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"Auch wenn es Instagram ist, bei der Wahrheit bleiben"

Kramer exklusiv: "Ab und zu läuft es eben nicht cool"

Sara Marita Kramer gewährt ehrliche Einblicke in ihr Seelenleben
Sara Marita Kramer gewährt ehrliche Einblicke in ihr Seelenleben
Foto: © IMAGO/GEPA pictures/ Wolfgang Kofler
01. Januar 2025, 09:19

Kaum zweieinhalb Jahre nach ihrem Gesamtweltcupsieg durchlebt Sara Marita Kramer die schwierigste Phase ihrer Karriere. Nach einem Social-Media-Post gewährt die österreichische Skispringerin sport.de ehrliche und bemerkenswerte Einblicke in ihr Seelenleben.

Aus Apeldoorn in den Niederlanden führte Sara Marita Kramer das Leben ins Salzburger Land und von dort aus an die Weltspitze des Skispringens. Sie dominierte die Endphase des Winters 2021/2022 nach Belieben und sprang in Chaikovskiy mit 146,5 Metern einen nicht für möglich gehaltenen Schanzenrekord, der genau deshalb viral ging.

Diese Form konnte sie auch in den Winter 2021/2022 aufrechterhalten und gewann hochverdient den Gesamtweltcup – und das, obwohl sie zwei Wettkämpfe wegen eines falsch positiven Corona-Tests verpasste. Kurz vor dem großen Saison-Highlight, den Olympischen Spielen in Beijing, infizierte sie sich dann doch mit dem Virus und verkündete tränenreich via Social-Media ihr Olympia-Aus.

Erst zweieinhalb Jahre später, nämlich beim ersten Weltcup überhaupt auf chinesischem Boden, durfte sie zu jenem Ort reisen, der für sie einst das Ziel ihrer Träume war. "Das hat sich unglaublich seltsam angefühlt. An diesem Ort zu stehen, wo ich 2022 so sehr hinwollte, war schwierig zu verarbeiten", schrieb die 23-Jährige unlängst in einem Social-Media-Post.

Zweieinhalb Jahre später ist Sara Marita Kramer eine andere Skispringerin und auch ein anderer Mensch, als noch in ihrer Hochphase. Zwei Mal ist sie in der Zwischenzeit 15. im Gesamtweltcup geworden, wartet seit dem Saisonauftakt 2022 auf ein Weltcup-Podium.

"Meine Denkweise ist nicht mehr dieselbe wie früher. Und ich glaube wirklich, dass man, um Leistung auf um Höchstleistungen zu erbringen, braucht man dieses Feuer in sich - dieses große Feuer, diese großen Träume, die dich Tag und Nacht antreiben, egal was passiert. Das ist es, was die herausragenden Sportler von allen anderen unterscheidet. Irgendwann in den letzten Jahren habe ich dieses Feuer verloren", gestand sie auf Instagram und erfüllte damit so gar nicht das Klischee dieser Plattform, auf der man sonst viel heile Welt zu sehen bekommt.

"Ich habe mich gefragt, was ich eigentlich noch schreiben soll. Nichts, was ich geschrieben hätte, hätte das widergespiegelt, was ich fühle. Es ist schwierig in Worte zu fassen, aber ich habe versucht, es zu formulieren und es auch ganz gut getroffen, wie ich mich die meiste Zeit fühle. Das ist die Realität. Ich kann nicht schreiben, dass ich mit Platz XY happy bin, weil es nicht so ist. Auch wenn es Instagram ist, sollte man bei der Wahrheit bleiben", schilderte sie im Gespräch mit sport.de bei der Two-Nights-Tour in Garmisch-Partenkirchen.

Seit sie im Februar 2017 im Weltcup debütierte, ist viel auf sie eingeprasselt. Es ist spürbar, dass aber vor allem die Jahre 2023 und 2024 etwas mit ihr gemacht haben: "Ganz ehrlich muss ich sagen, dass die letzten Jahre immer ein Hin und Her waren. Im Herbst war ich richtig gut drauf und als ich dann in den Winter gestartet bin, war ich nicht mehr auf dem richtigen Weg."

Kramer will mit richtigem Mindset "zurück an die Spitze"

Vor allem das Streben und die Suche nach innerer Zufriedenheit treibt Kramer um, immer wieder führt sie ihr Weg zum inneren Mindset – um die blanken Resultate geht es ihr schon länger nicht mehr. "Es gibt Tage, da bin ich richtig happy damit, wie ich arbeite und wenn ich merke, dass ich vorankomme. An diesen Tagen bin ich auch mit Platz 25 zufrieden. Und dann gibt es Tage, wo ich besser abschneide und aber nicht happy die Schanze verlasse", schilderte sie gegenüber sport.de im Olympia-Skistadion von Partenkirchen ihre Lage.

Unweigerlich stellt sich für sie aber auch die Frage, wo der Ausweg aus dieser sprichwörtlichen Sackgasse ist. In der letzten WM-Saison 2022/2023 legte sie bereits eine mehrwöchige Wettkampfpause ein, diesen Weg bezeichnet sie heute als "bequeme Entscheidung, weil sie zurück in die Komfortzone führt."

Doch dieser Weg kommt für sie kurz vor dem Jahreswechsel 2024 auf 2025 nicht in Frage: "Für mich ist es wichtig, jetzt drin zu bleiben und die Situation so anzunehmen, wie sie ist und dadurch lerne, damit umzugehen. Sonst werde ich das nie lernen."

Mit 15 Weltcupsiegen und weiteren acht -Podestplätzen ist sie statistisch nach wie vor eine der erfolgreichsten Skispringerinnen überhaupt und will deswegen auch "natürlich wieder zurück an die Spitze."

Aber so ungewöhnlich ihr Lebensweg als gebürtige Niederländerin an die Weltspitze des Skispringens war, so normal sind die Lektionen, die Sara Marita Kramer aktuell lernen muss: "Für diesen Weg zurück nach oben muss ich akzeptieren, dass ab und zu eben nicht cool läuft und dann aber im Kopf positiv bleiben und den Blick nach vorne richten."

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