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Biathlon-Saison beginnt am Samstag

DSV-Stars als Nebendarsteller mit Paukenschlag-Potenzial

Vanessa Voigt und Selina Grotian (r.) vertreten die deutschen Biathlon-Frauen in Kontiolathi
Vanessa Voigt und Selina Grotian (r.) vertreten die deutschen Biathlon-Frauen in Kontiolathi
Foto: © IMAGO/GEPA pictures/ Thomas Bachun
28. November 2024, 22:28

Wenn am Samstag im finnischen Wintersport-Mekka Kontiolahti der Startschuss für den Biathlon-Winter 2024/25 fällt, werden die deutschen Starter und Starterinnen alles daran setzen, ein möglichst großes Stück vom mehr als 8,5 Millionen Euro (mit dem IBU Cup und der EM sogar 9.281.400 Euro) schweren Preisgeld-Kuchen abzubekommen. Aber wie stehen die Chancen? sport.de hat einen Ausblick gewagt:

Mit einer Single-Mixed-Staffel (13:15 Uhr) wird am Samstag der bislang umfangreichste Weltcup, den die Biathlon-Hochburg Kontiolahti in ihrer langen Geschichte ausrichtete, eingeläutet. Es folgen eine Mixed- (Samstag, 15:45 Uhr) sowie die Männer- (Sonntag, 13:45 Uhr) und Frauen-Staffel (Sonntag, 17:25 Uhr), ehe es in der kommenden Woche mit insgesamt sechs Einzelrennen (Kurz-Einzel, Sprint, Massenstart: jeweils Männer und Frauen) weitergeht. 

Ungeachtet des Regelärgers im Vorfeld dürften die Wettbewerbe zumindest einen Fingerzeig geben, wer der Weltcupsaison seinen Stempel aufdrücken wird. Den deutschen Skijägern und Skijägerinnen ist einiges zuzutrauen, die Hauptrollen werden aber wohl die üblichen Verdächtigen spielen. 

Vor allem bei den Herren scheint die Lage eindeutig zu sein. Im vergangenen Winter dominierten die norwegischen Männer über weite Strecken nach Belieben, was die Plätze eins bis fünf und sieben im Gesamtweltcup mehr als eindrucksvoll untermauerten.

Biathlon-Superstar nimmt Konkurrenz in die Pflicht

Norwegens schon jetzt legendärer Superstar Johanne Thingnes Bö erwartet allerdings deutlich mehr Gegenwehr - und hebt dabei vor allem die Franzosen hervor. 

"Ich denke, sie werden unsere größten Rivalen sein", erklärte der 20-fache Weltmeister Mitte November im "Le Dauphine"-Interview. "Die letzte Saison war für die Franzosen keine gute, aber sie haben hart trainiert, um zurückzukommen. Dazu war es ihr erstes Jahr mit neuen Trainern. Vielleicht braucht es etwas Zeit, bis das neue System funktioniert", so der 31-Jährige weiter. Ohnehin sei die enorme Dominanz der Norweger langfristig eher schädlich für den Sport, betonte Bö, der die Konkurrenz in die Pflicht nahm: "Wir brauchen die Schweden, die Franzosen, die Deutschen, alle."

Eben jene Schweden, allen voran Sebastian Samuelsson und Martin Ponsiluoma, dürften neben den Norwegern und Franzosen zu den größten Konkurrenten der DSV-Herren zählen. Einzig den beiden 24-jährigen Italienern Didier Bionaz und Tomasso Giacomel ist es zuzutrauen, die etablierte Elite so richtig zu ärgern.

Die Favoriten im Kampf um das Gelbe Trikot sind neben Johannes Thingnes Bö, seinem Bruder Tarjei sowie den Norwegern Sturla Holm Laegreid und Johannes Dale aber der Franzose Emilien Jacquelin und Samuelsson. Daran ändert auch Bös überraschende Formschwäche beim norwegischen Saisonstart vor etwa zwei Wochen nichts.

Das bedeutet wohl auch, dass Deutschland auch 2024/25 vergeblich auf den ersten Gesamtweltcupsieger seit Michael Greis 20026/07 warten muss. Einzelne Ausrufzeichen sind dennoch drin. 

