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Wandel am Hockenheimring: Thomas Reister über die Transformation zum Innovationszentrum

Im Jahr 2019 fand der Deutschland Grand Prix zum letzten Mal auf dem Hockenheimring statt
Im Jahr 2019 fand der Deutschland Grand Prix zum letzten Mal auf dem Hockenheimring statt
Foto: © unknown
04. Dezember 2024, 10:12
sport.de
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2019 fand am Hockenheimring nach schwierigen Formel-1-Jahren das letzte Rennen in Deutschland statt. Das hatte es aber noch einmal in sich. Spannung pur, unter schlechten Verhältnissen gab es sieben Ausfälle, hauptsächlich aufgrund des nassen Untergrunds. Am Ende stand Max Verstappen im Red Bull ganz oben auf dem Siegertreppchen. Sebastian Vettel komplettierten das Podest auf Rang zwei im Ferrari und Daniil Kvyat im Toro Rosso auf der Drei.

Der krönende Abschluss überstrahlte die Probleme nur teilweiße, denn seit 2008 war die Formel 1 nur noch ein Kostenpunkt für den Hockenheimring. Aus diesem Grund ging es in den Wechselbetrieb mit dem Nürburgring, bis der deutsche Grand Prix schlussendlich ganz eingestellt wurde.

Was sich aber parallel seit 2012 entwickelt hat, ist in der Öffentlichkeit nur teilweiße bekannt. Was Thomas Reister damit zu tun hat und wie er die Vorgabe "Wir haben kein Geld und können keine Risiken eingehen, also machen Sie was draus" als neuer Geschäftsführer umsetzte, dazu in diesem Artikel mehr.

Die Geschichte des Hockenheimrings

Der Hockenheimring, eine der bekanntesten Rennstrecken Deutschlands, hat in den letzten 90 Jahren seit seiner Erbauung im Jahr 1932 eine bewegte Geschichte erlebt. Ursprünglich als Motorradrennstrecke konzipiert, durchlief der Hockenheimring zahlreiche Umbauten und Erweiterungen, um den stetig wachsenden Anforderungen des Motorsports gerecht zu werden. In den 1960er Jahren wurde die Strecke modernisiert und erstmals für die Formel 1 tauglich gemacht. 1970 fand der Große Preis von Deutschland erstmals auf dem Hockenheimring statt.

Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Umbauten und Sicherheitsanpassungen vorgenommen, um den modernen Standards des Rennsports zu entsprechen. Trotz dieser Bemühungen stand der Hockenheimring 2008 vor einer großen Herausforderung: Die Austragung der Formel 1 wurde immer unprofitabler. Die hohen Kosten und der Druck, mit anderen internationalen Strecken zu konkurrieren, führten dazu, dass der Hockenheimring den Fahrbetrieb reduzieren musste.

Ab 2008 wechselte sich der Hockenheimring mit dem Nürburgring als Austragungsort des Großen Preises von Deutschland ab. Diese Vereinbarung sollte finanzielle Entlastung bringen und die Tradition des deutschen Grand Prix aufrechterhalten. Doch die Unsicherheiten und unregelmäßigen Einnahmen, die mit diesem Wechselrhythmus einhergingen, belasteten die Betreiber der Strecke weiterhin.

2019 fand das vorerst letzte Formel-1-Rennen auf dem Hockenheimring statt. Es finden aber weiterhin Rennen für die DTM, Party-Events und andere nationale sowie internationale Motorsportereignisse am Hockenheimring statt.

Die Umfunktionierung des Hockenheimrings

Ein bedeutender Schritt zur Neuausrichtung und Verringerung der Abhängigkeit von der Austragung des Formel-1-Rennens in Deutschland war die Gründung der emodrom GmbH im Jahr 2012. Mit der Vision den Hockenheimring von einer reinen Rennstrecke zu einem modernen Mobilitätszentrum weiterzuentwickeln. Hier sollten Industrie, Zulieferer, Dienstleister sowie Hochschulen und Verbände im Bereich E-Mobilität zusammenkommen.

