Der Schweizer Gregor Deschwanden war als Gesamtfünfter eine der Überflieger der 73. Vierschanzentournee. Die Entwicklung des 33 Jahre alten Spätstarters der Skisprung-Szene war vor einigen Jahren noch nicht abzusehen.
Als er 2018 nach den Olympischen Spielen begann, mit den Schweizer Skispringern als Mentor zu arbeiten, sei Gregor Deschwanden ein "Pseudo-Profi" gewesen, betonte der frühere Weltmeister Andreas Küttel im "Blick". "Ihm fehlte die Struktur in seinen Tagen. Er musste die Basics des Lebens als Spitzensportler lernen. Gregor glaubte, wenn er einmal am Tag trainiert und daneben chillt, kommt das Bestmögliche heraus."
Sogar ein Karriereende stand damals im Raum, auch weil es finanziell gar nicht lief für Deschwanden. "Gregor wusste nicht, ob er weiterhin Ski springen will", schilderte Küttel, der heute als Sportwissenschaftler an der Syddansk Universitet in Odense tätig ist.
Der 45-Jährige motivierte seinen Schützling zum Weitermachen und dazu, ein Studium der Betriebsökonomie aufzunehmen. "So wird er auch geistig gefordert. Dann studiert er nicht immer am Skispringen herum", erklärte Küttel.
Deschwanden verfügte bereits vorher über Top-Voraussetzungen für den Sport, eine saubere Technik, einen schlanken Körperbau sowie eine ausgeprägte Sprungkraft. "Er ist eines der größten Kängurus im Skisprung-Zirkus", so Küttel.
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Diese setzte Deschwanden nach und nach auch in bessere Ergebnisse auf den Schanzen um - mit der zurückliegenden Vierschanzentournee als bisheriger Karriere-Höhepunkt.
Gegenüber sport.de hatte Deschwanden seine Entwicklung vor dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen als "Reifeprozess" bezeichnet.
"In der Schweiz hat man sicherlich zwischendurch junge Athleten nicht so gefördert, wie sie es gebraucht hätten. Deswegen war zwischen der erfolgreichen Ära von Simon Ammann und Andreas Küttel zehn Jahre lang ein Erfolgsloch", so der Tournee-Star. "Simon ist zehn Jahre älter als ich und zwischen uns beiden gab es Springer, aus denen etwas hätte werden können. An denen hat man aber nicht so festgehalten, wie sie es gebraucht hätten, weil sie eben nicht mit 18 schon durchgestartet sind."