Zwar hat mit Benedikt Doll der erfolgreichste deutsche Biathlet der letzten Jahre seine Skier inzwischen an den Nagel gehängt, mit Roman Rees, Justus Strelow, Johannes Kühn und Philipp Nawrath landeten im Vorjahr allerdings gleich vier andere DSV-Stars im Saisonverlauf auf dem Podium - oder siegten sogar.

Rees, der im Vorjahr direkt zum Auftakt gewinnen konnte, muss sich nach einer schwächeren Vorbereitung allerdings erst einmal mit einem Platz im Aufgebot für den zweitklassigen IBU-Cup begnügen, schlagkräftig ist das Aufgebot für Kontiolahti dennoch. 

Nawrath gehört zu den schnellsten Läufern im Feld und kann bei guten Schießresultaten immer etwas reißen, Strelow wiederum war im Vorjahr eindeutig der beste Schütze des gesamten Feldes, hat der 27-Jährige erneut läuferisch einen Sprung gemacht, sind Ausreißer nach oben absolut möglich. Bei den deutschen Meisterschaften in Altenberg deutete Strelow zudem an, dass er näher an die deutsche Laufspitze herangerückt ist.

Französin jagt den "Heiligen Gral" des Biathlons

Auch bei den Damen zählen die deutschen Starterinnen um Franziska Preuß und Vanessa Voigt zwar als Podiumsanwärterinnen, der ganz große Coup wird aber wohl eher einer anderen Skijägerin gelingen. Die italienische Titelverteidigerin Lisa Vittozzi, die in Kontiolahti wegen einer Rückenverletzung passen muss, dürfte vor allem von der Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold, der Schwedin Elvira Öberg und einem starken Team aus Frankreich herausgefordert werden. 

Paula Botet, Lou Jeanmonnot, Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon legten in der Vorbereitung bereits eine beeindruckende Frühform an den Tag. Vor allem in der Loipe scheint Braisaz-Bouchet die Athletin zu sein, die es im Fight um den "Heiligen Gral" (O-Ton: Braisaz-Bouchet) zu schlagen gibt.

Apropos Topzeiten auf der Strecke: Gespannt darf man auch sein, ob die ehemalige Langlaufspezialistin Anamarija Lampic den nächsten Schritt gemeistert hat. Die Slowenin diktierte im vergangenen Winter reihenweise die Laufzeiten, versemmelte Top-Ergebnisse aber nicht selten am Schießstand. Lampic wäre allerdings nicht die erste Spezial-Langläuferin, die diese Probleme in den Griff bekommt - Denise Herrmann-Wick lässt grüßen.

Aus deutscher Sicht wird vor allem spannend sein, wie sich die Talente schlagen. Für Kontiolahti nominierte der DSV neben den Zugpferden Voigt und Preuß die junge Garde Johanna Puff, Selina Grotian, Julia Kink und Julia Tannheimer. 

Einen sehr guten Eindruck hinterließ zuletzt Tannheimer, die bei den deutschen Meisterschaften mehrere Ausrufezeichen setzen konnte. Puff überzeugte zudem als Siegerin der internen Weltcup-Qualifikation in Vuokati im November. 

DSV-Sportdirektor spricht von "großen Schritt nach vorne"

Damals lobte DSV-Sportdirektor Biathlon Felix Bitterling allerdings auch das restliche Talente-Trio. "Alle drei haben sehr gute Leistungen gezeigt, sind sehr laufstark und machten einen großen Schritt nach vorne" lobte er. 

Eine interessante Aussage, schließlich würden vor allem Grotian und Tannheimer mit einer weiteren Steigerung schon in die erweitere läuferische Weltspitze vordringen. 

Insgesamt betonte Bitterling: "Wir haben damit eine junge Mannschaft und freuen uns, mit ihnen in die Saison zu starten. Die anderen sollen sich im IBU Cup Selbstvertrauen holen, wieder Top-Leistungen abliefern, um dann wieder im Weltcup anklopfen zu können."

Zu diesen "anderen" zählen mit Hanna Kebinger und Sophia Schneider zwei Sportlerinnen, die im vergangenen Jahr noch Teil des Weltcupkaders waren. Die interne Konkurrenz ist also offenbar nicht gerade klein. Bleibt abzuwarten, ob das ausreicht, um das deutsche Damen-Biathlon wieder in die äußerst erfolgreichen Sphären früherer Tage zu katapultieren. 

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