Was wäre, wenn ... diese Frage dürfte sich auch Nick Heidfeld immer mal wieder in den letzten anderthalb Jahrzehnten gestellt haben, denn der Deutsche war Ende 2009 laut eigener Aussage aussichtsreicher Kandidat für jenes Formel-1-Cockpit bei Mercedes, das dann am Ende F1-Rekordweltmeister Michael Schumacher bekam. Und auch bei McLaren soll "Quick Nick" Thema gewesen sein.
Bei etwas anderem Verlauf wäre Nick Heidfeld in der Formel-1-Saison 2010 nicht nur Edeltestfahrer bei Mercedes geworden, sondern hätte sogar ein Stammcockpit beim Werksteam des deutschen Autobauers erhalten können, der damals in die Königsklasse des Motorsports einstieg. Dann wäre "Quick Nick" neben dem späteren Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg gefahren.
Doch es kam bekanntlich anders: Kurz vor Weihnachten 2009 gab Mercedes bekannt, dass Michael Schumacher nach drei Jahren F1-Pause zurückkehren wird, um Aufbauhilfe zu leisten. "Es hing wirklich von Michael ab, der dann sein Comeback gemacht hat", verriet Heidfeld bei einem Mitgliederstammtisch der Kollegen von "formel1.de", der bereits vor über einem Jahr stattfand, aber nun genauer seziert wurde. Er sei "damals echt relativ nah dran" gewesen.
"Ich hatte da auch schon Meetings mit (dem damaligen Teamchef/d.Red.) Ross Brawn, wo wir das eine oder andere abgesprochen haben", enthüllte Heidfeld weiter.
Heidfeld: Wer würde Schumi nicht in die Formel 1 zurückholen?
Am Ende habe sich aber siebenfache Formel-1-Champion Schumacher den Platz geschnappt, der für Mercedes erste Wahl war. "Natürlich war das ärgerlich, aber wenn man Michael zurückholen kann, wer würde das nicht machen?", wiegelte Heidfeld ab, der seinen Frieden mit dem Ausgang der Cockpit-Frage gemacht hat.
"Knapper war es dann letztendlich wirklich bei McLaren. Da wäre ich dann fast nochmal untergekommen", so Heidfeld weiter. Beim britischen Team war der Deutsche ebenfalls lange Thema, doch dann wechselte der damalige Weltmeister Jenson Button von Brawn (das zum Mercedes-Werksteam wurde) zu McLaren und Heidfelds (nächster) Traum war geplatzt.
Somit blieb ihm vorerst nur die Rolle als Mercedes-Testfahrer hinter Rosberg und Schumacher. Das sei aber auch "cool" gewesen, vor allem Schumacher ganz aus der Nähe zu beobachten.
"Michael hatte ein extremes Standing im Team, obwohl er - das glaube ich aus neutraler Sicht sagen zu können - nicht mehr die gleiche Peak-Performance hatte wie einige Jahre zuvor", sagte Heidfeld über seinen Landsmann, der zwei seiner WM-Titel mit Benetton holte und weitere fünf mit Ferrari sammelte, und fügte hinzu: "Wenn er gesprochen hat, herrschte absolute Ruhe und jeder hat genau zugehört. Wie er mit dem Team zusammengearbeitet hat, zusätzlich zu dem unbestrittenen Fahrtalent, das er immer hatte, hat mich am meisten beeindruckt."
Mehr dazu:
Schumi "mal live mitzuerleben, wie strukturiert er da vorgegangen ist, wie genau auf den Punkt er mit dem Team zusammengearbeitet hat, wie er rausgesucht hat, was man jetzt analysieren muss, wo man nicht locker lassen darf, im Gespräch mit den Ingenieuren, das war schon eindrücklich", zeigte sich Heidfeld beeindruckt.