Die emodrom GmbH wurde von Thomas Reister gegründet, mit der Genehmigung der Stadt Hockenheim und des damaligen Geschäftsführers des Hockenheimrings, Georg Seiler. Dieses Projekt soll den Hockenheimring als zukunftsweisenden Standort für innovative Mobilitätslösungen und als wichtigen Knotenpunkt für die Entwicklung und Förderung von E-Mobilität etablieren. Durch die emodrom GmbH werden nun nicht nur Motorsportveranstaltungen, sondern auch Aktivitäten und Entwicklungen im Bereich der E-Mobilität gefördert.

So wurden unter der Führung von Thomas Reister einige Projekt für die Elektromobilität am Hockenheimring umgesetzt, wie 2016 die Elektro-Kartbahn, die auch Touren direkt auf dem Hockenheimring anbietet, mit einer Führung, die zu jedem Rennabschnitt Hintergrundinformationen bereithält, sowie einem anschließenden Rennen auf dem Originalasphalt der Formel 1 Strecke.

2016 wurde das Hotel "Motodrom" am Hockenheimring umfassend renoviert, um den Gästen eine verbesserte Übernachtungsmöglichkeit zu bieten. Die Zimmer wurden modernisiert, ebenso wie die Konferenzräume, um optimale Bedingungen für Meetings und Veranstaltungen am Hockenheimring zu schaffen. Durch diese Renovierung bietet das Hotel nun zeitgemäßen Komfort und eine professionelle Umgebung für Geschäftsreisende und Motorsportfans gleichermaßen.

Um den Hockenheimring als Standort attraktiver zu machen und mehr Investoren, Zulieferer oder Start-ups anzulocken wurde 2018 das "e4-TESTIVAL" veranstaltet. Im Fokus: Alles Rund um Elektromobilität. Bei mehr als 120 Fahrzeugen, war für jeden etwas dabei, vom E-Auto, über den E-Roller bis hin zu E-Bikes und E-Skateboards. Für die Veranstalter und den Fortschritt in der E-Mobilität war das Event ein großer Erfolg.

Seit 2019 bereichert das "Porsche Experience Center Hockenheimring" die berühmte Rennstrecke und bietet Motorsport-Fans eine einmalige Gelegenheit, Porsche hautnah zu erleben. Ermöglicht wurde diese Zusammenarbeit durch Thomas Reister, der maßgeblich dazu beigetragen hat, diesen beeindruckenden Standort zu realisieren. Das Experience Center bietet eine Vielzahl von Attraktionen, darunter faszinierende Ausstellungen und hochmoderne Fahrsimulatoren. Wer das Adrenalin spüren möchte, kann selbst auf der Rennstrecke oder auf Off-Road-Kursen fahren.

Für diejenigen, die nicht selbst fahren möchten, bietet das Porsche Experience Center ein anderes Highlight mit den Werkstatttouren. Hier können Besucher den erfahrenen Ingenieuren über die Schultern schauen und in Technik-Workshops die innovative Porsche-Technologie aus nächster Nähe erleben. Zusätzlich dazu präsentiert das Museum die reiche Geschichte der Marke Porsche auf eindrucksvolle Weise und ergänzt diese mit der Ausstellung von Sondermodelle.

Zwei Jahre später wurde das "tec & wash"-Fahrzeugaufbereitungszentrum eröffnet. Dieser Service bietet eine umfassende Pflege für Autos, vom Waschen über die Innenraumreinigung bis hin zur professionellen Lackaufbereitung. Das Angebot richtet sich nicht nur an Rennfahrer am Hockenheimring, sondern steht allen Besuchern offen.

Nach fast einem Jahrzehnt zieht sich Thomas Reister vom Hockenheimring zurück und verkauft seine Geschäftsanteile 2021 an seine Mitgesellschafter. In seiner Amtszeit leitete er die Transformation des Hockenheimrings von einer reinen Rennstrecke zu einem multifunktionalen Gelände maßgeblich ein. Durch die Ansiedlung von Unternehmen und insbesondere durch die Eröffnung des Porsche Experience Centers hat der Standort erheblich an Attraktivität und Rentabilität gewonnen.


