Preuß vor der Französin Lou Jeanmonnot, die das Rennen in der Chiemgau Arena über 15 km gewann.
Der Kampf um den Gesamtweltcup spitzt sich zu - auch verbal. "Ich liebe es, Jägerin zu sein, ich mag diese Position", sagte Jeanmonnot kampfeslustig in der "ARD": "Ich bin hinter Franziska her. Es ist ein cooler Fight."
Und Preuß? Die blieb vor dem Massenstart am Sonntag (15.00 Uhr/ARD und Eurosport), dem nächsten direkten Duell, noch gelassen: "Ich will das Gelbe Trikot so lang wie möglich verteidigen. Jedes Rennen in Gelb ist toll."
Biathlon: DSV-Sportchef sieht Preuß "gefestigt und gesundheitlich stabil"
Zumal wohl keine besser weiß, wie schnell es mit gewissen Träumen vorbei sein kann. In den vergangenen zwei Wintern war Preuß immer wieder von diversen Infekten jäh ausgebremst worden. Selbst ein Karriereende hatte im Raum gestanden. Doch nach einer Operation an den Nasennebenhöhlen im vergangenen Frühjahr scheinen die Probleme überwunden.
"Franzi ist gefestigt und gesundheitlich stabil", sagte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling. Selbst die Dämpfer von Oberhof mit den Plätzen 28 und 20 warfen Preuß deshalb nicht aus der Bahn.
Getragen von ihrem Heimpublikum stürmte sie im Einzel von Ruhpolding nach einem Schießfehler bereits zum siebten Mal in dieser Saison aufs Podium. Es sei "ein Genuss" gewesen, im Gelben Trikot vor Familie und Freunden zu laufen, betonte sie strahlend: "Das hätte ich mir nie erträumt."
Doch der Traum soll weitergehen. Geht es nach Biathlon-Legende Ole Einar Björndalen, so ist Preuß definitiv "die Topfavoritin" auf den Sieg in der Gesamtwertung. Dies "vom Ole zu hören, ist richtig cool. Das freut mich, dass er diese Hoffnung hat", sagte Preuß, auch wenn sie bemüht ist, das Thema ansonsten weitgehend auszublenden. Doch dies gelingt nur bedingt.
Immer wieder wird Preuß darauf angesprochen. Wer denn nun eines dieser begehrten Gelben Trikots bekomme? Sie werde "die bewusst verteilen", sagte sie mit einem Lächeln. Das erste habe schon ihr Skitechniker bekommen - der Rest liegt (noch) im Keller.
