Die Darts-WM 2025 steht vor der Tür. Erstmals in der Geschichte starten gleich sechs deutsche Spieler in London. Was ist für Martin Schindler, Gabriel Clemens und Co. im Alexandra Palace möglich? sport.de nimmt das deutsche Sextett unter die Lupe.
Martin Schindler (28 Jahre | Weltranglistenplatz 22)
Der Knoten ist geplatzt: Martin Schindler feierte auf der European Tour in dieser Saison seine ersten beiden Titel beim Profiverband PDC. Folgerichtig rangiert "The Wall" inzwischen auf dem 22. Platz der Weltrangliste. Der Schritt in Richtung Top 16 könne "schnell von allein passieren, wenn ich bei den Majors einfach gute Ergebnisse einfahre", blickte Schindler im Oktober im exklusiven Interview mit sport.de in die Zukunft voraus.
Hier wollte zuletzt jedoch kein tiefer Lauf gelingen. Bei der European Darts Championship war zum Auftakt gegen Dirk van Duijvenbode (3:6) Schluss. Beim Grand Slam of Darts schied Schindler schon in der Gruppenphase aus. Bei der WM-Generalprobe, den Players Championship Finals, erreichte der gebürtige Strausberger immerhin das Achtelfinale.
Schindler analysierte in einer Medienrunde der PDC Europe: "Die Majors waren dieses Jahr alles andere als hervorragend." Auf der Pro Tour sei es dagegen "sehr gut" gelaufen, ordnete die deutsche Nummer eins ein. "Jetzt heißt es bei der Weltmeisterschaft: Neues Turnier, neues Glück", so der 28-Jährige.
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Schindler will bei seiner sechsten WM-Teilnahme unbedingt erstmals in das Achtelfinale einziehen. "Ich bin ehrlich: Die zweite oder dritte Runde wäre für mich bei dieser WM kein gutes oder akzeptables Ergebnis", stellte "The Wall" klar.
Schindler greift als Spieler aus den Top 32 der Weltrangliste in der zweiten Runde in das Turnier ein. Hier wartet der Sieger der Partie zwischen Romeo Grbavac und Callan Rydz. Anschließend wäre ein Drittrunden-Duell mit UK-Open-Champion Dimitri Van den Bergh möglich. Ein tiefer Lauf bei der Darts-WM 2025 ist definitiv drin.
Gabriel Clemens (41 Jahre | Weltranglistenplatz 27)
Gabriel Clemens schrieb bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren als erster deutscher Halbfinalist Geschichte. Dass das damals eingespielte Preisgeld von 100.000 Pfund nach der anstehenden Darts-WM aus der Weltrangliste fällt, entfacht für den "German Giant" laut eigener Aussage keinen zusätzlichen Druck. "Mich beeinträchtigt das nicht. Ich werde versuchen, so viel wie möglich davon zu verteidigen. Ich mache mir da keinen Kopf drum", meinte Clemens in einer Presserunde der PDC Europe.
Die laufende Saison des "German Giant" gleicht einem Auf und Ab. "Es waren gute Dinge dabei, es waren aber auch schlechte Dinge dabei. Es war so ein bisschen wie eine Achterbahn", resümierte Clemens. Dennoch sei er mit seiner spielerischen Leistung "gar nicht so unzufrieden", verriet der Saarländer. "Es war nicht so viel schlechter als die vergangenen Jahre. Hier und da hat mir das Timing allerdings gefehlt", meinte Clemens.
Laut der Statistikplattform "Darts Orakel" weist "Gaga" mit einem Wert von 96,66 sogar den neunthöchsten Durchschnitts-Average bei TV-Turnieren in diesem Jahr auf.
Bei der Darts-WM trifft Clemens in der zweiten Runde auf den Sieger der Begegnung zwischen Robert Owen und Niels Zonneveld. Anschließend könnte es zur Revanche gegen Dave Chisnall kommen. Clemens hatte bei der Darts-WM 2024 in der dritten Runde deutlich mit 1:4 in den Sätzen gegen "Chizzy" verloren. Im Fall eines erneuten Aufeinandertreffens wäre der "German Giant" der Außenseiter gegen die Nummer sechs der Welt.
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Ricardo Pietreczko (30 Jahre | Weltranglistenposition 34)
"Bühne hui, Floor pfui", fasste Pietreczko seine Saison in einer Medienrunde kurz und knapp zusammen. Und tatsächlich lief es für den 30-Jährigen abseits der Players-Championship-Events deutlich besser.
Pietreczko machte auf der European Tour mit einer Halbfinal- und einer Final-Teilnahme auf sich aufmerksam. Bei der European Darts Championship erreichte "Pikachu" das Viertelfinale. Die WM-Generalprobe bei den Players Championship Finals verpasste der gebürtige Berliner aufgrund seiner schwachen Ausbeute auf dem Floor.
Für die Darts-WM nimmt sich Pietreczko Großes vor. "Ich sage immer: Ich fahre auf ein Turnier, weil ich es gewinnen will. Das habe ich letztes Jahr schon gesagt und das sage ich dieses Jahr auch immer wieder", stellte die Nummer 34 der Weltrangliste klar.