Drei Jahre nach seinem Ausstieg sprach sport.de mit Thomas Reister, der maßgeblich zur Entwicklung des Hockenheimrings beigetragen hat, über seine Erfahrungen und seine Visionen für die Zukunft.

Hallo Herr Reister. Erzählen Sie uns wie Sie zum Motorsport gekommen sind.

Tomas Reister: Vielen Dank für die Einladung. Es ist schon ein paar Jahre her, (…) um genau zu sein 1993 hab ich mich im Motorsport selbständig gemacht. Ein Jahr später hab ich dann die Lizenz der Sponsoren-Cap für Michael Schumacher gekauft, bevor er überraschend Weltmeister geworden ist. Dieser Deal hat mir natürlich einen großen Fuß in die Tür des Motorsports gebracht. Danach habe ich die Merchandise Rechte von Heinz-Harald Frentzen gekauft, weil ich das Potenzial für die Sport-Lizenzen gesehen habe. Der Gewinn hat es mir ermöglicht im Motorradsport, unterstützend aktiv zu werden und so den Nachwuchs zu fördern, als Manager der 125cc und später von der 600cc Klasse.

Was hat sie denn damals am meisten am Motorsport interessiert?

Natürlich neben dem Adrenalin und der Geschwindigkeit, fand ich immer den technischen Teil dahinter spannend, deshalb hab ich 2007 mit meinem Freund und ehemaligem Kunden (Reister lacht) Heinz-Harald Frentzen die Hybrid-Racing AG gegründet und ein Hochleistungs-Hybrid-Rennwagen gebaut. Der modifizierte Gumpert Apollo ging dann 2008 ins 24 Stunden Rennen vom Nürburgring, die Hybridtechnik hat funktioniert nur hat das ursprüngliche Getriebe hat Probleme gemacht, weswegen wir nicht in die Wertung einbezogen wurden.

Wie sind sie zum Hockenheimring gekommen und was waren Ihre Pläne mit der emodrom GmbH?

Wenn man so viele Jahre im Rennsport aktiv ist, kennt man natürlich die Leute und die Rennstrecken und deren Probleme, ich weiß ja ungefähr wie teuer so eine Austragung eines Grand Prix ist und wie viel dieser finanziell einbringt. Die Kosten wurden immer höher, weil die arabischen Länder immer mehr Interesse am Motorsport zeigten und Geld bei ihnen nicht das Problem war. Deswegen hab ich der Stadt Hockenheim und dem Geschäftsführer des Hockenheimrings Georg Seiler, eine Möglichkeit aufgezeigt, wie der Rennstandort langfristiger relevant bleiben kann. Diese haben dann auch schnell meine Ideen unterstützt und der emodrom GmbH zugestimmt. Mein Ziel war es als Faktoren für eine erfolgreiche E-Mobilität an einen Standort zu bringen, wie Industrie, Zulieferer und Forschung. Das ist super für Zusammenarbeit und Entwicklung. Zusätzlich müssen wir durch Events wie das "e4TESTIVAL" die Bevölkerung darauf aufmerksam machen, dass hier ein Wandel entsteht. Das "Porsche Experience Center" ist dafür natürlich auch optimal, für alle Motorsport Fans und Autobegeisterten, für klein und groß ist etwas geboten.

Was sind ihre Pläne für die Zukunft, nachdem Sie sich vom Hockenheimring zurückgezogen haben?

Reister: Ich bin zurzeit viel in meiner Wahlheimat Zug bei Zürich in der Schweiz und verbringe viel Zeit mit meiner Frau und meinen Hunden. Geschäftlich bin ich immer noch im Lizenz-Geschäft tätig und arbeite gerade mit einer bekannten Schweizer Uhrenmarke zusammen, das ist aber noch nicht spruchreif.

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1GroßbritannienLando NorrisMcLaren390
2AustralienOscar PiastriMcLaren366
3NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing341
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team276
5MonacoCharles LeclercFerrari214

Deutschland GP 2019

1NiederlandeMax Verstappen1:44:31.275h
2DeutschlandSebastian Vettel+7.333s
3RusslandDaniil Kvyat+8.305s
4KanadaLance Stroll+8.966s
5SpanienCarlos Sainz+9.583s

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