Pius Paschke streckte die Faust in die Luft, die Teamkollegen standen klatschend Spalier und rund 15.000 Zuschauer feierten begeistert ihren "Skisprung-Papst" im Gelben Trikot: Mit einem neuerlichen Coup hat der 34 Jahre alte Senkrechtstarter auch den Weltcup in Titisee-Neustadt gerockt. "Pius der Vierte" ist nun "Pius der Fünfte" - und ein Ende des Siegeszuges zwei Wochen vor der Vierschanzentournee nicht absehbar.
"Was gerade passiert, ist der Wahnsinn", sagte Paschke, der seine Führung im Gesamtweltcup weiter ausbaute, im ZDF: "Es läuft einfach. Ich versuche, bei meinen Sachen zu bleiben. Aber dass es jetzt immer für ganz vorne reicht, kann ich mir auch nicht erklären."
Der erste Weltcupsieg des ruhigen Oberbayers war im Dezember 2023 eine Sensation - nun sind die Triumphe fast schon Alltag. Auch an der vierten Station des Weltcupwinters gewann Paschke - nach Lillehammer, Kuusamo sowie Wisla nun auch am Titisee, er steht bei vier Saison- und fünf Karrieresiegen. "Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus", sagte Severin Freund, ZDF-Experte und Ex-Weltmeister.
Nach Sprüngen auf 144,0 und 138,0 m von der Hochfirstschanze lag der Oberbayer aus Kiefersfelden mit 294,1 Punkten deutlich vor dem Schweizer Gregor Deschwanden (287,7) und Daniel Tschofenig aus Österreich (281,7). Andreas Wellinger (280,0) verpasste als Vierter das Podest knapp.
Paschke auf Schmitts Spuren
Auf diesem stand indes Paschke im siebten Einzelspringen der Saison zum sechsten Mal. Lediglich bei Wellingers Abbruchsieg im zweiten Kuusamo-Springen wurde er Siebter. Gleichzeitig stellte der Spätstarter eine deutsche Bestmarke ein: Lediglich Martin Schmitt hatte in der Saison 1998/99 vor dem Beginn der Vierschanzentournee bereits vier Wettkämpfe gewonnen. Paschke dürfte als Topfavorit zum ersten Saisonhöhepunkt ab dem 29. Dezember reisen.
Die anderen DSV-Adler hinter Paschke und Wellinger gehören derzeit weiter nicht zur absoluten Elite. Karl Geiger sprang mit Platz 14 solide. Markus Eisenbichler, zuletzt dreimal in Folge im ersten Durchgang ausgeschieden, erreichte diesmal das Finale und zeigte sich mit Rang 21 verbessert.
Stephan Leyhe landete nach einem schwachen zweiten Sprung auf Platz 24. Youngster Adrian Tittel holte als 30. noch einen Weltcup-Punkt, Philipp Raimund (Oberstdorf) steckt hingegen weiter im Tief und verpasste als 34. den zweiten Durchgang.
Doch das alles ließ Paschkes neuerliche Gala vergessen. Er hatte zuvor am Freitag als Duo mit Wellinger den "Super Team"-Wettbewerb gewonnen und für einen deutschen Auftakt nach Maß im Weltcup gesorgt. "Ich bewege mich sicher in diesem Flow-Zustand, wie man das nennt", sagte er der Abendzeitung.
Ein Ende des Flows ist nicht absehbar. Am Sonntag (16.00 Uhr/ZDF und Eurosport) findet in Titisee-Neustadt ein Einzelspringen statt, am folgenden Wochenende geht es zur Tournee-Generalprobe nach Engelberg (Schweiz). Paschke ist gerüstet.