Wenn allein die Drittrunden-Teilnahme die Zielsetzung sei, "dann bräuchte ich gar nicht hinfahren", begründete Pietreczko seine ambitionierte Denkweise.
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Auf "Pikachu" wartet zum Auftakt der Darts-WM der chinesische Qualifikant Xiao Chen Zong. Pietreczko geht als klarer Favorit in das Match. Bei einem Sieg würde es danach gegen den formstärken Niederländer Gian van Veen gehen. Im Duell mit der Nummer 28 der Welt bräuchte Pietreczko sicher seine Bestform, um nach Weihnachten noch im Turnier zu sein.
Florian Hempel (34 Jahre | Weltranglistenposition 53)
Florian Hempel ist so etwas wie ein WM-Spezialist. Der 34-Jährige spielte bei seinen bisherigen drei Teilnahmen oftmals seine besten Darts, kegelte hierbei schon zwei Mal Dimitri Van den Bergh aus dem Turnier. Nun geht es für den Rechtshänder erneut in den "Ally Pally".
In der ersten Runde trifft Hempel auf Jeffrey de Zwaan. Der Wahl-Kölner rangiert in der Weltrangliste als 53. derzeit vor "The Black Cobra" (74.), das Aufeinandertreffen dürfte sich dennoch auf Augenhöhe abspielen. Schließlich ist de Zwaan ein ehemaliger Top-32-Spieler.
Der Sieger tritt im Anschluss gegen Daryl Gurney an. Zwar zeigte die Formkurve von "Superchin" in den letzten Monaten wieder nach oben, allerdings erscheint die Nummer 26 der Setzliste für Hempel oder de Zwaan nicht unschlagbar.
Der Spielplan zur Darts-WM 2025
Hempel wird wieder sein WM-Gesicht brauchen, soll es im "Ally Pally" wie 2022 und 2024 erneut in die dritte Runde gehen. "An dieses Turnier habe ich durchweg tolle Erinnerungen. Für die Fans aber auch für uns Spieler ist es das größte Turnier des Jahres, dort zu stehen ist das für mich persönlich es ganz Besonderes", blickte der Ex-Handballer im November auf Instagram voraus.
Hempel konnte sich in dieser Saison erstmals für die WM-Generalprobe qualifizieren. Vor allem die Halbfinal-Teilnahme beim 17. Players-Championship-Event des Jahres ermöglichte ihm die Teilnahme an den Players Championship Finals. Hier gelang Hempel ein Achtungserfolg gegen Jonny Clayton (6:3), ehe gegen Dirk van Duijvenbode (3:6) Endstation war.
Niko Springer (24 Jahre | Weltranglistenposition 157)
Niko Springer ist einer von zwei deutschen Debütanten bei der Darts-WM 2025. Der "Meenzer Bub" qualifizierte sich als Zweitplatzierter der Development Tour für den "Ally Pally".
Springer bewies sein großes Potenzial in dieser Saison mit drei Turniersiegen in der Nachwuchsserie und sicherte sich zudem noch die PDC-Tourcard für die kommenden beiden Jahre.
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"Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, was ich erreicht habe aber ich kann sagen, ich bin Stolz", meldete sich der Mainzer bezüglich seines Erfolgs bei Instagram zu Wort.
Bei der anstehenden Weltmeisterschaft muss Springer in der ersten Runde gegen Scott Williams antreten. Der Engländer schlug bei der letzten WM unter anderem Martin Schindler (4:3) und Michael van Gerwen (5:3), schaffte es völlig überraschend in das Halbfinale. Bei den zurückliegenden Players Championship Finals zog Williams in das Viertelfinale ein.
Auf Springer wartet eine hohe Hürde. Zweitrunden-Gegner wäre Ex-Champion Rob Cross. Eine harte Auslosung für das deutsche Darts-Juwel.
Kai Gotthardt (29 Jahre | Weltranglistenposition 135)
Auch Kai Gotthardt tritt erstmals bei der Darts-WM an das Oche.
Der 29-Jährige setzte sich in der Super League durch. Beim deutschen Qualifikationsturnier für die Weltmeisterschaft behielt "The Tunnel" in der K.o.-Runde gegen Max Hopp (6:5), Franz Rötzsch (6:5), Dominik Grüllich (7:6) und Paul Krohne (8:7) die Oberhand und bewies in den entscheidenden Legs wiederholt seine Nervenstärke.
Diese Qualität soll Gotthardt ebenfalls in seinem WM-Erstrundenmatch gegen Alan Soutar helfen. Der Schotte kennt den "Ally Pally" im Gegensatz zum deutschen Teilnehmer bereits, stand 2022 und 2023 sogar jeweils im Achtelfinale. Verstecken muss sich Gotthardt im Duell mit der Nummer 50 der Weltrangliste dennoch nicht.
Sollte sich der Super-League-Sieger gegen "Soots" durchsetzen, würde es zum Aufeinandertreffen mit Ex-BDO-Weltmeister Stephen Bunting kommen.