Für Justus Strelow und das deutsche Biathlon-Team steht am Wochenende der Heim-Weltcup in Oberhof auf dem Programm. Die Vorbereitung lief für den 28-Jährigen nicht reibungslos. Die Tücken der Anlage kennt Strelow ganz genau, zum entscheidenden Vorteil könnte dies vor allem in einem Bereich werden, wie er in seiner sport.de-Kolumne erklärt.
Ausgerechnet im Vorfeld des Heim-Weltcups in Oberhof hat mich in den vergangenen Tagen eine Erkältung außer Gefecht gesetzt. Glücklicherweise hatte ich kein Fieber und lag nicht krank im Bett.
Als normaler Arbeitnehmer wäre ich sicher verschnupft zur Arbeit gegangen. Aber als Leistungssportler muss ich vorsichtig sein und Rücksicht auf meinen Körper nehmen, der genug damit beschäftigt ist, schnell wieder gesund zu werden. Ihn mit Training da noch zusätzlich zu stressen, wäre kontraproduktiv und auch gefährlich.
Nächster Halt: die Kaserne
So werde ich erst im Laufe dieser Woche nach Oberhof zurückkehren und mein Zimmer in der Kaserne am Grenzadler beziehen. Dort lebe ich auf knapp zwanzig Quadratmetern und teile mir ein Bad mit meinem Kollegen Philipp Horn, der ein zweites Zimmer bewohnt.
Auch unterjährig ist der Raum in der Kaserne mein Zuhause, wenn ich beim Training in Oberhof bin. Dort lagert mein Material, hier halte ich Mittagsruhe und bleibe auch mal über Nacht. In den Tagen des Weltcups beheimatet die Kaserne nun das gesamte deutsche Team. Verpflegt werden wir von eigenen Köchen, die sich in der kleinen Küche im oberen Stockwerk ausbreiten können.
"Man kann das Rennen in Oberhof am Birxsteig verlieren!"
Bis zur Strecke sind es zu Fuß zwar nur ein paar Minuten. Wir Athleten werden aber trotz alledem mit einem Shuttle der Bundeswehr gefahren, weil bei unseren begeisterten Fans ansonsten kaum ein rechtzeitiges Durchkommen möglich wäre.
Auch zu Beginn der Wettkampfrunde muss man mit der Euphorie gut umgehen können: Am legendären Birxsteig geht es steil bergauf, die Zuschauer stehen dicht an der Strecke und peitschen einen lautstark nach vorn. Doch Achtung: Wer sich hier verleiten lässt und überpaced, hat nachher nicht genügend Reserven für weitere Anstiege oder auch für die lange, windanfällige Gerade zurück zum Schießstand.
Man kann das Rennen in Oberhof am Birxsteig definitiv nicht gewinnen, aber auf jeden Fall verlieren!
Vorteile am Schießstand?
Die Unterstützung der Fans bedeutet einen Heimvorteil. Zudem kenne ich den Schießstand mit den unterschiedlichen Windverhältnissen auf den einzelnen Bahnen besser als andere. Aber es muss mir im Wettkampf trotzdem erst gelingen, auf solche Feinheiten zu reagieren.
Die Strecke wiederum ist mir nicht besser bekannt als dem übrigen Feld. Sie ist nicht asphaltiert und daher im Sommer auch für mich nicht benutzbar. Es herrscht also Chancengleichheit.
Von Justus Strelow


